Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

| : 
Sen-schreiben an die Redaktion 
von 
Dr. med. von Villers senior. 
Sehr geehrter Herr! 
Als Sie sich ein Exemplar meiner Bearbeitung der Kaiserin-Augusta- 
Preisfrage von mir erbaten und gleichzeitig mitteilten, daß Sie deren Inhalt 
zum Gegenstände einer öffentlichen Besprechung zu machen beabsichtigten, und 
ich bei dieser Gelegenheit mich erinnerte, wie Sie in früheren Jahrgängen 
Ihres geschätzten Blattes die homöopathische Behandlung, in specie der 
Diphtherie für kaum weniger verdammenswcrt erklärten, als die von den 
Staats-Medizinern geübte, endlich auch, als ich Sie gegen die indifferente 
Haltung der Preisrichter zu gunsten her Homöopathie Partei ergreifen sah, da 
empfand ich eine lebhafte Genugthuung ob der aus alledem hervorgehenden 
Erkenntnis, daß sich nun doch einmal ein Mann gefunden habe, welcher, 
bewogen durch beobachtete unzweideutige Thatsachen, einem lange gehegten 
Vorurteile zu entsagen und dies laut zu verkünden die Kraft und den Mut 
besaß. Als Sie darauf obige Absicht verwirklichten, und ich Ihre Besprechung 
meiner Konkurrenzschrift durch mehre Nummern des „Naturarzt" verfolgen 
konnte, fand ich, daß mir durch die Ausführlichkeit derselben, sowie durch 
lange fortgesetzte wörtliche Anführung meines Textes fast zu viel Ehre 
angethan worden sei. Nachdem ich jedoch mit dem in Nr. 5 Ihrer geschätzten 
Zeitschrift enthaltenen „Schluffe" Ihres Aufsatzes mich bekannt gemacht hatte, 
mußte ich leider erkennen, daß das bekannte Axioma: „finis coronat opus“ 
auf denselben nicht anwendbar sei. Die erste Enttäuschung brachten mir Ihre 
Worte (pag. 75, Zl. 12 v. o.): „Ich will das Weitere übergehen» was Vers. 
nun zur Erklärung der Wissenschaftlichkeit der Homöopathie vorbringt u. s. w."- 
— Gerade diesem Teile meiner Konkurrenzschrift, als dem Schwerpunkte der 
selben, hätten Sie, verehrter Herr, die Ehre der wörtlichen Anführung allein 
gönnen sollen. Es war dagegen beinahe überflüssig, durch Anführung des 
einen oder des anderen der wenigen von mir mitgeteilten klinischen Fälle dio 
Vorzüge der homöopathischen Behandlung der Diphtherie zu erhärten, teils 
weil diese und noch viel mehr ihresgleichen von mir und anderen homöopathischen 
Schriftstellern an anderen Stellen bereits öffentlich mitgeteilt worden waren, 
teils auch weil jene Vorzüge in betreff der Behandlung der Diphtherie seit 
einer Reihe von Jahren von Niemandem, selbst nicht von allen Staats- 
Medizinern, mehr bezweifelt werden. 
Meine Enttäuschung vervollständigte sich, als ich sah, daß Sie, verehrter 
Herr, weiterhin Ihre bis dahin verfolgte Ausgabe gänzlich fallen ließen, indem 
Sie sich gegen den Inhalt einer meiner Konkurrenzschrift beigegebencn, gegen 
Herrn Prof. Virchow polemisirenden „Anmerkung" wenden und dadurch Ihrer 
bisherigen Argumentation die Spitze abbrachen. Es ist ganz besonders der 
den Schluß jener „Anmerkung" bildende Satz. „daß der Heilkünstler wohl den 
Naturarzt, nicht aber dieser jenen missen könne," welcher, indem er Ihrer 
Ansicht von der Susficienz der Hydrotheropeutik widersprach und Ihr ganz 
(Schluß der Botivtafcl.) 
vergossen, eine Hölle voll Herzenspein der Hütte der Armen, dem Hause des Bürgers, 
dem Palaste des Reichen und Mächtigen fern bleiben würden, wenn cs gelänge, die 
Hydrotherapie als Spezialität zu verwerten, das heißt: jeden Arzt mit der Anwendung 
und Wirkungsweise, jeden Krankenpfleger mit der Anwcndungsweise der Hydro 
therapie im Typbus bekannt zu machen! 
Prof. Dr. W. Winternitz in „Zur Frage der Typhusbehandlung".
	        
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