zweimal die Werke von MalthUs* gelesen haben'' und ferner: „um mit Würde
eine Frau zu heiratheu, muß man stets doppelt so viel Gesundheit, Kraft und
Einkommen haben, als absolut nothwendig ist. Nur das Nothwendige
haben, wenn man sich verheirathet, heißt mit nackten Füßen durch den Schnee
waten, und dabei am Zuckerbrod sich laben." Wenn diese Winke nicht blos
von einer vernünftigen Minorität, sondern von der Durchschnittsmasse der Be
völkerung befolgt würden, so würde sicher viel Armuth und Elend vermieden
und vielen vorzeitigen Todesfällen vorgebeugt werden!
Leider nimmt aber das frühe Heirathen in den ärmeren Volksklassen fast
in gleichem Maße zu, als die soziale Lage dieser Classen sich verschlechtert.
Wir sehen oft genug, daß ein armer Weber oder Bergmann, dessen Einkommen
kaum hinreicht, um ihn selbst zu ernähren, sechs bis acht Kinder zu versorgen
hat und manchmal beträgt die,Anzahl der Nachkommen sogar 10, 12 und
noch mehr! Man betrachtet in den niedern Volksklassen das Vermögen der
Reproduction als eine Art von Naturrecht, dessen Bethätigung jedem
Manne und jedem Weibe ohne Rücksicht auf die ökonomischen Folgen in
der ausgiebigsten Weise zu gestatten sei! Kann das Volk seine eigenen
Kinder nicht mehr ernähren, nun so soll eben der „Staat", dieser über Mil
lionen gebietende Pflegevater, kommen und die Versorgung der Ernährungs
bedürftigen übernehmen! Diese naive Ansicht sitzt noch in manchen Köpfen —
bombenfest! — 1-- (Schluß folgt.)
Ueber persönliche Gesundheitspflege.
Von vr. W. Albert Haupt in Chemnitz.
(Fortsetzung.)
Die nöthige Ruhe findet unser Gehirn nur im Schlaf, wo Empsindung
und Bewußtsein, sowie jede absichtliche, geistige Aktion und willkürliche Bewegung
aufgehoben sind und blos die ohne unseren Willen vor sich gehenden, vegeta
tiven Prozesse (Athmung, Blutkreislauf, Ernährung) fortdauern. Ohne Schlaf
würde es seine Fähigkeit zur Arbeit sehr bald einbüßen, denn derselbe dient
hauptsächlich dazu, es durch Neubildung der in Folge der Thätigkeit verloren
gegangenen Substanz, durch Entfernung unbrauchbar gewordener (Ermüdungs-)
Stoffe und durch Aufspeicherung von Sauerstoff zu regeneriren. Belebend und
stärkend auf das Hirn, sowie auf das ganze Nerven- und Muskelsystem wirkt
der Schlaf jedoch nur dann, wenn er gehörig lang, ruhig, tief und ununter
brochen währt. Damit dies der Fall sein könne, müssen wir in erster Linie
dafür sorgen, daß unser Schlafzimmer still, hoch, geräumig, tüchtig venrilirt,
frei von allen Gerüchen, ohne Polstermöbel, Blumen und Pflanzen, kein Auf
bewahrungsort für schmutzige Wäsche oder tagsüber getragene Kleidung, nicht
* Anmerkung. Wer war denn dieser Malthus? Antw. Th. R. MalthUs
war ein englischer Nationalökonom, geb. 1766, gest. 1834, der zuerst Theologie und
Philosophie studirte, später als Lehrer der Geschichte und politischen Oekouomie wirkte, und
1798 ein größeres Werk erscheinen ließ, bet.: „An Essay on the principle of population“,
das mehre Auflagen erlebte, großes Aufsehen machte und dessen Quintessenz in dem aus
gestellten Grundsatz gipfelt: „Der Staat muß im Interesse des Ganzen das
Wachsthum der Bevölkerung gewaltsam beschränken, damit sie in ein
Verhältniß zu den Ex i st enzmi tte ln trete!"
Also: keine Hagestolzensteuer, weder m ä n n l i ch n o ch w e i b l i ch, sondern
eine recht tüchtige Kindersteuer! Daß unser Reichskanzler nichts von diesem ge-
scheidten Engländer weiß! Diese Kindersteuer gäbe eine schöne Summe alljährlich ; ein Kind
ca. 10, 50—100 Mark, je nach den Vermögensverhältnissen! Und was hier noch drum-
und dranhängt — weniger Ausgaben für Schulen, Kirchen, Zucht- und Irrenhäuser, und
— Kasernen!! Das wäre der Anfang zum Uebergang in's goldene Zeitalter!