Volltext: Der Naturarzt 1890 (1890)

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Urteil des Lesers, nach diesen Aeußerungen eines selbst für die Anhänger der 
Arzneibehandlung mustergültigen Lehrbuchs die Handlung jenes Rezeptver- 
schreibers gebührend zu kennzeichnen!!! 
Ich halte es für meine Pflicht, bei dieser Gelegenheit auf das geschäfts 
mäßige Treiben in den Sprechstunden gewisser klinischer Lehrer hinzuweisen, 
bei denen es oft genug nur darauf ankommt, einen möglichst hohen Umsatz 
zu erzielen. Nie kann durch ein solches blindes Dreinfahren mit zweischneidigen 
Arzneistoffen ohne jeglichen Heilplan, ohne Kenntnis der Eigentümlichkeiten des 
Kranken, diesem Nutzen gebracht werden. Daß unberechenbarer Schaden durch 
ein solches hier nicht weiter zu benamendes Verfahren angestiftet werden kann, 
geht aus unserer Betrachtung zur Genüge hervor. Es ist freilich weit be 
quemer und fördert mehr an Zeit und Geld, einem Kranken in geheimnisvoller 
Lateinschrift ein Mittelchen zu verraten, als eingehend eine Menge einfacher 
Vorschriften zu zergliedern, durch deren gewissenhafte Ausführung wirklich etwas 
Ersprießliches geleistet werden kann. 
Mit diesem Beispiel habe ich zugleich die Frage, ob klinische oder Natur- 
Heilmethode zum Nutzen des Kranken vorzuziehen sei, berührt und genügende 
Anhaltspunkte gegeben für deren Beurteilung. Wenn man klinische Vorträge 
hört und in gelehrten Sammlungen überliest, wenn man die ganze neuere Litte 
ratur der Schulmedizin eingehend prüft, so sollte man glauben, der Arzt sei 
da zum Forschen, der Kranke zum Sterben. Ich muß mit Nachdruck, um 
Mißverständnissen zu begegnen, hervorheben, daß nach meiner Meinung nur 
eine sorgfältige Erkenntnis der Krankheit und einer Menge von Nebenumständen 
uns sichere Heilerfolge verspricht. „Erst untersuchen, dann urteilen, dann helfen; 
das ist der vorgezeichnete Weg." Aber man darf die Erkenntnis nicht so hoch 
stellen, daß die Frage der Heilung gar nicht heranreicht. Wir müffen praktisch 
sein, um dem Kranken praktische Vorteile zu bringen. Und wenn ich in dieser 
Beziehung die Methode der klinischen Behandlung mit derjenigen in Natur- 
heilanstalten vergleiche, ein Vergleich, der um so größeren Wert besitzt, als man mich 
der Einseitigkeit nicht beschuldigen kann, indem ich weder an einer Klinik noch 
an einer Naturheilanstalt thätigen Anteil nehme, wenn ich die praktischen Ein 
richtungen der letzteren, das Eingehen der in diesen beschäftigten Aerzte auf olle 
Eigentümlichkeiten der Kranken, die Geschäftigkeit,. den Eifer, die Fürsorge für 
alles, was zur Heilung dienen kann und vor allem das Fernhalten gewisser 
Einwirkungen, welche das Wohl des Kranken schädigen können, in Rücksicht 
ziehe, so kann für mich die Entscheidung der Frage keine Schwierigkeiten 
bieten, ob: 
klinische oder Natur-Heilmethode!!! 
Behandlung der Cholera durch Masser. 
Ein Brief des Herrn Pastor Wislieeny aus Holzdorf bei Halle 
vom 19. Februar 1889. 
In den sechziger Jahren brach in Quedlinburg a. Harz die Cholera in 
sehr heftiger Weise aus. Die Medizinärzte konnten keine Hülse schaffen, und 
die Menschen starben in großer Menge dahin. Ich hatte I. H. Rausse ge 
lesen: „Wasser thut's freilich!" welches Buch mit großer Erfahrung, Begeisterung
	        
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