Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

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aussetzte! Und das Preis-Komitee hat sich nicht bewogen gefühlt, den Dr. von 
V. nach Berlin einzuladen, um dieses zweite herrliche Kunststück ebenfalls 
unter Kontrole vorzumachen? Begreife das wer kann, ich um so weniger, 
als bei dem jüngst dort stattgcfundenen dritten Kongresse für innere 
Medizin auch die Diphtheriesrage eingehend erörtert wurde, wobei 
sich folgendes miserable Resultat herausgestellt hat. Referent Dr. Löffle r 
sagte: 
Soviel auf diesem Gebiete schon gearbeitet wurde, so ist doch thatsächlich über die Natur 
der Krankheit noch wenig festgestellt; die Ursache hierfür liegt zum großen Teil 
in der Krankheit selbst, denn das Bild der einzelnen Fälle ist ein außerordentlich ver 
schiedenes je nach dem Alter des Kranken und der Bösartigkeit der Epidemie. Daß das 
Virus der Diphtherie belebter Natur ist, darüber ist man einig, im übrigen aber 
hat man bisher van den Mikro-Organismen nur geringe Kenntnis und die Ansichten 
der Gelehrten der Medizin gehen in dieser Beziehung weit auseinander!! Dr. Löffler 
vom k. Gesundheitsamt ist der Ansicht, daß die Stäbchenbakterien hier eine nicht 
unbedeutende Rolle spielen, indem sie ein Gift absondern, das entschieden nicht gleichgiltig 
sei für die Individuen, in deren Rachen es sich befindet; es erscheine daher geboten, auf 
Mittel zu sinnen, diese Erscheinungen, wo sie sich finden, möglichst schnell zu entfernen 
und das etwa schon abgesonderte Gift zu bekämpfen! Diese Anschauungen unterscheiden 
sich wesentlich von den bisherigen, nach denen die Allgemeinheit durch das contagium 
animalium veranlaßt wird, während nach Löffler sich eine lokale Krankheit ent 
wickelt, welche ein chemisches Gift erzeugt, das nun erst wieder als die Ur 
sache der allgemeinen Krankheitserscheinungen anzusehen ist! 
Gegen diese Theorie äu erte Prof. H e u b n e r seine Bedenken, indem die Schwere 
der allgemeinen und die Leichtigkeit der lokalen Erscheinungen, überhaupt der 
ganze Verlauf der Krankheit dagegen sprechen ; er sei überhaupt u o ch nicht überzeugt, 
daß, was Löffler gefunden, wirklich mit dem Diphtheriegiste i d e n t i s ch sei! Es fehle 
namentlich der N a ch w e i s , ob mit diesen Stäbchen auch auf der gesunden Schleim 
haut ohne Impfung die Diphtherie hervorgerufen werden könne. Na nu — Wissenschaft, 
besinne Dich! 
Dieser Nachweis ließe sich meines Erachtens an der Hand des cyanuretum 
mercurii recht leicht in bälde erbringen, indem man einem opferungs 
willigen Studenten der Medizin solche Stäbchenmikrokokken auf seine gesunde 
Rachenschleimhaut verpflanzte und nach Auftauchen eines diphtherischen Be 
lages seinem Organismus sofort mit cyanuretum mercurii zu Hilfe käme, 
wodurch jede etwa sich zeigende pathologische Allgemcinerscheinung binnen 24 
Stunden paralisirt resp. unterdrückt, somit das ganze für Pathologie und 
Therapie so wichtige Experiment ganz gefahrlos ablausen würde! tzuoä erat etc.! 
In Nr. 1 von 1883 des „N.-A." wurde vom Vorstand des Berliner Ver 
eins für Gesundheitspflege ein Preis von 500 Mark für ein Elaborat aus 
gesetzt, welches das Wesen, die Ursachen, Erkennungszeichen, sowie 
die Verhütung und Heilung der Diphtheritis in populär-verständ 
lichster Weise beschreibe. Darauf sind nun verschiedene Manuskripte einge 
laufen, von welchen 2 je hälftig mit dem Preise honorirt wurden, über 
welche ich in nächster Nummer eingehend berichten werde. 
Vermischtes. 
a) Der diesjährige Bereiltstag des „Deutschen Vereins für 
harmonische Lebensweise (Vegetarier-Vereins) findet in Berlin 
am 24., 25., 26. Mai start. 
Gesinnungsgenossen sind dazu willkommen und werden gebeten, ihre event. 
Teilnahme zu dem am 25. Mai stattfindenden Festessen, verbunden mit
	        
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