Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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Zimmerwärme entspricht möglichst dem früheren Dasein. Ein weiches, 
warmes Bettchen umfängt nach Beendigung seiner ersten Anklcidung den kleinen 
Erdenbürger, so daß kaum das Näschen daraus hervorlugt, und die zwei blauen 
Vorhänge des alldeutschen Himmelbettchens schließen ibn gänzlich von der 
Außenwelt ab. Wie liebevoll sorgsam das alles ausgedacht ist! 
Leider entspricht es wenig dem Willen des Schöpfers. Kann es richtig 
sein, einen Zustand verlängern zu wollen, welchen aufzuheben die Natur für 
gut befand? Indem sie das Kind geboren werden ließ, gab sie es dem Licht, 
der Luft, der freien Bewegung. Dunkelheit, Abgeschlossenheit, Gebundenheit 
bedarf es nun nicht mehr. Mit dem herzhaften Schrei, durch welchen ein 
gesundes Kind das Leben begrüßt, öffnet es voll Wollust die Lungen dem Strome 
der Luft. Sorget also, daß dies eine reine, nicht durch allerlei Gerüche 
verfälschte Gottesluft sei! Öffnet dem jungen Wesen nicht nur eure Herzen, 
sondern auch die Fenster! Gestattet dies die rauhe Jahreszeit nicht, so geschehe 
es indirekt durch einen Nebenraum und die Thür. Eine Wärme von 16 
bis 18° R. genügt für das Zimmer. 
Ins Reich des Lichtes ist das Kind gestiegen, dem Lichte soll sein Streben 
zugewandt sein; also schließt seinen segnenden Strahl nicht ab in jener Weihe 
stunde des erwachenden Daseins. Es wird das Auge keinen Schaden nehmen, 
wenn wir nur darauf achten, es nicht demselben direkt zuzuwenden. Die so 
sehr gefürchteten Entzündungen des Auges sind nicht die Folge scharfen Lichtes, 
sondern rühren von Unreinigkeit her, welche sich unter den Lidern leicht sam 
meln. Häufige kühle Waschungen des Gesichtchens schützen am besten davor. 
Fortsetzung folgt. 
Aus den Naturheilanstalten. 
Kurbericht aus der Stiftung „von Zimmermann'sche Naturlieilanstalt" 
bei Chemnitz von Dr. med. Winchenbach. 
Während der Monate Dezember 1888 und Januar er. befanden sich in 
der Anstalt 34 meist chronisch Kranke in ärztlicher Behandlung, von denen am 
1. Februar er. 21 im Bestände verblieben, 7 als geheilt, 4 als erheblich ge 
bessert, und 2 Unheilbare in Abgang kamen. Der Häufigkeit nach geordnet 
teilen sich in diese Fälle: Frauen (Unterleibs-) Leiden, Krankheiten des Nerven 
systems, (namentlich sogenannte Nervenschwäche, teils des Gehirns, teils des 
sympathischen Geflechts), solche der Nieren (Eiweiß-Ausscheidung), der Lungen 
und des Kehlkopfs (Schwindsucht), der Knochen und Gelenke (Entzündungen) 
der Verdauungs- und der Kreislaufs-Organe (Entzündungen) der Magen- und 
Darm-Schleimhaut, ferner Magen-Krebs und Klappenfehler des Herzens, 
endlich Störungen in der Blutmischung (Säfteentmischung) und Hautthätigkeit. 
Von diesen Erkrankungsformen erscheinen folgende besonders erwähnenswert: 
1) ein Fall von chronischem Gelenkrheumatismus, welcher beim Beginn 
der Kur in fast allen größeren, aber auch in den kleineren (Finger-) Gelenken 
herumwanderte, sich jedoch bald in einzelnen größeren (Schulter- und Fluß-) 
Gelenken festsetzte und zwar unter gleichzeitiger, schmerzhafter Anschwellung und 
erheblicher Gebrauchsstörung derselben. Während zu Anfang Kastendampfbäder 
und Ganzpackungen zur Anwendung kamen, traten später örtliche Einwicke 
lungen, Abreibungen, Halbbäder und die Knetkur, verbunden mit selbstthätiger 
Bewegungen ihr Recht und wurde dadurch bei vegetarischer Kost — in kurzer 
Zeit völlig Heilung erzielt. 
2) ein Fall von akuter Fußgelenks-Entzündung mit Zerreißung des
	        
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