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sicht rein aus Interesse für die Naturheilweise und aus Bedauern darüber, daß dieselbe so
schwere Kämpfe gegen die inneren Feinde zu bestehen hat. Denn daß dies der Fall ist,
zeigte ja die letzte Versammlung zur Genüge, zeigte die Art und Weise, mit welcher einige
Vertreter bemüht waren, dieselbe unnütz zu verlängern, durch Nörgeleien, durch Bekrittelung
jede Maßnahme des Bundesvorstandes zu erschweren. Und welchen Zweck erreichte man da
durch? Weiter nichts, als daß 1. die Versammlung nach 8^ ständiger Beratung 9 Anträge
endlich zur Erledigung bringen konnte, daß es 2. jedem besser Denkenden bange werden
mußte um die gedeihliche Weiterverbreitung der Naturheilweise, und daß man sich 3. sagen
mußte: so kann es nicht weiter gehen! Man dachte anscheinend nicht daran, daß der Bundes
vorstand nur Ehrenämter bekleide. Man schien zu vergessen, daß man denkende und für die
Sache fleißig arbeitende Männer vor sich hatte, im Gegenteil schien die Opposition zu
glauben, sie habe in dem Bundesvorstände bezahlte Beamte vor sich, denen man wegen un
genügender Leistungen allen denkbaren Tadel erteilen könne. Und doch so ohne Grund!
Der Bundesvorstand ist wenigstens bemüht, etwas Positives zu schaffen, um die Naturheil
weise gegen Feinde jeder Art zu schützen. Wo liegen aber die Schöpfungen dieser sogenannten
Oppositionspartei, welche ein Anderer vielleicht noch anders nennen würde? Nur in Nörge
leien. Wortklaubereien, langen zwecklosen Debatten und fortwährenden Beschwerden gegen
die Geschäftsordnung. Von Förderung der Naturheilweise hat man bei ihnen nichts gehört.
Aber über die wiederholte Warnung des Bundesvorstandes alle politischen Bestrebungen fern
zu halten, glaubte man sich beschweren zu müssen. Ja, man ging sogar so w it, seine poli
tischen Glaubensbekenntnisse noch hinein zu spielen und suchte so der Versammlung einen
Charakter zu geben, der sich mit unseren Zielen einfach nicht verträgt, und sehr oft den An
griffspunkt unserer Gegner abgeben muß.*) Wo soll das hinführen? Man hätte als denkender
Mann fast allen Mut verlieren müssen, wenn nicht die Versammlung zum größten Teil aus
Männern bestanden hätte, welche wohl wußten, was sie wollten, ohne lange zu reden, deren
Entrüstung sich endlich so steigerte, daß sie in entsprechender Weise die fortgesetzten Angriffe
zurückwiesen, welche von der sogenannten Opposition gemacht wurden, und zwar mit lautem
Proteste gegen derartige Machinationen. Und dieses energische Eingreifen der wohlgesinnten
größeren Mehrheit war der große Lichtblick, der einen diese Opposition ertragen und dieselbe
als das betrachten ließ, was sie eigentlich war: wüste Agitation ohne soliden Hintergrund!!'
Dieses energische, entschlossene Auftreren derjenigen, die gewillt sind, aus Interesse für die
Mitmenschen der Naturheilweise Verbreitung zu schaffen, war auch nur im Stande, das
Wirken dieser einzelnen Vertreter zu nichte zu machm, und hoffentlich wird sie es auch ferner
im Stande sein.
Aber eine bedenkliche Seite hat die Sache doch. Werden sich derartige Vorgänge
wiederholen? Oder haben sich diese Herren aus dem Verlaufe der Verhandlungen eine Lehre
gezogen? Haben sie vielleicht erkannt, daß diejenigen, welwe die Bewegung sachlich führen,
alle andere Agitation mit der größten Entschiedenheit zurückweisen.
Der Verfasser dieses hofft es, aber glaubt nicht umhin zu können, für den entgegen
gesetzten Fall seine Meinung zum Ausdruck zu bringen.
Auf alle Fälle müßte man eine entschiedene Grenze bei Ausnahme der Vereine ziehen.
Und wie wäre das zu bewerkstelligen? Einfach durch die Maßregel, die jeder Bund benützt,
um Vereine, welche die Sache schädigen, von der Vereinigung zurückzuweisen, durch Ausnahme-
deputation bezw. Vorstandssitzungen, die über Ausnahme und Ausschluß derartiger Vereine
gewissenhaft entscheiden müssen. Man wird hier nun einzuwenden haben, wo bleibt der ge
meinnützige Zweck, den unsere Bewegung verfolgt? Nun, ich huldige der Ansicht, daß nur
der Anspruch auf den Nutzen der Naturheilweise hat, der ihr nicht Steine in den Weg legt,
der ohne Schwarzseherei, ohne Vorurteil mithilft, in sachlicher Weise für die Naturherlmethode
zu arbeiten, der das Extreme vermeidet und überzeugt ist, dag unsere Lehre nur auf wissen
schaftlichem Boden gedeihen und seinerzeit anerkannt werden kann. Denjenigen aber, welche
die Naturheilweise benutzen, um unter ihrem Deckmantel nur Oppositionsgelüste zu befriedigen,)
denen nehme man das Recht, umer der Bundessahne zu marschieren. Besser, ein kleiner
Bund mit weiser gemäßigter Führung und ihre Aufgabe richtig erfassenden Männern, als
ein großer mit Elementen, die da drohen, den gutdenkenden Führern die Lust zur Arbeit zu
benehmen und den ganzen Bund zu diskreditieren. Es dürfte also, wenn sich inzwischen die
Sache nicht klärt, der mögliche Fall sein, daß dementsprechende Anträge der nächsten Bundes
versammlung vorgelegt werden. Es ist dies des Unterzeichneten unumstößliche Ansicht und
wird es auch nach den bisherigen Erfahrungen bleiben, selbst wenn vielfach gegnerische Är-
tikel hierdurch veranlaßt werden sollten. Deshalb glaubt er auch mit seiner Meinung nicht
zurückhalten zu dürfen, sondern sie den übrigen Vereinen zur Kenntnisnahme und Prüfung,
unterbreiten zu müssen, um so schon eine Grundlage zu schaffen, auf der dem inneren Feinde
vollständig zu begegnen und eventuelle Bestimmungen auszubauen wären.
*) Die „Volkstribüne" in Berlin bringt eben einen Artikel: „Sozialdemokratie und
Naturheilkunde", der so viel Wahres und Falsches ausweist, daß wir ihn bei freiem Raume
gelegentlich beleuchten. D. Red.