Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

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Heilung erfordert: 1. Herstellung der allgemeinen Heilbedingungen: gute Luft 
im Krankenzimmer; äußerste Reinlichkeit darin; kühles und reinliches Lager; 
angemessene Speisen und Getränke; 2. wenn die im Kapitel 3 angegebenen 
Krankheitsmerkmale in geringem Grade vorhanden, genügen Gurgeln mit 
frischem Wasser nebst feuchtem Leibumschlag und kaltem Klystier; gegen die 
Ausschwitzungen im Halse über einige Pocken-Bläschen hinaus, bilden sie na 
mentlich schon einen zusammenhängenden Belag, so ist in der Regel auch 
größere Hitze an und im Halse vorhanden und müssen dann feuchte Halsum 
schläge gemacht werden mit Wechsel, so oft sie durch Hitze lästig werden; die 
Fieberbehandlung richtet sich ganz nach dem Grade und Art derselben mit 
Abwaschungen, Rumpfumschlägen und Halbbädcrn; Ganzpackungen findet Vers. 
nicht zweckmäßig wegen des öftern Gurgelns und die Füße läßt er deshalb 
nicht mit einwickeln, weil sie leicht zu lange kalt bleiben und dieser Umstand 
auf die Erkrankung des Halses ungünstig zurückwirke (wogegen man aber mit 
Wärmflaschen rc. leicht operiren kann. G. W.). Vers. giebt nun weiter An 
leitung zum Verhalten bei Fiebern von schleichend fauliger Art und 
fügt in einer Schlußbemerkung seine Ansicht über den hier oft angewandten 
Luftröhrenschnitt bei, den er unter allen Umständen ganz nutzlos 
resp. verwerflich findet. 
Im Kapitel 6 bringt Vers. einige Heilungsbeispiele von Diphtherie 
und zwar 1. einen leichten Fall, wo der Patient in folge der eingeleiteten 
Wasserbehandlung in einigen Stunden kurirt war; 2. einen schwereren Fall 
bei einem Dienstboten, welcher in 5 Tagen mit wenigen Anwendungsformen völlig 
genesen war; 3. einen schwersten Fall bei einer 27jährigen schwächlichen Dame, 
welche am 15. Tage der Erkrankung das Bett verlassen durfte, aber wegen 
großer Schwäche in den Beinen nur mit fremder Hilfe herumgehen konnte. 
ad 2. Dr. med. G. Voigt beginnt seine Schrift mit einem längeren Vorwort, in 
welchem er sich namentlich über die Unmacht der approbirten Staatsheilkunde ergeht, die 
mit all ihren Mitteln nicht einmal einen gewöhnlichen Schnupfen heilen könne, daher die 
zunehmende Erschütterung des Glaubens an die Medizinheilkunde beim Publikum, welches 
nur gewinnen könne, wenn es sich mit dem Gedanken vertraut mache, daß es für seine 
gesundheitswidrigen Alltagssünden keine Rezepte, also keine Ablaßzettel giebt, die es beim 
Arzte und Apotheker kaufen könne, um nach erlangter Vergebung alsbald wieder den alten 
Schlendrian anfangen zu können. Die Krankheiten müssen daher als etwas Vermeid 
bares aufgefaßt werden und es muß ein Jeder als seine Pflicht erachten, sein eigener 
Arzt und Gesundheitshüter zu sein; denn dem Menschen, der gemäß der Natur lebt, kann 
weder in gesunden noch in kranken Tagen etwas Schreckliches oder Tötliches passiven, was 
schon vor 2000 Jahren Hippokrates gesagt! 
Verfasser teilt seine Schrift ebenfalls in 4 Kapitel, wovon das erste mit „Ursa ch e n 
der Diphtherie" überschrieben; er sagt darin daß, wie Krankheiten überhaupt nicht die 
Folgen einer einzigen Ursache, sondern das Endergebnis mehrfacher, zusammen wirkender, 
gesundheitsschädlicher Einflüsse sind, so auch die Diphtherie. Daß die Ursache der 
selben allgemein verbreitet sein müsse, geht schon allein aus der Thatsache hervor, daß 
dieser Würgengel der Kinder sowohl in den Hütten der Armen wie in den Palästen der 
Reichen seine Opfer fordert. Drei unheilvolle medizinische Irrlehren 
sind es, welche gegenwärtig die gesamte zivilisirte Welt beherrschen und gerade den jugend 
lichsten und zartesten Sprößlingen des menschlichen Geschlechts gegenüber ihre verderblichen 
Wirkungen in uneingeschränktestem Maße entfalten, nämlich : 1. Eine nicht naturgemäße 
darum fehlerhafte und naturwidrige Ernährung der K i n d e r im zartesten Alter, 
was schon H u f e l a n d seiner Zeit gerügt habe! 2. Die Impfung, welche nicht allein 
geeignet, die schlimmsten weil bösartigsten Krankheitsstoffe verschiedenster Art von einem 
kranken Wesen auf ein gesundes zu übertragen und dadurch Blut und Säfte eines bis 
dahin gesunden Organismus vorübergehend oder auf die Dauer zu vergiften, sondern auch 
für Fäulnis und Zersetzung des Blutes bewirkende Krankheiten empfänglich zu machen! 
3. Die allgemein verbreitete und fortwährend bestärkte Erkältungsfurcht, da jedwede 
Abhärtung des Körpers, das A und O, der Anfang und das Ende aller Gesundheitsregeln 
— durch frische Luft und kühles Wasser verhindert und hierdurch eine überaus schäd-
	        
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