Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

175 
in den öfters vorkommenden, unlieben Fall kommenwiderrufen zu müssen! Meine 
bisherige Wirksamkeit und Lebensweise wird keine Änderung erleiden, indem meine 
Erwählte sich in alles Bestehende gerne gefügt hat und schon die guten Folgen bei sich 
selbst spürt. 
ad 2. Was hat denn die kirchliche Trauung mit meinem Berufe zu 
thun? Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist ! — heißt es 
ja und vernünftiger ist es, in solchen Dingen mit dem Strome zu schwimmen als gegen 
ihn, und welches ehrbare Mädchen wird sich den Gang in die Kirche nehmen lassen? 
Ich habe es aber nicht gemacht, wie weiland Prof. Dr. Bock in Leipzig, von dem 
in Hallbergers „illustrirter V o l k s z e i 1 u n g" 1874, S. 311, folgender drollige Zug 
erzählt wird: „Im Anfange der 50er Jahre schritt Bock nach dem Tod seiner ersten Frau 
zu einer 2. Ehe mit der Erzieherin seiner Kinder; eines schönen Tages gingen Bräutigam 
und Braut in dem Rosenthal spazieren; der erstere wußte die Promenade immer zu ver 
längern , bis man endlich in das hübsche Dorf L. gelangte. „Die Kirche steht offen," 
sagte Bock zu seiner Braut, „besehen wir uns dieselbe." Sie gelangten bis zum Altar, 
in dem gleichen Momente trat der Geistliche im Ornat aus der Sakristei und hub 
die Trauungsrede an. So tief erschrocken die Braut auch war, sie fand sich rasch in die 
Lage, dagegen wurde der Pfarrer augenscheinlich verwirrt; Bock hatte die Uhr aus der Tasche 
gezogen und besah sie während der feierlichen Handlung mit vieler Aufmerksamkeit, während 
er zugleich von Zeit zu Zeit sonderbare Bewegungen mit der rechten Hand machte. Je 
öfter er dies wiederholte, um so reichlicher lief dem guten Geistlichen der Angstschweiß von 
der Stirn, bis er plötzlich mitten im Satze abbrach und „Amen" sagte. „Hier haben 
Sie Ihren Dukaten," erwiderte Bock ruhig, „wären Sie nicht kontraktbrüchig geworden, so 
hätten Sie deren 5 erhalten. Adieu!" Bock war nämlich tags vorher bei dem Pfarrer 
gewesen und hatte die Trauung bestellt mit dem ausdrücklichen Bedeuten, die ganze Hand 
lung dürfe nicht über 10 Minuten währen, dann werde er glänzend honoriren, im ent 
gegengesetzten Falle aber nur die Taxe bezahlen. Und so hatte er nach jeder Minute über 
die 10 hinaus einen Dukaten aus der linken in die rechte Westentasche gesteckt, bis nur 
noch einer für den Geistlichen übrig blieb!" 
Wir Beide hatten nns allerdings auch vorher eine kurze Trauung bestellt, jedoch 
ohne jede weitere Beifügung, weshalb sich der betr. Geistliche auf Ablesung der vor 
geschriebenen Formel beschränkte, was auch nicht viel länger dauerte. 
ad 3. Mit dem Ergrauen ists noch nicht so schlimm und unser Pythagoras kam 
ja auch nicht viel früher dazu ; ich habe nun den Vorteil, bei meinem hoffentlich vor 1900 
nicht stattfindenden Ableben meine Angehörigen nicht dem Mitleiden der Gesinnungs 
genossen empfehlen zu müssen, sondern daß ich mit aller Ruhe mein sicheres und angenehmes 
„ D e r h o i m " gründen konnte! 
ad 4. Das Hochzeitsmahl wurde auf unsern Wunsch ohne Prunk und nicht 
im Gasthaus abgehalten, sondern zuh au s e, wobei die Mutter ihre gut bürgerliche 
Kochkunst zeigen konnte und den daran Teilnehmenden war freigestellt, zu nehmen, w a s 
ihnen beliebte, denn es war für beiderlei Kostgänger hinreichend gesorgt 
und auf der Reise hieß es eben: nulla regula sine exceptione, d. h. man aß, was 
man bekam! Nur keine närrische Prinzipienreiterei! Hier gehts wieder streng nach 
der Regel, so daß Papa Pythagoras seine Freude daran haben würde! 
Ab. R. in Z ö p 1 a u. Danke für Ihre Mitteilung bez. der Broschüre von V. Till, 
die Lösung der Brotfrage, werde sie mir kommen lassen; allein ein Schälen 
von Weizen geschieht ja schon beim Putz gang, wie ich vor Jahren im „N.-A." lang 
und breit mitgeteilt habe, was Sie nachlesen wollen. 
An Verschiedene. Sie machen mich darauf aufmerksam, daß die Abbildung bei der 
Annonce „Obere Waid" in Nr. 9 der Abbildung von Waldesheim in Nr. 3 v. 1882 
sprechend ä h n l i ch ist , somit bei dessen Abdruck wohl eine Verwechslung vorgekommen 
sein muß, vielleicht mit dem Cliche, das in Nr. 1 v. 1880 abgedruckt ist! — Antw. Ganz 
richtig; ein Versehen des Setzers, der sich vergriffen hat; danke Ihnen bestens für 
Ihre Artigkeit! — 
Bezüglich der Behandlung eingewachsener Fußnägel 
(s. vor. Nr.) ohne schmerzhafle Operation sind mir von 2 Seiten 
schätzbare Vorschläge mitgeteilt worden, welche diesmal leider keinen Platz mehr 
finden können, aber in nächster Nummer bestimmt folgen werden!
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.