Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

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gewöhnlichen Angaben so positiv widersprechende klinische Erfah 
rungen (ob eigne oder kollegialische, ist wohl gleichgiltig) hinter sich hatte, 
jene „gewöhnlichen Angaben" auf ihre innere Wahrheit und Wahr 
scheinlichkeit hin zu prüfen, mindestens aber ihnen seine wissenschaftlich be 
gründeten Zweifel entgegenzusetzen. 
Da er dies unterlassen, so wollen wir versuchen, ihn auf Grund unserer 
eigenen und fremder Erfahrungen zu ergänzen. 
Die auch von Prof. B u ch h e i m geschilderten Wirkungen akuter d. h. ver 
hältnismäßig größerer Mengen (0.2—0,5 Gramm sind schon bei Menschen 
genügend) hervorgerufenen Vergistungssymptome (Kolik, Durchfälle, 
Erbrechen, bis zur Wasserscheu gesteigerte Schlingbeschwerden, 
Kopfschmerz. Delirium. Hemmung der Atmung. Konvul 
sionen und Lähmung rc.) sind bekannt. Ebenso bekannt ist es, daß diese 
Vergiftungssymptome durch allmähliche Einatmung von arsenigsauren Dünsten 
(Arsenwasserstoff) eintreten, die von mit sog. Schweinfurter Grün gefärbten 
Tapeten, Kleidern u. dergl. herrühren. 
Einer meiner Freunde, welcher etwa 3 Monate ein mit solch grüner 
Tapete ausgekleidetes Zimmer bewohnte und sich vorher einer blühenden Ge 
sundheit erfreute, erkrankte unter allen Symptomen starker Ernährungsstörung 
(andauerndem Kopfschmerz, Durchfall. Brechneigung, blasses Aussehen, Glieder 
zittern rc.) und brauchte fast ein halbes Jahr nach dem Verlassen jener Woh 
nung, um sich zu erholen. Erwägt man, wie gering die Mengen des von der 
Tapete überhaupt ausgedünsteten Giftes wahrscheinlich gewesen, daß nur ein 
noch geringerer Teil desselben von dem jungen, kräftigen, den größten Teil des 
Tages durch seinen Beruf (er war Offizier) im Freien verweilenden Manne 
durch Lunge und Haut eingeatmet wurde, so wird man auch sehr geringen 
Quantitäten des Giftes schon recht erheblich schädliche Wirkungen zugestehen 
müssen. Andrerseits deuten manche Erscheinungen bei mit Arsenik gefütterten 
Pferden darauf hin, daß innerhalb gewisser Grenzen verhältnismäßig größere 
Quantitäten weniger schädlich wirken, wahrscheinlich weil von ihnen mehr aus 
geschieden wird, ohne auf die Schleimhäute des Verdauungskanals gewirkt zu 
haben, während kleinere völlig aufgesogen werden und daher giftiger wirken, 
wie ein ähnliches Verhalten z. B. beim Kalomel genau nachgewiesen, auch 
(s. oben) für die äußere Anwendung des Arseniks von Pros. B u ch h e i m selbst 
konstatirt ist. (Schluß folgt.) 
Ein mehrjähriges Kopfleiden, veranlaßt durch einen Eisenbahn 
unfall. geheilt durch hgdro-diätetische Behandlung. 
Vom Herausgeber. 
Vorigen Sommer erhielt ich eine Postkarte aus Mainz von einem lang 
jährigen Abonnenten des „N.-A." mit der Anfrage: „Sind Sie von heute an 
gerechnet die nächsten 14 Tage zu Hause und täglich zu sprechen, ferner um 
welche Zeit und wo, um wegen eines schweren Krankheitsfalles mir bei Ihnen 
guten Rat holen zu können?" — Meine Antwort ging sofort ab und einige Zeit 
darauf stellte sich mir nun mein langjähriger bisher persönlich noch unbe 
kannter Abonnent aus Mainz vor und berichtete mir folgendes: 
Gelegentlich des Ende November 1S79 nahe der Station Bischossheim bei Mainz 
erfolgten Elsenbahnunfalles befand ich mich in dem zertrümmerten Wagen zweiter Klasse 
des Frankfurter Zuges in dem letzten Koupee mit noch 4 anderen Herren. Trotzdem die 
Decke über uns weg und das Koupee ziemlich zusammengedrückt war, kamen wir fünf mit
	        
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