Volltext: Der Naturarzt 1885 (1885)

53 
beugen sann;,,ist dies durch den Erfolg bewiesen, so wird man, ohne sich des 
Vorwurfs der Übertreibung schuldig zu machen, den weitern Schluß ziehen 
dürfen, daß der Naturarzt durch seine Behandlungsweise auch einen g ü n st i g e n 
Einfluß auf Beförderung der Resorption und Fortschaffung des 
Blutextravasates wie der Gehirntrümmer und auf die raschere 
Bildung der apoplektischeu Narbe haben wird I Ganz sicher ist aber die 
Annahme, daß dadurch das dem Mediziner so gefährlich dünkende reaktive 
entzündliche Stadium, wenn nicht ganz unmöglich, so doch möglichst 
ungefährli ch und leicht vorübergehend wird gemacht werden können. Nächst- 
dem wird der Gedanke nicht zu kühn sein, wenn man die Hoffnung hegt, daß 
durch die wunderbar belebende Wirkung des einfachen Wasserbades dem Natur 
arzt öfters cs auch gelingen werde, das Übergreifen der Lähmung 
von den Hemisphären des großen Gehirns (wo der Bluterguß stattgefunden) 
auf das kleine und namentlich das Mittelgehiru abzuhalten, teffeu 
ungehinderte Funktion durch seine Beherrschung derRespiratiousbewegun- 
g e n für das Fortbestehen des Lebens so unentbehrlich ist! 
Nachdem ich in der Eile so mit mir zu Rate gegangen, drehte ich mich 
zu dcn Anwesenden um und sagte zu den beiden Geschwistern kurz: Ich will 
versuchen, was sich mit Hilfe des Naturheilverfahrens im vorliegenden Falle, 
der mir bis jetzt noch nicht vorgekommen ist, nur immer thun läßt, falls 
Sie mir versprechen wollen, mich in meinen Bemühungen reell zu unterstützen 
und unter keinen Umständen eine Ordination von anderer Seite da 
zwischen hinein in Ausführung zu bringen! Als mir dieses ohne Umstände 
zugestanden worden, bat ich die Anwesenden sich zurückzuziehen bis auf zwei 
Personen, die Lust und Kräfte hätten, mir willig an die Hand zu gehen. Ich 
ließ mir alsdann Wolldecke, Lein- und Handtücher geben, einen Eimer mit 
frischem Wasser bringen, schloß die Thüre ab, zog meinen Rock aus, stülpte 
die Ärmel auf und bereitete sodann mit Hilfe der beiden weiblichen Personen, 
die sich mir zur Mithilfe angeboten, auf dem zweiten im Zimmer befindlichen 
Bette eine feuchte Ganzwicklung mit extra Rumpfumschlag (Wasser 
dazu frisch) vor und brachte dann die bewußtlose Patientin, nachdem ich 
ihr vorher ein Lavement von frischem Wasser, mit etwas Essig gemischt, ge 
geben. hinein und wand ihr zuletzt eine ziemlich feuchte Kompresse turbanartig 
über den ganzen Schädel, jedoch ohne ihr vorher von demselben die Haare 
rasiren zu lassen, wie die Staalsmediziuer zu thun pflegen! 
Nachdem Pat. auf diese Weise besorgt war, ließ ich Fenster und Vor 
fenster ganz öffnen, so daß frische Frühliugsluft in das Zimmer einströmen 
konnte, in welches bei fast hermetischem Verschluß den ganzen Tag die Kranke und eine 
Menge andrer Personen, dreimal auch der Obermedizinalrat—ihre kohlensaure Aus 
atmung gemacht hatten und in dem es wahrlich nicht ambrosianisch roch!! 
Nunmehr richtete ich mein Augenmerk darauf, dem seit zirka 20 Stunden ganz leer 
gewordenen Magen auch wieder einige Beschäftigung zu geben, um dadurch 
die Lebensgeister auch aus diesem Wege etwas anzufachen; ich ließ zu diesem 
Behufe eine Obertasse guten alten Wein heiß machen, mischte ihn mit Wasser, 
gab etwas Zucker zu und geriebenes Brot und bat dann eine meiner Helferinnen, 
löffelweise das Getränk in den Mund zu geben, sobald es mir gelungen, 
denselben trotz des Kinnbackenkrampfes zu öffnen, was auch geschah; die Um 
schläge um den Kopf wurden öfters erneuert und auch die Füße nicht vergessen, 
indem ich die Wärmflasche anlegen ließ, nachdem sie mir nicht warm genug vor 
kamen; an der Peripherie war Patientin nach zwei Stunden hübsch warm, 
daher mußte ich an die Abkühlung im Halbbade denken, welches ich -j- 20° R.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.