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der (Sommers). Fenster o f f c u b e i N a ch t und auch tägliche Kör
perbewegung — Gymnastik, Arbeiten, gleich von Beginn der Kur an!
Hat Prof. Ebstein Wohl auch unter seinen ..Entfetteten" einen Fall
aufzuweisen, wie ich in einem der früheren Jahrgänge des „N.-A." mitgeteilt,
wo ich eine Patientin mit 220 Pfd. Körpergewicht binnen Jahresfrist
auf 140 Pfv. heruntergebracht habe (80 Pfd. Abnahme) bei Zunahme ihrer
körperlichen Kräfte, so daß sie dann stundenlange Märsche bergauf
bergab machen konnte, während vorher ihr mühsames Gehen von nur
kurzer Dauer mehr ein Schleichen zu nennen war? — Dieser Fall ist um
so interessanter, als besagte Dame nicht bloß eine einfache „Dicke" war,
sondern mehr als 10 Jahre schon über Kopf und Hals doktorte und zuletzt
noch bei den Professoren C h e l i u s - Heidelberg und S c a nz o n i - Würzburg
Vergeblich Hilfe gesucht hatte wegen — k o l o s s a l e r E i e r st o ck s k h st e. welche
aber doch binnen Iahresfrist durch nicine Behandlung mittelst feuchter
Ganz- und Halbpackungcn, Dampfkästcn und Seebäder, beschränktem Essen und
Trinken, sowie namentlich auch durch Anwendung von schwedischer Heil
gymnastik auf ein nicht mehr belästigendes geringes Volumen reduzirt
und ihr vorher tonncnartiger Leibesumfang wieder fast zur Norm zurückgebracht
wurde, wie auch ihre vorher ganz abgemagerten Extremitäten wieder ihre frühere
Füllung bekamen, und dieser Kurerrungenschaft hatte sich die ca. 50 jährige
Dame noch eine Reihe von Jahren zu erfreuen und dieses geschah
schon vor 25 Jahren! (Fortsetzung folgt.)
Antwort von D.-Stab§-Ärjt vr. Dyes in Hannover
auf die Bemerkung in Nr. 4, Seite 57.
1. Weier in meiner Schrift „Ärztliche Beobachtungen und Heilmethoden",
noch in meiner kürzlich bei C. A. Händel in Leipzig über Diphtherie er
schienenen Schrift habe ich behauptet: ,.daß das Chlorwasser ein unfehlbares
Mittel sei gegen die Diphtherie und alle anderen miasmatischen Krankheiten,
sondern nur das beste von den jetzt gebräuchlichen Mitteln, welches dann
sich günstiger Erfolge zu erfreuen habe, wenn es frühzeitig angewandt
wird, bevor die Schleimhaut des Kehlkopfes durch die an der Schleimhaut
des Rachens wuchernden Pilzkeime oder Miasmen in einen entzündlichen Zu
stand versetzt wurde. Ausdrücklich bemerkte ich in den beiden und sonst ver
öffentlichten Schriften, daß die miasmatische Kehlkopfentzündung
(Diphtherickrup) mit seltener Ausnahme den Tod zur Folge habe, und daß
der übliche Kehlkopfschnitt eine ganz nutzlose, ja schädliche Ope
ration sei. Wenn einzelne dieser Kranken nach Anwendung des Kehlkopf
schnittes genasen, so würden sie auch ohne diese Operation genesen sein!
Für diesen Ausspruch führte ich die Thatsache an. daß ich sieben
Diphtheriekranke, welche in meine Behandlung kamen, als der verordnete
Kehlkopfschnitt von den Eltern verweigert war. beim Gebrauch des Ehlor-
wassers und Anwendung der schweißtreibenden Methode (Einwickelung k.)
genasen. Wären bei Anwendung des Kehlkopfschnittes einige dieser siebcn
Kranken genesen, so würde man der Operation diesen günstigen Erfolg zuge
schrieben haben, obwohl mit Unrecht, weil diese Kranken ja ohne Operation genasen.
Meine bei C. A. Händel in Leipzig erschienene Schrift über die miasmatische
Bräune oder Diphtherie (Preis 60 Pf.) erörtert diese Angelegenheit näher.