Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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unruhiger Schlaf, Magenbeschwerden, dabei hochgradige Erregbarkeit, durch 
den geringfügigsten Anlaß hervorgerufen. Alle inneren Organe waren nach 
weislich gesund; dagegen Verarmung und Verringerung der Blutmasse, ein Dar 
niederliegen aller Willenskraft der wichtigsten Lebensverrichtungen unverkennbar; 
also allgemeine Nervenschwäche und Blutarmut zu bestimmen. Bei vege 
tarischer Kost, unter Ausschluß aller Reizmittel und richtiger Hautpflege (laue 
Abreibungen, Halbbäder, Begießungen und laue Regend ouschen) Atemgymnastik, 
allgemeiner Massage und gleichmäßiger Verteilung zwischen Ruhe und Bewegung, 
ja leichter körperlicher Arbeit bei sorgfältiger Schonung von aller ernsteren 
geistigen Thätigkeit gelang die Heilung zwar erst nach dreimonatlicher Kur 
(unterbrochen durch mehrfache Rückfälle) aber schließlich doch so vollkommen, 
daß die. Kranke beim Verlassen der Anstalt sich nicht nur körperlich gekräftigt, 
sondern auch geistig stark und widerstandsfähig genug fühlte, um ihren Beruf 
demnächst in vollem Umfange wieder aufnehmen zu können. 
Naturheilanstalt und Curbad Wiesenbad bei Annaberg im sächs. Erzgebirge. Soeben 
geht uns ein Heftchen mit Abbildungen zu, aus welchem wir ersehen, daß unser verehrter 
Mitarbeiter, H. Dr. weck. Max Böhm, Besitzer dieser Anstalt ist und aus ihr nicht allein 
eine Stätte der Gesundheit und des Heiles, sondern auch eine Pflanzschule unserer heiligen 
Sache zu machen bemüht ist. Der Beschreibung nach mutz der Ort herrlich liegen. Die Ein 
richtungen der Anstalt selbst stehen, das müssen wir sagen, auf der Höhe der Zeit und 
Wissenschaft. Die Häuser sind einfach-geschmackvoll, die Bade-, Dampf- und Massagezimmer 
scheinen sogar über die gewöhnlichen Einrichtungen hinauszugehen, Wandelbahn, Turnsaal, 
Musik-, Gesellschaftssaal, Lehrer, Post, Eisenbahn, Schwimmschule, schattiger Wald, Promenaden, 
Lufthütten, Sonnenbäder — alles, alles ist vertreten und tritt noch in's Leben, so daß die Anstalt 
unter solch bewährter Leitung nur emporblühen und unsere Sache nur neue Siege feiern kann. 
Wir halten uns verpflichtet, ohne Wunsch und Wissen Herrn Dr. Böhms, auf diese 
Anstalt hinzuweisen, da gar mancher Leser jetzt schon aufseufzen mag: „Wohin sollst du 
ieses Jahr zur Kur gehn?" 
Das Curbad Muche in der Berliner Holzmarktstraße ist ebenfalls eine neue Gründung, 
welche den Berlinern empfohlen zu werden verdient. Frau Muche ist durch längere Zeit 
Leiterin in der bewährten Berliner Naturheilanstalt (Sebastianstr. 27) gewesen, hat 
Gräfenberg besucht und ist eine ebenso tüchtige Krankenpflegerin als geistreiche naturärztliche 
Schriftstellerin. 9 
(Eilte schwere GehinchautentMldimg. 
Von Bruno Beyer, prakt. Vertreter der Naturheilkunde in Chemnitz. 
Am 1. Januar wurde ich in die Wohnung des Schlossers S. in Chtz. gerufen, wo 
ich dessen 3jähr. Söhnchen stark fiebernd und bewußtlos im Bette fand. Das Kind, das bis 
vor meinem Rufe in medizinischer Behandlung gestanden, bot einen recht beklagenswerten 
Anblick. Beständig rollten die Augen in den Höhlen, und ein zuckender Krampf — ähnlich 
dem Zahnkrampf — deutet an, daß der Leidenszustand des Kindes einen Höhepunkt erreicht 
hatte, auf dem bald über Leben oder Tod entschieden werden mußte. 
Recht lehrreich waren die Ergebnisse, welche die Untersuchung zu Tage förderte. 
Bereits alle Kinder der Familie, 7 an der Zahl, waren nach und nach von der Gehirnhaut 
entzündung befallen worden. Da aber in allen vorhergegangenen Fällen die Behandlung 
nach den Grundsätzen der Staatsmedizin vorgenommen ward, so kann es die Leser nicht 
Wunder nehmen, daß, obgleich bei allen das Uebel selbst wohl behoben wurde, dennoch die 
Nachwehen der Medizin-Kuren sich einstellten; denn an Schwächezuständen teilweise des ganzen 
Körpers, aber auch einzelner Organe, litten die Sprossen dieser bedauernswerten Familie alle. 
Ein Kind verfiel sogar nach der Kur in Blödigkeit. Es ist freilich recht schlimm, daß die 
Eltern erst durch so bittere Erfahrungen auf die Naturheilkunde aufmerksam werden mußten. 
Es mußte sehr nahe liegen, daß bei dem öfteren Auftreten einer so gleichgearteten 
Krankheit auch so ziemlich gleichartige Ursachen zu Grunde lägen. Entweder hatte man es 
hier mit einem ererbten Uebel- zu thun, oder, was vielleicht näher liegt, es waren durch 
schädliche Familiengewohnheiten dem Körper gesundheitswidrige Stoffe zugeführt worden, die
	        
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