Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

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Einige AWe-simrte an Herrn Dr. Haupt 
in Betreff der Bakterienlehre 
vom „alten Skeptiker". 
Geehrter Herr! Sie haben die Güte gehabt, in Nr. 7—10 des vorigen 
Jahrganges eine Antwort auf meine offenen Fragen zu erteilen und, ob 
wohl cs mir scheinen will, daß dieselbe mit einer gewissen Vorliebe an meine 
rhetorischen, eine eigentliche Antwort gar nicht erfordernden Fragen gerichtet 
sind, während Sie die „offenen" (im Sinne von „offenherzig en") Fragen 
ziemlich diplomatisch behandeln, so bin ich Ihnen doch für die erteilte gütige 
Belehrung recht dankbar! 
Dieselbe hat mir einmal wieder gezeigt, wie vorgefaßte Meinungen, nament 
lich wenn diese schon zu Dogmen sich auszubilden angefangen, selbst die Seh 
kraft studirter Mikroskopier zu schwächen geeignet sind, und welche Sprünge 
und Widersprüche sich dann auch die Logik gefallen lassen muß. Auf die 
eigentliche „Bakterienlehre" und deren weitläufig divergirenden Inhalt brauche 
ich mich nach dem vortrefflichen Artikel vom Herrn Grafen A. v. Z e d t w i tz 
in Nr. 11 und 12 des „N.-A." von 1883 wohl nicht mehr einzulassen ; der 
selbe hat doch auch in Ihren Augen jedenfalls das Verdienst, in höchst objektiver 
Weise die massenhaften subjektiven Meinungen, aus welchen bis jetzt die 
Bakterienwissenschaft besieht, genügend in ihrer glänzenden Widerspruchs 
sülle illustrirt zu haben. 
Ich wende und halte mich daher nur an S i e und die Resultate Ihrer 
Untersuchungen als an das einzig Positive, welches ich aus dem wüsten Felde 
jener Wissenschaft bis jetzt zu entdecken vermag und das mich um so entschie 
dener anzieht, als es sich eben durch seine Positivität zu meinem rein 
negativen Skeptizismus verhält, wie der positiv elektrische 
Pol zum negativen. Auch will ich. da mein in dem frühern Artikel in 
Nr. 1—5 zu Tage getretener Humor Ihren Beifall zu haben scheint, mich 
möglichst befleißigen, denselben unverfälscht zu erhalten, ohne ihn durch meinen 
natürlichen Widerwillen gegen das ganze Bakterienthema verbittern zu lasten. 
Also zur Sache! 
S. 106 des „N.-A." von 1883 sagen Sie: „meine Einwürfe gegen die 
Bakterienlehre gipfelten in der Behauptung, daß die als pathogene (krank 
machende) bezeichneten Spaltpilze nicht Krankheitsursachen, sondern 
vielmehr Krankheitsprodukte seien." 
Wann oder wo hätte ich dergleichen behauptet? Und ich sollte sogar 
meinen, in der Wolle gefärbten Skeptizismus in so hohem Grade verleugnet 
haben, daß ich, wie Sie S. 106 a. a. O. ferner sagen, „mich auf ein Ge 
biet des Glaubens gewagt, auf welches Sie mir nicht zu folgen 
vermöchten"? Verzeihen Sie, Verehrtester, die Sache ist geradezu 
umgekehrt. 
Ich habe (siehe S. 8 und 18 des „N.-A." von 1883) ausdrücklich von 
einer „Hypothese" gesprochen, welche ich als die „wahrscheinlichere" 
der Ihrigen entgegensetzte. Auch diese Hypothese aber ging keineswegs von der 
generatio aequivoca (Urzeugung) aus, sondern indem ich gerade die Unlös 
barkeit dieser Frage, sei es im bejahenden oder verneinenden Sinne, statuirte, 
hielt ich nur für möglich, daß „unter krankmachenden Umständen" Eine 
Bakterie, E i n Spaltpilz sich von einem andern, bis dahin ziemlich unschuldigen, 
durch Differentiirung losschäle" und erklärte dies für ebenso plausibel, 
als daß „Ein solcher ursprünglicher Millionen und Billionen
	        
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