Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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der „Zeitschrift" dargelegten Grundanschauungen vollständig teile und nur in 
einem Punkte meiner Behandlung von ihm abweiche. 
Wenn ich vor 30 Jahren einer ganz ähnlichen Behandlung, wie die von 
Herrn Canitz angegebene (mit einziger Ausnahme der Anwendung von Dampf- 
krähnen bei Schulter und Brustpackungen, einer mir damals noch unbekannten 
Heilform) ganz gleiche günstige Erfolge durchschnittliche Heilung des Keuchhustens 
in 4—5 Wochen, erreichte, so habe ich seitdem entschieden günstigere Erfolge, 
Heilung in durchschnittlich 2—3 Wocken, erreicht. 
Ehe ich mein Verfahren und die dafür sprechenden Gründe hier mitteile, 
kann ich nicht umhin, die Leser nochmals auf die vortreffliche oben angeführte Arbeit 
des Herrn Canitz zu verweisen, welche mich alles näheren Eingehens auf die Kenn 
zeichen des Keuchhustens, die verschiedenen von ihm, wenn er sich selbst überlassen 
bleibt, in der Regel durchlaufenen Stadien und dem Wirrwarr der medicinischen 
Anschauungen überhebt. Namentlich hat Herr Canitz die Ansteckungslehre in 
ihrer ganzen Blöße und Windigkeit darzulegen verstanden. 
Ebenso kannIch dem, was er über die Entstehungsursachen der Krankheit 
beibringt, vollständig beipflichten, wenn ich auch das Bild der Entstehung selbst 
zur Verdeutlichung der Gründe für meine Behandlungsweise etwas anders 
fassen muß. 
Schon Herr Canitz hat darauf aufmerksam gemacht, daß die Verdauung, 
die Magen- und Darmthätigkeit bei Entstehung des Keuchhustens eine 
wichtige Rolle spielen, und diese Erscheinung ist es, welche ich ganz 
besonders betonen muß. 
Von einem 'alten praktischen Arzte, D. W., hörte ich vor Jahren bei 
Gelegenheit eines vorübergehenden Gespräches über den damals in dem Städtchen 
I. in ausgedehnter Weise herrschenden Keuchhusten die Äußerung, daß er, Dr. 88., 
„den Keuchhusten als eine Stoffwechselstörung im Gebiete des Nervus vagus 
(Lungenmagennervs) auffasse, welche von Verschleimung der Verdauungswerkzeuge 
herrühre, und daß er die besten Erfolge habe, seitdem er gegen den Keuchhusten 
mit leichten Abführmitteln vorgehe." Da ich damals gerade die Kinder zweier 
mir nahestehenden Familien am Keuchhusten behandelte und mir die üppige 
Ernährungsweise derselben den Grundgedanken des alten Arztes als richtig 
erscheinen ließ, ich mir zugleich bewußt war, welche weit wirksameren Mittel 
die Naturheilkunde zur Befreiung der Verdauungsorgane von Schleim, zur 
Reinigung, Anregung und Kräftigung derselben besitzt, so trat ich sofort in 
den Versuch ein, ließ alle Hals- und Brustumschläge fort und behandelte 
die Kinder vorzugsweise mit feuchten Unterleibsumschlägen und Klystieren 
unter Anwendung passender vegetarischer Nährweise Bewegung und frischer Luft, 
Schlafen bei offenen Fenstern, Gurgeln mit frischem Wasser u. s. w. Der Erfolg 
war ein überraschender; einzelne Kinder genasen schon in 14 Tagen, andere 
in 3, die letzten in 4—5 Wochen. Bei allen aber traten die eigentlicheil 
Krampfanfälle des Hustens alsbald ganz zurück. 
Seitdem habe ich stets den Schwerpunkt der Behandlung auf den Unterleib 
und die Verdauung gelegt und in späterer Zeit, nachdem mir die von Herrn 
Canitz angegebenen Krukenbettdampfbäder bekannt geworden, habe ich auch voii 
diesen^ mit sebr glücklichem Erfolge Gebrauch gemacht. 
Auf Grund anderer Erfahrungen bin ich zu nachstehenden Anschauungen 
über die Ursachen des Keuchhustens gelangt. 
Der Keuchhusten entsteht nur auf Grund unpassender Ernährung' und 
durch diese hervorgerufene Verschleimung des Magens und Darmkanals, 
der Einfluß der Einatmung schlechter Luft steht erst in zweiter Reihe,
	        
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