Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

Ärztlicher Briefkasten. 
Herrn Sekretär W, in Br. „Sie empfinden seit einigen Monaten in sämtlichen 
Fingerspitzen ein brennendes Kribbeln, Mittel- und Ringfinger an beiden Händen scheinen 
doppelt anzuschwellen, ohne daß man etwas sehen kann. Dieses Gefühl teilt sich auch den 
Zeigsfingern, den Daumen, der „Maus", wenn auch nicht so heftig, mit. Nachts geht das 
Gefühl häufig in Krampf über, so daß Sie aufschreien möchten." Bei Ihrem geschilderten 
Temperamente, Jirer Berufsthätigkeit, sowie den oben angeführten Angaben läßt sich nur 
auf ein rein nervöses Le den schließen, da Sie von anderen Erscheinungen, z. B. Muskel 
schwund nichts berichten, was Ihnen doch wohl besonders hätte auffallen müssen. Ihr Leiden 
hängt gewiß mit chronisch kalten Gliedmaßen zusammen. Wir raten: 1). Tägliches Hand- 
dampchad, V 2 —% Stunde, mit nachfolgendem 26°—24° R Hand- resp Armbade, bis zur 
Normaltemperatur. 2). Außerdem täglich 3 Armbäder (Hand einschließlich) etwa 22° je 5—8 
Minuten. 3). Täglich früh und abmds die Hand gut koeten und streichen zu lassen, sowie 
Fingergymnaitik auszuführen. 4). Nachts die Hand feuchtwarm zu halten. 5). (Zur allge 
meinen Behandlung) Morgendliche 22° Waschungen, sowie ab und zu ein 26° Vollbad. 
Herrn Lehrer Sch. in W. Nach Ihrem Berichte zu schließen, lechen Sie an 
Sympathicoasthenie (Nervenschwäche des sympathischen Nervengeflechtes, ohne jedwede anatomische 
Grundlage). Die geschilderten Symptome (Krankheitsäuberungen) besonders von Seilen des 
Magens stimmen damit vollkommen überein. Sie haben eben eine nervöse Dyspepsie 
(Magenverstimmung). Organische Veränderungen sind, mie Ihnen auch alle Ärzte richtig 
angaben, bis auf eine leichte Magenwe.uderschlaffnng nicht vorhanden. 
Ein Hauptmittel für vollständige Herstellung ist Aussetzen jeder Berufsthätigkeit auf 
einige Wochen. Geht das nicht an, so beschränken Sie wenigstens Ihre Arbeitszeit. Lassen 
Sie sich alsdann täglich massieren, neben leichter Allgemeinmassage besonders am Rücken und 
Unterleibe. (Nervöse sollten Kurproceduren nie selbst ausführen, stets von zweiter Person 
behandelt werden). Gymnastik und mäßiges Spazierengehen sind erwünscht. Zu Dampf 
bädern raten wir im Anfange der Kur nicht, dagegen zu mehreren 26°—24° R Sitzbädern 
im Laufe der Woche, sowie zu öfteren nächtiichen 22° R 2 fachen Kreuzpackungen, verbunden 
mit 22° R 3fachen Leibausschlägen und 25" R Wadenpackung. Morgendlich nehmen Sie 
alsdann im lauen Zimmer eine 220 R Abwaschung vor. Leben Sie annähernd trocken,, 
reizlos, ohne aufregende Getränke. Nicht rauchen! 
Dr. Max Böhm. 
Aus den Naturheilanstalten.*) 
Wir erhalten von zuverlässiger Seite die erfreuliche Nachricht, daß die Stiftung von 
Zirnmermann'sche Naturheilanstalt bei Chemnitz trotz der stillen Jahreszeit gut besucht ist, 
auch daß Herr Dr. Winchenbach daselbst seinen ersten diesjährigen Eursus im Unterricht des 
Naturheilverfahrens mit de-' zulässigen Zahl Schüler besetzt, programmmäßig abhält. Gleich 
zeitig , wird uns mitgeteilt, daß dem bis jetzt zeitweilig eingetretenen Wassermangel durch 
Beschaffung großer Behälter gründlich abgeholfen ist. 
*) Da wir von jetzt ab diese neue Abteilung im „Naturarzte" eingerichtet haben, 
bitten wir d e geehrten Besitzer von Naturheilanstalten, uns kurze Berichte über verschiedene 
Vorkommnisse freundlichst zugehen zu lassen. D. Red. 
Red aktio nsbriefkasten. 
Wir bitten nochmals an dieser Stelle alle Sendungen für den „Naturarzt" (außer 
den Inseraten) an die Redaktions-Adresse nach Neisse zu senden — es entsteht im andern Falle 
nicht allein doppeltes, dreifaches Porto, sondern kann mancher Wunsch nicht erfüllt werden. 
Man achte doch endlich gefälligst darauf! 
Herrn Amtsgerichtsrat G. P. in Coburg. Im Notfälle kommen wir Ihrem freund 
lichem Rate nach, falls die betreffende Nummer in unserer Bücherei zu finden ist. 
Herrn E. in St. Ja, so ist es. Die Homöopathen sehen die Naturheilmethode nur 
als sehr untergeordneten Deibehelf ihrer Heilkunst an. Wcnn sich auch die homöop. Streu 
kügelchen sehr angenehm und bequem einnehmen und Annehmlichkeit und Bequemlichkeit der 
heutigen Welt über alles gehen — so werden wir Naturheilanhänger doch nicht auf die homöop. 
Brücke treten. Wir kurieren uns schon lieber etwas umständüch» aber sicher und gründlich. 
Berantw. Redakteur: Johannes Reinelt (Philo vom Walde) in Neisse. Druck und Verlag von Wilhelm Jßleib 
(Gustav Schuhrj Berlin SW. 48, Wilhelmstraße 124. 
Beilage: Gesundheilsbibliothek, Vortragslisten, Anzeigen..
	        
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