aufzufrischen, was mir kein Ding der Unmöglichkeit zu sein scheint, da die Ge
schichte erst ein paar Jahre her ist. Sie auch noch im besten Mannesalter stehen
und Ihrem Äußern und dem Gesagten nach zu urteilen Ihre Konstitution
eine gute ist. Also Mut — noch ist Polen nicht verloren!" Ich fragte ihn
dann über seine geschäftlichen Verhältnisse aus und erfuhr von ihm. daß er im
Moment von zuhause nicht wohl längere Zeit abwesend sein könne, ich also
seine Behandlung so einrichten möge, daß er dieselbe zuhause machen könne,
wobei er allerdings die Kur die Hauptsache sein lassen und nur so nebenher
sein Geschäft überwachen werde. Ich erklärte mich damit nolens volens ein
verstanden, und entwarf ihm nun meinen Kurplan. seinen Verhältnissen ange
paßt. welcher aus dem nachfolgenden Berichte des Patienten ersichtlich wird.
Der erste vom 26. September lautet:
„Ich erlaube mir heute, Ihnen einen Bericht über Ausführung und Wirkung Ihrer
für mein Kopfleiden verordneten Behandlung mitzuteilen, wie folgt: Nack meiner Rück
kehr von, der Reise begann ich Montag , am 17. d., mit einem lauen H a l b b a d und
kühlem Überguß. wie Sie mir dies im Residenzbud zeigen ließen und Nachts feuchte
Leibbinde: Abends hatte ich einen sehr schweren Kopf. Dienstag, 18. d : 67 a Uhr Sitz
bad 18 o R. 15 Min. lang mit Massiren des Leibes, Waschen des Kopfes mit 16 0 R.,
dann auf die Dauer des Bades Turban aus 14 0 R., wobei schmerzhafter Druck im Kopf,
zum Schluß Begießen des Kopfes und der Extremitäten mit 16 0 R., trocknes Abreiben,
2 Stunden Wanderung, Frühstück Schrotbrot und rohes Obst, dann Wanderung bis
11 Uhr, zweites Bad wie das er,re, % Stunde Zimmerwanderung, Mittagsbrot ein Teller
Gerstensuppe mit Blumenkohl, etwas Schrotbrot und r hes Obst: Kopf sehr einge
nommen , S ch m e r z an der ursächlichen Stelle. Mittag Turban getragen bis 4 Uhr,
dann drittes Bad, darnach Zpzstündige Wanderung durch Kiefernwald bei außerordent
lichem Schweiß am Kopf, ohne Linderung. Abendbrot Schrotbrot und rohes Obst. 97 2 Uhr
viertes Bad, dann nächtlichen Leibumschlag aus 12 o R. gewunden, Schlaf sehr gut,
Erwachen mit heftigem K o p f w e h und Mattigkeit in den Beinen. Mittwoch, 19. d.:
67a Uhr erstes Bad genau wie vorher, nach dem Bade ins Bett mit Turban, 9 Uhr Früh
stück wie tags zuvor, dann Wanderung mit bloßem Kopf im Sonnenschein bis 11 Uhr:
zweites Bad mit ^stündiger Wanderung im Zimmer, Mittagsbrot ein Teller grüner
Kern mit Blumenkohl, gekochte Birnen, etwas Schrotbrot, nach Tisch Wanderung bis
87a Uhr, drittes Bad, der Druck im Kopf hat nachgelassen, Wanderung bis
67a Uhr. Abendbrot dasselbe, 97 a Uhr viertes Bad, dann Leibumschlag, Kopf ganz
frei, Schlaf sehr gut, Erwachen mit ganz freiem Kopf, Urin auf
fallend hell und klar gegen seither. Donnerstag, 20. d.: genau wie am Tag
vorher, der Kopf ganz klar, das Gemüt heiter. Der Stuhlgang hatte in
diesen Tagen sich bis viermal täglich und reichlich eingestellt und zwar ziemlich konsi
stent. Beim Messen des Badewassers (Sitzbad) konstatirte ich jedesmal während
des Badens eine Temperaturzunahme von stark 2 0 R. Freitag, 21. d.: wie am Tage
vorher. Etwas matt in den Beinen, sonst ganz normal, L u st a m A r b e i t e n. Was
mir sehr aufgefallen, auch nicht eine Spur Lust nach Trank oder Fleisch oder sonstigen
reizenden Genußsachen. Nach dem dritten Bad habe ich mir eine 3 Pfennig-Semmel mit
etwas Butter erlaubt, da es mir im Magen etwas stau vorkam. In der ganz gleichen
Weise habe ich fortgebadet und fortgegessen bis heute und fühle mich im Ganzen
auszerordentlich wohl'dabei, ich kann sagen: wie seit Jahren nicht. Gestern
als am 25. d. habe ich das Wasser für das Bad auf 17 r , das fürs Abwaschen des
Kopfes und der Extremitäten auf 15 ° herabgestimmt. Das Wasser für Kopf- und Leib
binde bleibt 12 o R., da es der Brunnen nicht kälter liefert. Die Dauer des Sitz
bades ist in der Regel etwas länger als 15 Min. Der Druck in dem Kopf
ist säst ganz fort, zeigt sich sogar nicht mehr beim kalten Übergießen des Kopfes;
nur gestern und heute früh war er etwas vorhanden, was ich jedoch dem nebligen Wetter
zuschreibe. Zuweilen ist etwas Spannung im Kopfe vorhanden, die sich bei der nächsten
Mahlzeit ganz verliert, die also jedenfalls aus dem Magen stammt. Ich werde nun
in gleicher Weise, streng gegen mich selbst, fortfahren und bin jetzt schon über
zeugt, daß das Resultat das erwünschte sein wird; ich werde Ihnen nächste Woche
wieder über das Fortschreiten meines Befindens berichten und grüße Sie re.
(Schluß folgt.)