Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

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Ich kann nicht umhin, hier auf den Typhustod der 18jährigen 
Prinzessin Amalie von Württemberg, mitgeteilt in Nr. 1 v. d. I., hin 
zuweisen, wo auch ein paar exzellente Männer in der Kaiserstadt Wien, die 
sicher ebenfalls auf der Höhe der heutigen Heilwissenschaft 
stehen, in wenigen Tagen dieses sonst gesunde junge hoffnungsvolle Menschen 
kind, trotzdem sie es vom 1. Tage der Erkrankung in Behandlung bekamen, 
dem Tode zum Opfer lassen mußten!! — 
Was soll man unter solchen auffallenden Umständen nun anders denken, 
als daß die heutige medizinische Wissenschaft eben nicht auf der Höhe der 
richtigen Therapie steht, trotzdem ihr schon vor mehren Jahrzehnten der 
Naturarzt auf G r ä f e n b e r g den rechten Weg dahin gezeigt hat! Und sein 
Geist erleuchte sie! 
Was schließlich den Passus der „Dresdner Nachrichten" betrifft, wonach die behandelnden 
Ärzte ,,bis zur eigenen Erschöpfung ihrer Kräfte ihre Schul d,.i g k e i t 
g e 1 h a n." so muß ich darauf noch bemerken, daß eine solche Aufreibung der Arzte bei 
einer Wasserbehandlung von Ansang an — gar nicht vorkommt, indem hierbei 
alles „w ie am Schnürte" geht und nichts unerwartetes, verblüffendes eintreten kann! 
Würde Herr Medizinalrat Or. Fiedler mich zu seiner Unterstützung berufen haben, so 
konnte er seine ganze Thätigkeit aus täglich zwei kurze Besuche beschränken und mir das 
spezielle der Behandlung ganz ruhig überlassen; ich hätte mich im Palais in 
der Langegasse für die ersten 8 Tage, die verhängnißvollsten, ständig einquartirt, 
hätte bei Tag wie bei Nacht jede nötige Kurprozedur angeordnet und deren strikte Aus 
führung wie auch die Temperaturmessung streng überwacht! Nach meiner ebenfalls be 
währten Kurformel: früh Wicklung in 1—2 feuchtkalte Tücher mit darauffolgendem dup li- 
zirtem Halbbad von 22— 18 e R. mit kühler Übergießung und Frottirung bis zum Schüttel 
frost re; zwischen 11 und 12 Uhr: duplizirtes Halbbad; zwischen 4 und 6 Ubr: kürzeres 
Halbbad, darauf feuchte Wicklung und ihr folgend längeres duplizirtes Halbbad re.; zwischen 
10 und 12 Uhr nachts wieder Halbbad und zwischen 3 und 4 Uhr früh je nach der 
Temperaturmessung, ein kürzeres Halbbad; zwischen diesen Prozeduren permanent feucht- 
kalte Kompressen auf die vordere Rumpfseite mit Wechsel, so oft sie ziemlich warm ge 
worden, öfteres Wassertrinken und mehre kalte Klystiere in 24 Stunden, Tag und Nacht 
Fenster offen, außer beim Baden und täglich zweimal Patientin auf Tragbare im Garten 
A / a —1 Stunde herumtragen lassen, was im vorliegenden Falle so leicht zu bewerkstelligen 
war und für dieselbe von größtem Vorteil gewesen sein würde. Ich habe dieses Manöver 
wo es anging, schon öfters mit bestem Erfolg gemacht, so z. B. im Schloß Jaroyin, als 
mich Herr Graf Radolinski im Oe tober 1875telegraphisch dahin berief, um sein einziges am 
Scharlach schwer erkranktes Töchterchen mit Wasser zu behandeln; ich legte schon nach 
einigen Tagen meine Patientin im offenen Wagen der Mutter auf den Schooß und fuhr 
mit ihnen ein paar Stunden im nahen Walde herum zum höchsten Erstaunen der grttfl. 
Famile, der man von verschiedenen Seiten brieflich und telegraphisch dringend angeraten, 
unter 6 Wochen das Kind ja nicht aus dem Bette zu nehmen! Veraltetes medi 
zinisches Dogmas Kurz und gut; ich bin der festen Überzeugung aus vielfacher Er 
fahrung: wenn wie vorstehend geschildert, im Palais auf der Langegasse von vorn 
herein verfahren worden wäre, so könnte jetzt, wo ich ich dieses niederschreibe (10. März) 
Herr Medizinalrat vr. F. mit seiner genesenen Patientin zur Erholung nach Ober-Italien 
an den Garda- oder Comersee abreisen! Sapienti sät.! 
Briefwechsel für Me und mit Allen. 
Ab. bei W i e n. Ein Mann, 60 Jahre alt, seit einigen Jahren vegeta r. lebend, 
täglich 2—4 Stunden im Freien sich bewegend, der abends 7 a 8 Uhr nur etwas Brot und 
Obst zu sich nimmt, Wasser am Tage nur bei Durst trinkt, um 10 Uhr abends regelmäßig 
sich niederlegt und dann bald einschläft, wird seit einiger Zeit nach 2—3 Stunden ruhigen 
Schlafes wach, ohne wieder einschlafen zu können und öfter zum Uri 
niren genötigt; gegen 5 Uhr früh stellt sich dann wieder ein kurzer unruhiger Schlaf 
ein; ein deshalb konsultirter Arzt behauptet, daß der Organismus zuviel Wasser 
infolge der vegetaria nischen Lebensweise erhalte, weshalb das Bedürfnis 
öftern Urinirens. Was halten nun Sie davon, soll man deshalb wieder zum Fleischgenuß 
zurückkehren, wie der Arzt verordnet? Antw. Lächerliche Ansicht dieses Mediziners, 1000 äl 
tere und jüngere Vegetarianer schlafen die ganze Nacht durch ohne zum Uriniren
	        
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