Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

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Und um so mehr, als Sie nun selbst die Inkonsequenz begehen. die unter 
der allmächtigen Protektion der Fäulnisbakterien stehenden so 
urgesunden Fellahs urplötzlich beim Hereinbrechen anderer 
Bakterien doch erkranken, massenhaft erkranken zulassen, wo 
bei Sie wörtlich sagen: „Dann entwickeln sich freilich auch bei diesen be 
klagenswerten Geschöpfen, welche der Vegetation pathogener Bak- 
rerien einen so außerordentlich günstigen Boden (sie! trotz 
baoterinrn termo ?) bieten, die verheerend st en Epidemien!" Ei, ei, ei! 
Da scheint ja baoterinrn tenno gar nicht seine Schuldigkeit zu thun. Warum 
beißt er denn die andern nicht tot, wie in weiland Ihrer Reinkultur, wo er 
ja sogar die furchtbaren Sporen des baoiUns anthracis vernichtete, 
denn sonst hätten ja die armen Mäuse von diesen den Milzbrand erwischen 
müssen! Und auch um die Zelle, die, nach Ihrer spätern sehr hübschen 
Hypothese, den Kampf mit den eindringenden Bakterien aufnimmt, muß es doch 
bei diesen urgesunden Fellahs sehr schwach bestellt sein, da auch sie 
nun so jämmerlich in dem Kampfe unterliegt! Sie sehen, das ist ein schreck 
liches Dilemma, in dem Sie festsitzen, und grausam wäre es von mir, Sie 
aufzufordern, sich herauszuwickeln, denn offenbar würden Sie nur immer tiefer 
in Widersprüche hineingeraten. 
Aber von wegen des fürchterlichen Bocks, den ich bezüglich des b a c - 
terium termo geschossen haben soll, noch eine kleine Verständigung. Dieser 
große Bock soll also darin bestehen, daß bacterium termo sich in lebendem 
Blute und Gewebe nicht vermehre! Hm, dann muß er doch auch ohne 
Vermehrung grenzenloses Unheil darin anzurichten verstehen, all 
dieweil man doch die septischen Blutvergiftungen so sehr fürchtet und da 
gegen die schrecklichsten „antiseptischen Mittel" Jodoform,Karbol, 
Pilokarpin rc. anwendet. Nach Ihnen freilich gäbe es keine sep 
tischen Vergiftungen, denn wo kein baoterinrn termo, da keine 
Sepsis und, da im lebenden Blute kein bacterium termo fortkommt, ergo 
auch keine septischen Vergiftungen mehr! Schade, daß ich auch hier wieder 
nur meiner skeptischen Gewohnheit treu bleiben kann. 
Sie haben überhaupt eine so eigentümliche Art von Logik, daß ich 
fast an eine Beeinflussung derselben durch Ihre Bakterienstudien glauben möchte. 
Einige Beispiele nehmen Sie mir wohl nicht übel. Da sagen Sie z. B. 
S. 122 a. a. £)., „ich müsse wohl zugeben, daß nach alledem die Möglich 
keit, noch andere pathogene Bakterien nicht bloß im erkrankten Tier- oder 
Menschenkörper, sondern auch in der Natur aufzufinden, durchaus nicht mehr 
in unabsehbare Ferne gerückt erscheine, damit aber die Aussicht eröffnet sei, 
in Zukunft verheerende Seuchen zu verhüten oder wenigstens 
ra s ch u n t erd rück e n zu können!" Ich sehe wieder von der anscheinend 
gegen mich gerichteten Form des ersten Satzes ab, während gerade i ch es 
war, der (s. S. 37, 38 und 50) den Verdacht aussprach, diese .Bakterien 
arten" könnten so zahllos sein, wie der Sand am Meere. Ich 
frage nur, wie soll das Auffinden dieser zahllosen „Krankheitserreger" 
und nebenbei ihr Züchten rc. dazu beitragen, Seuchen zu verhüten 
oder rasch zu unterdrücken, da Sie doch selbst nichts anderes gegen die 
selben ins Feld zu führen wissen, als die Urkraft der Zelle, die sicherlich 
durch Bakterienforschung und Aufsuchung nicht gestärkt wird, 
sowie die altbekannten Mittel der Wasser- und Naturheilkunde, die 
zwar das einzelne erkrankte Individuum herstellen, aber doch nicht die 
unzähligen, Ihnen zufolge in der Natur umherschlendernden, Bakterien
	        
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