Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

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Jur Beachtung für unsere Impfgegner. 
Selbstverteidigung von Karl Scholl, welcher wegen mehrfacher 
Jmpfverweigerung vor das Schöffengericht in Nürnberg geladen 
(Schluß.) wurde. 
E pur 8i muove. — Und doch ist sie schlecht — die Impfung! 
Im Jahre 1876 am 16. Juni wurde I o h. P f ä n d e r, das Kind eines Kreisboten, 
der jetzt Gemeindediener in Königswinter ist, von Dr. med. Paul Leitzmann in Forst 
in der Niederlausitz für 1 M. baur geimpft. Das Kind war vollkommen gesund, seine 
Eltern und nächsten Verwandten waren gesund, die Großeltern väterlicherseits haben vor wenigen 
Jahren in vollster Gesundheit ihre goldene Hochzeit gefeiert. Auf jeden Arm bekam das 
Kind 5 Jmpfstiche. Die Pusteln gingen gut auf und die Arme wurden „schön roth", und 
das Kind war so gesund, daß vr. Leitzmann für weitere Impfungen 
die Lymphe von ihm abnehmen wollte. „Unmittelbar nach der 
Impfung, die Eltern geben 8 Tage an, fingen die Füße des Kindes an zu 
schwellen; es bildeten sich Abscesse, die Zähne wurden der Reihe 
nach faul, es tratenLymphdrüsenanschwellungen ein, auch im Nacken; 
dann entstanden Eiterst st eln an Füßen und Händen, die noch bestehen. 
D i e K r a n k h e i t d a u e r t b i s j e tz t 6 I a h r e, da sie von der Impfung 
her datirt, trotzdem das Kind einen Sommer lang in Godesberg in einem Pflegehause 
für erkrankte Kinder untergebracht war. Jetzt sitzt der Knabe, I o h. Pfänder, 
7 Jahre alt, mit klugem Gesicht und klarem Verstand, krumm, in sich zusammengekauert, 
mit angezogenen und überkreuzten Beinen auf der Fensterbank. Derselbe sieht äußerst 
bleich aus, ist bis zum Skelet abgemagert und hat eine welke Haut. Beide Hände und 
Füße sind verbunden. Der Umfang des Unterarmes ist in der Mitte nur 11 Zentimeter, 
des Oberarmes in der Mitte 12 Zentimeter, des Ellenbogens in seiner größten Dicke 14 
Zentimeter. Der Umfang der Wade beträgt 13 Zentimeter, der der Mitte des Oberschenkels 
etwas mehr. Beide Kniegelenke sind schwer beweglich, wahrscheinlich von der andauernden 
krummen Haltung. Der rechte Fuß steht in Valgusstellung. so daß die Sohle etwas nach 
rechts sieht. Beide Füße sind sehr geschwollen, was gegen die steckendünnen Beine eigen 
tümlich aussieht. Die Haut an den Füßen ist gespannt und gerötet und es befinden sich 
zwei Fistelöffnungen, unten und oben je eine, an jedem Fuße. An beiden Händen geht 
ein ähnlicher Krankheitsprozeß vor sich. Es kamen dort ebenfalls anfangs Anschwellungen, 
dann Abscesse (Eiterbeulen) vor. Der 3. und 4. Finger der rechten Hand und der 4. Finger 
der linken Hand sind bedeutend verkürzt durch Auseitcrung der Mittelhandknochen. Fistel 
öffnungen befinden sich, oben und unten je eine, an jeder Hand, die einen stinkenden, 
dünnen Knocheneiter absondern, ebenso wie an den Füßen. Die Zähne sind fast alle kariös." 
Meine Herren! Was ich Ihnen hier sage, sind die wörtlichen Mitteilungen eines 
Arztes, vr. med. Hugo Meyer in Friedrichs-Wilhelmshütte im Lüegkreis, welcher 
das unglückliche Kind während seines Aufenthaltes in der Pflegeanstalt am Rhein kennen 
lernte, und nachdem dieser Fall lange genug „vertuscht" war, ihn dadurch zur allge 
meinen Kenntnis brachte, daß er es nackend mit unverbundenen eiternden Wunden abpho- 
tographiren ließ und den Reichstagsabgeordneten zusandte, damit es ihnen, wie er sagt, 
zurufe: „Habt Erbarmen mit uns armen Kindern und verschont uns mit dem Jmpfsegen!" 
Über den eigentlichen Charakter dieser furchtbaren Erkrankung äußert sich der nämliche 
Arzt in seinem Bericht vom 9. Mai 1882 in folgenden Worten: „Wir haben es hier zwei 
felsohne mit einem kariösen Prozeß der Fußwurzelknochen und Mittelhandknochen der Hand, 
infolge von eingeimpfter oder durch die Impfung erworbener 
Skrofulöse zu thun." — Diese Krankheit kann nämlich nach vielen Untersuchungen 
und Beobachtungen, wie vr. med. Schoppe in Bonn klar beweist, auch bei Imp 
fung mit gesunder Lymphe, sogar mit Kälberlymphe, entstehen. 
Betrachtet man diesen Fall, die fürchterliche Zerstörung der Knochen an Händen und Füßen 
bei fortwährender Eiterung (Säfteverlust für den Körper), so ist es kaum begreiflich, wie 
das Kind noch so lange am Leben hat bleiben können. Ein früher kränkliches 
Kind hätte es ftdjer so lange nicht ausgehalten. Die Heilung ist nur durch Ampu 
tation beider Füße nach S y m e scher Methode und Teilamputation bei 
der Hände denkbar, wenn das Kind die Operation bei seiner hochgradigen Abmagerung 
aushalten würde. 
Lassen Sie mich zur vollsten Erhärtung der Wahrheit des hier Mitgeteilten nur das 
Eine noch hinzufügen, daß, aufmerksam gemacht auf diesen geradezu haarsträubenden und 
die medizinische Wissenschaft in ihrer ganzen Ratlosigkeit aufzeigenden Fall, kein Geringerer als
	        
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