Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

Der llaturayt. 
für 
lnlturgematze Behandlung -es menschlichen Körpers 
in gesunden und kranken Tagen. 
Herausgeber und Redakteur: Gustav Wolbold in O b e r l ö ß n i tz bei Dresden. 
1884 
Xi 8. 
Monatlich erscheint eine Nummer ä 1 Bogen; ferner vom Februar an 
aller2 Monate eine litt. Beilag e M/ 2 Sogest; somit jährlich 15 Bogen. 
Preis für ganz Deutschland 5 M.; für Österreich 3 fl. Pap.: für die 
« Schweiz, Holland, Frankreich, Italien re. 6 fr. 50 C. Zu beziehen: 
direkt vom Herausgeber mit Franco-Zusendung per Post bei 
Franco-Einsendung des Betrages, sowie durch die Postanstalten. 
Einzelne Nummern 40 Pf. 
Inserate: Die durchlaufende Zeile oder deren Raum 30 Pf. 
Dreiund- 
zwanzigster 
Jahrgang. 
InhatL: Votivtafel: Prof. Dr. Billroth. 
1. Nachtrag zum Offenen Sendschreiben von Dr. med. von V i l l e r s. 
2. Die weiße Schenkesgeschwulst. Von Schmidtbauer. Nebst Bemerk, v. Herausg. (Schluß.) 
3. Zum allerletztenmal die Bakterien. Bon Dr. W. Albert Haupt. 
4. Zum 3. Kongreß für innere Medizin in Berlin. Bon einem Nihilisten. 
Briefwechsel. — Inserate. — Mit Litterarischer Beilage IV. 
Votivtafel. 
Es sind mir innerhalb der letzten Monate vier Fälle vorgekommen, in welchen Finger 
mit ganz unbedeutenden Verletzungen durch unsinnige Anwendung von Karbolsäure bran 
dig geworden sind; in allen vier Fällen handelte es sich um Kinder, deren Eltern die 
Verordnung eines Karbolverbandes s e l b st gemacht hatten, „weil die Karbolsäure gut für 
die Wundheilung sein soll." Die Karbolsäure hat schon jetzt in der Chirurgie eine weit 
beschränktere Anwendung als früher; wir haben die Gefahren, welche dieselbe unter Um 
ständen herbeiführen kann, erst nach und nach kennen gelernt; das Mittel kann nicht nur 
Entzündung und Brand erzeugen, sondern auch durch Blutvergiftung töten; 
es entfaltet seine guten Eigenschaften nur in der Hand des kundigen Arztes. (? D. R.) 
In den erwähnten Fällen hatte immer nur ein unbedeutender Schnitt oder eine leichte 
Quetschung stattgefunden, die an sich auf keinen Fall in wenigen Stunden trockenen Brand 
hervorrufen konnte. Man hatte in die Apotheke oder zu einem Droguisten geschickt und 
nur Karbolsäure verlangt; es war also meist reine Karbolsäure oder wenigstens eine sehr 
konzentrirte Lösung verabfolgt. Dabei trifft niemand ein Vorwurf; wenn jemand reine 
Schwefelsäure oder Salpetersäure verlangt, so bekommt er sie auch, da diese Säuren ja zu 
vielerlei technischen Zwecken verwendet werden. In den beiden ersten der erwähnten vier 
Fälle konnte ich der angewendeten Flüssigkeiten nicht habhaft werden, konnte also auch 
den Beweis nickt liefern, daß die angewandte Flüssigkeit wirklich reine Karbolsäure war. 
Vor kurzem aber brachte die Mutter des beschädigten Kindes die Flüssigkeit mit, welche sie 
auf den leicht gequetschten Finger aufgelegt hatte , und es ergab sich bei der chemischen 
Untersuchung, daß es 98prozentige Karbolsäure-Lösung war; man hatte eben nur soviel 
Wasser zu der reinen krystallisirten Karbolsäure zugesetzt, als nöthig war, um sie flüssig 
zu machen. Nun wenden wir in der Chirurgie für gewöhnlich Lösungen von nur 3 Pro 
zent an, ja ich bin in neuester Zeit ohne Schädigung der Heilerfolge bis 1 Prozent her 
untergegangen ; nur ganz ausnahmsweise kommen Lösungen von 5 Prozent in Gebrauch, 
wobei schon eine schwache Ätzung beabsichtigt wird. Es wäre nicht undenkbar, daß selbst 
eine fünfprozentige Lösung, dauernd um einen Kinderfiuger applizirt, Brand erzeugen 
könnte. Ich widerrate hiermit aufs dringendste, ohne spezielle Anordnung eines Arztes 
WM- (Schluß nächste Seite.)
	        
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