Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

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auf den stattfindenden Kongreß aufmerksam gemacht worden, konnte man mit 
Vergnügen konstatiren, daß der prachtvolle Museumssaal, den man für den 
Vortrag am Sonnabend, den 11., abends 8 Uhr, gewählt hatte, bis auf 
den letzten Platz und zwar mit dem besten Publikum der Stadt gefüllt war. 
Herr Dr. Dock, mit Applaus empfangen, hielt unter lautloser Stille der Zu 
hörerschaft einen interessanten Vortrag über „die Bedeutung des Vege 
tarianismus und seinen Einfluß auf Familienleben und 
Kindererziehung" und wurde zum Schluß mit allseitigem lebhaften Bei 
fall belohnt. Eine sich darauf entspinnende rege Diskussion nahm eine weitere 
Stunde in Anspruch und wurden von Dr. Dock die vielen aus dem Publikum 
an ihn gerichteten Fragen in ebenso gewinnend liebenswürdiger, als eingehend 
schlagfertiger Weise beantwortet. Am darauffolgenden Tage versammelte man 
sich mittags 12 Uhr im Konzertsaal der Liederhalle zum Fe st banket; es 
hatten sich etwa 90 Vegetarianer und ca. 30 Freunde einzefunden; abends 
7 Uhr versammelte man sich ebendaselbst wieder zu heiterer Gesellig 
keit bei einfachem Abendbrot (schwäbische Spätzle mit Salat oder 
Kompot) und trennte sich erst gegen ^3 Uhr nachts! 
Hieran knüpfe ich die Betrachtung, wie leicht und angenehm es jetzt dem 
Publikum gemacht ist, sich Kenntnis von der vegetarianischen Lebensweise zu 
verschaffen; ich z. B. wurde darauf vor 40 Jahren in meinen Jünglingsjahren nur 
zufällig durch Hufelands Makrobiotik aufmerksam gemacht, wo mich 
mehre Stellen srappirten, wie z. B. die Beispiele des höchsten Alters sind von 
solchen Menschen, welche von Jugend auf mehr Pflanzenkost, Wasser und Milch 
genossen, ja oft in ihrem ganzen Leben kein Fleisch gekostet!" 
Ferner: Man halte sich bei der Wahl der Speiset! immer mehr an die 
Vegetabilien; Fleischspeisen haben immer mehr Neigung zur Fäulnis, die Vege- 
tabilien hingegen zur Säure und Verbesserung der Fäulnis, die unser be 
ständiger nächster Feind ist. Ferner: animalische Speisen geben immer mehr 
reizendes und erhitzendes, hingegen Vegetabilien geben ein kühles, mildes Blut, 
vermindern die innern Bewegungen, die Leibes- und Seelenreizbarkeit und re- 
duziren also wirklich die Lebenskonsumtion. Und endlich geben animalische 
Speisen viel mehr Blut und Nahrung und erfordern also, wenn sie gut be 
kommen sollen, weit mehr Arbeit und körperliche Bewegung; außerdem wird 
man vollblütig; sie sind also für Gelehrte und Leute, die viel sitzen, sehr vorsichtig 
zu gebrauchen, denn solche Menschen brauchen keine so starke Restauration, 
wenig Ersatz von gröberer Substanz, sondern nur von den feinen Nahrungs 
säften , die zu den Geistesbeschäftigungen dienen. Am meisten vermeide man 
Fleisch im Sommer und wenn Faulfieber herrschen. Auch finden wir, daß 
nicht die Fleischesser, sondern diejenigen, welche von Vegetabilien (Ge 
müse, Obst, Körner und Mllch) leben, das höchste Alter erreichen. Baco 
erzählt von einem 120 jährigen Manne, der zeitlebens nichts anders als Milch 
genossen hatte. Die Bramanen essen, vermöge ihrer Religion, nie etwas anders 
als Vegetabilien, und erreichen meist ein 100 jähriges Alter. Wollten doch 
diejenigen, die bloß im Fleischgenuß Gesundheit und Stärke zu finden 
vermeinen, daran denken, daß die Bewohner der Schweizeralpcn fast nichts als 
Brot, Milch und Käse genießen, und was sind es für rüstige und kraftvolle 
Menschen!" — 
Später kam mir dann noch das Buch von Zimmermann, „derWeg zum 
Paradies" in die Hände, welche beide Schriften mir genügten, aus den 
selben künftige bessere Lebensregeln zusammenzustellen , um nicht wie Alltags 
menschen in den Tag hineinleben zu müssen, aber schlimm ist es mir bei Durch-
	        
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