Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

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liche Verweichlichung und Verzärtelung des Körpers zur Folge hat. Auf diese Weise geht 
derselbe aller Kraft verlustig, die er von Haus aus in so hohem Maße besitzt, um Schädlich 
keiten aller Art abzuwehren und krankmachenden Einflüssen zu widerstehen. So sind es 
einerseits diese 3 großen — medizinischen Irrlehren, welche in vielen Fällen 
die eigentliche krankmachende Ursache für zahlreiche Erkrankungen im Kindesalter bilden. 
Andererseits ist aber auch die beim weitaus größten Teil des Publikums über die Grund 
bedingungen zur Erhaltung der Gesundheit herrschende Unkenntnis die Ursache zur 
Entstehung von Krankheiten und Siechtümer aller Art. Sind gesunde Wohnung, natur 
gemäße Nahrung, Kleidung, welche den Körper warm hält, ohne ihn zu verweichlichen, 
Hautpflege. Körperbewegung und frische reine Luft, mächtige Mittel, um die Gesundheit zu 
erhallen und zu befestigen und dadurch Krankheiten zu verhüten, so darf es uns nicht 
wundern, wenn luftarme, mit schlechter Lust, dumpfer oder feuchter Luft erfüllte und mit 
Menschen ü b e r füllte Wohnungen, die wenig oder gar nicht gelüstet oder aber ungenügend 
rein gehalten werden, förmliche Brutstätten und beständige Herde für Krankheiten aller 
Art bilden. 
Im 2. Kapitel „Wesen uno Erkennungsmerkmale der Diphtherie" sagt 
der Verf., daß das i n n e r st e W e s e n der geheimnisvollen Vorgänge während eines 
Krankheitsprozesses, Vorgänge, die zum Teil sinnlich für uns gar nicht wahrnehmbare 
Wirkungen hervorbringen, uns noch mit 7 Siegeln verschlossen sei, so auch das der 
Diphtherie; er neige sich aber der Ansicht vieler Ärzte zu, daß die Diphtherie in der Mehr 
zahl der Fälle nichts anderes sei, als ein nicht ordentlch zum Ausbruch gekommenes, d. h. 
ein ohne den charakteristischen Ausschlag auf der Haut auftretendes oder ein zurückgetretenes 
Scharlach siebe r. Das Ergebnis der Öffnung von an der Diphtherie Verstorbenen, 
ferner zahlreiche Beobachtungen am Krankenbett und vor allen Dingen der Umstand, daß 
sich nicht selten erst bei einer naturgemäßen (?) Behandlung der Diphtherie ein 
Scharlachausschlag auf der Haut ausbildet oder, wenn vor der Zeit abgeblaßt und zurück 
getreten, wiederum sichtbar wird, scheinen die Richtigkeit jener Behauptung wenigstens für 
eine Anzahl von Fällen zu bestätigen. Da sowohl bei der Diphtherie an sich, wie auch 
beim Scharlachfieber in Verbindung mit Diphtherie und beim Scharlach überhaupt die 
Nieren fast ausnahmslos miterkrankt sind und kein Scharlachfieber beobachtet wird, bei 
welchem nicht auch zugleich die Schleimhäute des Rachens krankhaft affizirt sind, so er 
scheint der Umstand von hoher Bedeutung, daß in gewissen Stadien der schwersten Nieren 
leiden diphtherische Affektionen auf den die Rachenpartie auskleidenden Schleimhäuten, nebst 
brandigem Zerfall der letzteren auftreten. Auch von diesem Gesichtspunkte aus müssen 
daher die Maßnahmen der Naturheilkunde, die auf die Erhöhung, bez. Wiedererweckung 
der geschwächten und unterdrückten Funktionen aller ausscheidenden Organe abzielen, er 
folgversprechender erscheinen, als jede andere Behandlungsweise. Im Kap. 3 „Heilung 
der Diphtherie" wird die Behandlung besprochen, die allgemeine und ört 
liche Maßnahmen erfordert und zwar kühles, luftiges Verhalten des zu isolirenden 
Patienten und die federlose Bedeckung desselben; die Anwendung des Wassers betreffend, 
so beschreibt Verf. die nötigen Waschungen, Umschläge, Einpackungen, Halbbäder und giebt 
die Regeln für deren Anwendung an, ferner die örtliche Behandlung durch Trinken von 
frischem Wasser, Gurgeln re. 
Im Kapitel 4 „Die Verhütung der Diphtherie" sagt Verf., daß die ur 
alte Wahrheit — es ist leichter, hundert Krankheiten zu verhüten, als eine einzige zu 
heilen — tagtäglich durch die glänzenden Erfolge der naturgemäßen Lebens- und Heilweise 
bestätigt werde! K e h r e t z u r N a t u r z u r ü ck ! ruft diese neue für jedermann ver 
ständliche Gesundheitswissenschaft dem immer tiefer in Krankheitselend und in Siechtum 
aller Art versinkenden Menschengeschlecht zu, und dies trotz aller „glänzenden Fort- 
s chr i t t e " der Medizinheilkunde. Da nun Krankheiten nicht Dinge an sich, sondern 
Folgewirkungen von KrankheitsUrsachen sind, so gilt es, vor allem jene krank 
machenden Ursachen zu beseitigen. Krankheitsursachen sind aber gewöhnlich nicht einfacher 
Natur, sondern ungleich häufiger das R e s u l t a t mehrfacher, z u s a m m e n wir 
ke n d e r , schädlicher und gesundheitswidriger Einflüsse! Was muß 'nun 
geschehen, um jene naturwidrigen und folglich auch gesundheitswidrigen krankmachenden Ein 
flüsse bezüglich der Diphtherie zu verhüten? 
1. Müssen die Ärzte in Zukunft — Gesundheitsbeamte werden, d. h. durch ein 
s e st e s Gehalt im Verhältnis zu der Summe von Gesundheit belohnt werden, 
welche zu erhalten, zu befestigen und zu vermehren ihr eigentlicher Beruf ist (oha, 
sein sollte! G. W.). Denn alsdann werden dieselben alle ihre geistigen, körperlichen 
und moralischen Kräfte daran setzen, daß Krankheiten und Siechtümer aller Art und alles 
hieraus entspringende leibliche und geistige Elend soweit als nur irgend möglich ver 
hütet oder doch im Keime erstickt wird, dadurch, daß man ^Krankheitsursachen 
bekämpft, während man gegenwärtig fast nur gegen die bloßen Folgewirkungen
	        
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