69 unruhiger Schlaf, Magenbeschwerden, dabei hochgradige Erregbarkeit, durch den geringfügigsten Anlaß hervorgerufen. Alle inneren Organe waren nach weislich gesund; dagegen Verarmung und Verringerung der Blutmasse, ein Dar niederliegen aller Willenskraft der wichtigsten Lebensverrichtungen unverkennbar; also allgemeine Nervenschwäche und Blutarmut zu bestimmen. Bei vege tarischer Kost, unter Ausschluß aller Reizmittel und richtiger Hautpflege (laue Abreibungen, Halbbäder, Begießungen und laue Regend ouschen) Atemgymnastik, allgemeiner Massage und gleichmäßiger Verteilung zwischen Ruhe und Bewegung, ja leichter körperlicher Arbeit bei sorgfältiger Schonung von aller ernsteren geistigen Thätigkeit gelang die Heilung zwar erst nach dreimonatlicher Kur (unterbrochen durch mehrfache Rückfälle) aber schließlich doch so vollkommen, daß die. Kranke beim Verlassen der Anstalt sich nicht nur körperlich gekräftigt, sondern auch geistig stark und widerstandsfähig genug fühlte, um ihren Beruf demnächst in vollem Umfange wieder aufnehmen zu können. Naturheilanstalt und Curbad Wiesenbad bei Annaberg im sächs. Erzgebirge. Soeben geht uns ein Heftchen mit Abbildungen zu, aus welchem wir ersehen, daß unser verehrter Mitarbeiter, H. Dr. weck. Max Böhm, Besitzer dieser Anstalt ist und aus ihr nicht allein eine Stätte der Gesundheit und des Heiles, sondern auch eine Pflanzschule unserer heiligen Sache zu machen bemüht ist. Der Beschreibung nach mutz der Ort herrlich liegen. Die Ein richtungen der Anstalt selbst stehen, das müssen wir sagen, auf der Höhe der Zeit und Wissenschaft. Die Häuser sind einfach-geschmackvoll, die Bade-, Dampf- und Massagezimmer scheinen sogar über die gewöhnlichen Einrichtungen hinauszugehen, Wandelbahn, Turnsaal, Musik-, Gesellschaftssaal, Lehrer, Post, Eisenbahn, Schwimmschule, schattiger Wald, Promenaden, Lufthütten, Sonnenbäder — alles, alles ist vertreten und tritt noch in's Leben, so daß die Anstalt unter solch bewährter Leitung nur emporblühen und unsere Sache nur neue Siege feiern kann. Wir halten uns verpflichtet, ohne Wunsch und Wissen Herrn Dr. Böhms, auf diese Anstalt hinzuweisen, da gar mancher Leser jetzt schon aufseufzen mag: „Wohin sollst du ieses Jahr zur Kur gehn?" Das Curbad Muche in der Berliner Holzmarktstraße ist ebenfalls eine neue Gründung, welche den Berlinern empfohlen zu werden verdient. Frau Muche ist durch längere Zeit Leiterin in der bewährten Berliner Naturheilanstalt (Sebastianstr. 27) gewesen, hat Gräfenberg besucht und ist eine ebenso tüchtige Krankenpflegerin als geistreiche naturärztliche Schriftstellerin. 9 (Eilte schwere GehinchautentMldimg. Von Bruno Beyer, prakt. Vertreter der Naturheilkunde in Chemnitz. Am 1. Januar wurde ich in die Wohnung des Schlossers S. in Chtz. gerufen, wo ich dessen 3jähr. Söhnchen stark fiebernd und bewußtlos im Bette fand. Das Kind, das bis vor meinem Rufe in medizinischer Behandlung gestanden, bot einen recht beklagenswerten Anblick. Beständig rollten die Augen in den Höhlen, und ein zuckender Krampf — ähnlich dem Zahnkrampf — deutet an, daß der Leidenszustand des Kindes einen Höhepunkt erreicht hatte, auf dem bald über Leben oder Tod entschieden werden mußte. Recht lehrreich waren die Ergebnisse, welche die Untersuchung zu Tage förderte. Bereits alle Kinder der Familie, 7 an der Zahl, waren nach und nach von der Gehirnhaut entzündung befallen worden. Da aber in allen vorhergegangenen Fällen die Behandlung nach den Grundsätzen der Staatsmedizin vorgenommen ward, so kann es die Leser nicht Wunder nehmen, daß, obgleich bei allen das Uebel selbst wohl behoben wurde, dennoch die Nachwehen der Medizin-Kuren sich einstellten; denn an Schwächezuständen teilweise des ganzen Körpers, aber auch einzelner Organe, litten die Sprossen dieser bedauernswerten Familie alle. Ein Kind verfiel sogar nach der Kur in Blödigkeit. Es ist freilich recht schlimm, daß die Eltern erst durch so bittere Erfahrungen auf die Naturheilkunde aufmerksam werden mußten. Es mußte sehr nahe liegen, daß bei dem öfteren Auftreten einer so gleichgearteten Krankheit auch so ziemlich gleichartige Ursachen zu Grunde lägen. Entweder hatte man es hier mit einem ererbten Uebel- zu thun, oder, was vielleicht näher liegt, es waren durch schädliche Familiengewohnheiten dem Körper gesundheitswidrige Stoffe zugeführt worden, die