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| F I t Meine oegetananische Propagan-areise.
Von vi. F. W- D - ck,
ärzllicker Dirigent der Naturheilanstalt „auf der untern Waid" bei St. Gallen.
Ich kann nicht unterlassen, an dieser Stelle voraus zu bemerke», daß das
Zustandekommen nachstehend beschriebener Reise hauptsächlich unseren Kölner
Freunden und besonders der Willens- und Thatkraft unsers zähen Weidners
zu verdanken ist. Ja, Weidner hat cs meisterhaft verstanden, die ganze Sache
in Szene zu setzen, die nötigen Vorkehrungen zu treffen, sowie auch den
norvus rerum zu beschaffen. ,.E s muß gereist werden!" so klang immer
wieder Weidner's Refrain, und mich ließ er nicht eher los, als bis ich mein
Bündel geschnürt hatte. Familienvcrhältnisse, bange Sorge, ich möchte meiner
Aufgabe nicht gewachsen sein, quälende Zweifel über das Gelingen eines der
artigen Unternehmens, dies waren die Beweggründe, welche meine Reise ver
zögerten und dieselbe beinahe ins Wasser hätten fallen lassen, wäre nicht
Weidner immer wieder mit seinem Lied gekommen: „Sic müssen reise»,
Sic d u r s e n u n d können nicht m e h r z u r ü ck t r e t e n!"
Endlich, am 31. Januar a. c., ging es fort von der untern Waid direkt
nach Köln, wo am 3. Februar der erste Bortrag gehalten werde» sollte. Daß
in Köln das Terrain tüchtig vorbereitet war, läßt sich leicht denken. Dank
den Bemühungen Weidners und d.r Zuvorkommenheit von Frau Professor
Lina Schneider wurde mein Kölner Vortrag in den, von genannter Dame
arrangirtcn, Zyklus von Vortrügen ausgenommen, und hatte ich die Freude,
im kleinen Saale des altehrwürdigen „Gürzenich", zu meinem ersten Vor
trage ein unserer Sache recht zugethanes Publikum vor mir zu sehen.
„Über die Ziele und Zwecke des Vegetarianismus in
seinen B e z i c h u » g e n z u m leiblichen und geistigen Wohl d c r
Menschheit", so lautete das Thema meines ersten Vortrags, der, wie ich
nachträglich erfuhr, unserer Sache in Köln einige warme Freunde erwarb und
hoffentlich auch erhalten wird.
Am folgenden Abend, am 4. Februar, wurde in Köln ein wohlgclungcnes,
sehr gemütliches vegelarianischcS Bankett abgehalten, über das ich hier nicht
weiter zu refcriren habe; nur den Umstand will ich hervorhebe», daß bei
unserm kleine» Festessen (circa 36 Teilnehmer) die Kölner Stadlbehörde sich
durch einen ihrer Bürgermeister ossiziell halte vertreten lassen. Dank der
Presse, die einige Reporte, s zum Bankett geschickr, und besonders Dank der
„Allgemeinen Haussiaucnzeitung", deren Redaltorin, Frau Meta Dicck-
hoff, sich sehr iür unsere Sache interessiite. wurde unser Bankett öffentlich
ziemlich lebhaft besprochen lind kommentirt. Im gleichen Hause in Köln, wo
wir am 4. unsere so gemütliche Zusammenkunft abgehalten, d. h. im Hotel
du Dome, hielt ich in dessen großem Saale am 6. Februar meinen zweiten
Vortrag: „Über die hohe Bedeutung des Vegetarianismus
in der Kindererziehung", ein Thema, das eine große Zugkraft ausübte
und uns ein sehr zahlreiches Publikum zuführte, ein nicht genug zu beachtender
Fingerzeig, daß, um unsere Sache zu schnellerem Fortschritte zu bringen, wir
mit der Kindcrivclt beginnen und die Eltern an derjenigen Seite packen
müssen, an der sie am faßbarsten sind: an der Liebe zu ihren Kindern und
an deren Gesundheit. Nach diesem Vortrage, wie auch schon nach dem
ersten, wurden seitens meiner Zuhörer viele Fragen an mich gerichtet, die mir
de» klarsten Beweis lieferten, daß das Interesse für unsere Sache im Allge
meine» ein äußerst reges ist. Mit diesen zwei Vorträgen war meine Ausgabe