Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

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kung völlig zu äußern, zeigen Masern, Scharlach, Blattern, ihre 
Exantheme, miasmatische Bräune und Scharlach die Weißen Brandflecken 
an den Tonsillen, Ruhr blutig-schleimige Stühle und TeneSmus, Typhus, 
Darmgeschwüre, calor mordax, Milzgeschwulst und Delirien, Cholera Reis 
wasserstühle und Leichenkälte, auch dann noch bringen die antimiasmatischen 
Mittel meistens noch ausfallend schnelle Hilfe und meinen Beobach 
tungen zufolge giebt es keine andere Heilmethode, welche nur entfernt 
so gute Resultate aufzuweisen hätte!! Es ist mir daher unerklär 
lich, weshalb die von mir so oft und warm empfohlene und begründete anti 
miasmatische Methode verhältnismäßig so wenig Anklang gefunden hat, um so 
unerklärlicher, als schon S ch ö n l e i n das Chlorwasser gegen den Typhus so 
sehr rühmte; derselbe verordnete freilich das Chlorwasser in zu großer 
Verdünnung (einen Teil mit 6 Teilen Wasser), wodurch dessen Wirksam 
keit zu sehr abgeschwächt wird, so daß cs kaum mehr wirken konnte als ver 
dünnte Salzsäure, welches Mittel nächst dem Chlorwasser, Eisenvitriol und 
schwefelsaurem Cbinin sich am heilsamsten bewährt. ' Schönlein empfahl das 
schwache Chlorwasser gegen den ausgebildeten Typhus (Darmgeschwüre, 
Milzgeschwulst, oalor rnordax, Delirien), während ich das starke Chlorwasser 
nicht sowohl gegen alle ausgebildeten miasmatischen Krankheiten em 
pfehle, als zunächst gegen die Vorboten derselben als koupirendes, 
gegen die beginnende Krankheit als modifizirendes Heilmittel, sowie für 
alle diejenigen, welche mit solchen Kranken in Beztebung kommen, als pro 
phylaktisches Mittel; ein oder höchstens einige Theelöffel voll Chlorwosser 
oder Chinin-Solution genügen zu diesem Zwecke, ja schon ein Schluck Cognak 
oder Rum. Schön lein s Methode konnte außerdem keine positiv befriedigen 
den Resultate haben, weil ihm die andere Bedingung zur Erzielung gün 
stiger Erfolge unbekannt war, ich meine die beständige starke Lüf- 
tung des Krankenzimmers durch Erregung von Zugluft, weil 
ohne dieselbe durch Ansammlung der von den Kranken ausströmenden Mias 
men diese selbst immer aufs neue iuffzirt werden müssen, indem sie jcr 
so fortwährend in ihrer eigenen Miasmen-Atmosphäre liegen. 
O'hne beständige. bei Tag wie bei Nacht unterhaltene Erregung 
von Zugluft (das Öffnen eines Fensters genügt nicht!) kann auch die 
radikale antimiasmatische Methode keine positiv günstigen Erfolge haben, 
ebenso unmöglich, wie man durch die rationelle Anwendung von Eisenoxyd 
hydrat die Arsenik-Vergiftung nicht heilen könnte, wenn dem Kranken täglich 
aufs neue Arsenik beigebracht würde. 
Das sind meiner Ansicht nach die Gründe, weshalb man Schön lei ns 
rationelle Methode bald wiederaufgab, statt sie zu verbessern; Schön- 
lei n war zur Anwendung des schwachen Chlvrwassers auf empirischem, 
nicht auf rationellem Wege gelangt. Man verließ seine Methode wieder und 
suchte auf dem Abwege der im blinden tappenden Empirik, deren Weise es ist, 
allerlei Mittel zu probiren, nach neuen Heilmitteln und Methoden 
und wußte sie durch Autorität und geschickte Reklame in Mode zu bringen; 
man kam dann auf mehr indifferente und schwache Mittel gegen Typhus als 
acidum phosphoricum und muriaticum; und weil man auf Stromeyers 
Rat gleichzeitig die Lüftung der Krankenzimmer einführte, so erzielte 
man ungleich bessere Resultate, als bei den früheren Methoden. Jetzt glaubt 
man bei Behandlung des Typhus die kallm Bäder als Lebensversiche 
rung begrüßen zu dürfen, und ich bekenne, daß dieses symptomatische 
Mittel von allen aus dieser Kategorie am heilsamsten ist, weil cs die Fieber
	        
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