Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

Wahrheit des Vegetarianismus ist jetzt so erstarkt bei mir, das; 
Rückkehr zum Fleischtopf für ganz unmöglich halte! Ich habe jetzt sogar our 
Milch verabschiedet und gen'eße des Morgens nur Grahambrod und Aepfel, Mittags- 
Hülsen- und Körnerfrüchte und dann Nichts mehr bis nächsten Morgen! Also nur 
noch zwei Mahlzeiten täglich!! Ob ich damit recht thue, weiß ich nicht, aber 
ich befinde mich sehr wo h l dabei, fühle mich entschieden kräftiger und leistungs 
fähiger als früher! Falls ich mit der Zeit irgend wie Nachtheil verspüren oder mir 
von Ihnen davon abgeratheu werden sollte, so werde ich wieder zu den üblichen 3 Mahl 
zeiten zurückkehren, jedoch höchst ungerue! Ich sehe mit Staunen, wie wenig eigentlich 
der Mensch braucht und bemerke andererseits mit ebenso großem Erstaunen, w i t viel 
mancher Mensch täglich ißt und trinkt und dabei Nichts leistet und den Krebsgang geht.. 
Ein gutes Zeugniß für die Mäßigkeit ist auch mein Bruder, der seit mehr als 2 Jahren 
bei einer einzigen Mahlzeit täglich l e b t ; derselbe ist 33 Jahr alt, ver- 
heirathl't, Vater von 3 Kindern und hat viel Arbeit und Sorge; s e i n e G e s u n d h e i t 
ist fortwährend gut. trotzdem er raucht und es mit der Hautkultur auch nicht 
strenge nimmt! Ich trage jetzt Steine und Ziegel zusammen und plane einen eigenen 
Herd; aber es wird schwer gehen; der Frau den Vegetarianismus opfern? Nimmer 
mehr! E h e r u m g c k e h r t! Antwort: Oho , nur Nichts verschwören , denken Sie 
doch an den Renegaten R i k l i, der nach vielen Jahren trotz großem Enthusiasmus doch v 
wieder zum Fleischtopf zurückkehrte und Sie sind erst ein vegetariauischer E i n j ä h r i g e r !' 
Daß Sie nebenbei noch ein halber Cornaro geworden sind, und sich dabei wohl, kräftig 
und leistungsfähig fühlen und dem Zeugniß geben, ist erfreulich; bleiben Sie in Ihrem 
eigenen Interesse nun auch dabei und ahmen Sie R i k l i nicht nach! Den Bericht über 
Ihren Bruder, den Familienvater, der nur Eine Mahlzeit täglich hält, wird Mancher 
unglaublich finden. L e b e n d e n n seine F r a u u n d K i n d e r auch so NNd gerne so i 
Was Ihren Wunsch nach eigenem Herd anbelangt, mit gleichgesinnter Eva, so kann dem 
ja geholfen werden und brauchen Sie deshalb selbige dem Vegetarianismus nicht zu 
opfern; es giebt ja bereits eine hübsche Anzahl deutscher Jungfrauen, welche dem Fleisch 
topfe Valet gesagt haben und nur auf ihren vegetarianischen Adam warten. Gehen Sie 
doch zur nächsten süddeutschen Vegetarianerversammlung nach Stuttga r t wer weiß, ob 
Sie von dort nicht als Bräutigam zurückkehren! 
Ab. in Trie st. „Ich bin heute in der glücklichen Lage, Ihnen .melden zu können, daß. 
ich anich-wieder ganz wohl fühle, ja ich möchte sagen, wohler als seit Jahren; ich freue 
mich herzlich, Ihnen melden zu können, daß Ihre trefflichen Rathschläge mir so gut be 
kommen sind!" — Antw. Diese Botschaft höre ich gerne, denn es ist keine so leichte 
Sache, wie Manche glauben, auf briefliche Berichte hin, wenn sie auch viele Bogen lang 
find, sich in den Zustand eines persönlich ganz fremden Menschen hineinzudenken und darau f- 
hiu ihm nun Verhaltungsregeln zu geben; bei Ihnen war es nun schon leichter, das Rich 
tige zu treffen, weil die Schilderung Ihres krankhaften Zustandes eine sehr genaue war und 
Ihnen wiederum unsere Kurtechnik wohl bekannt, so daß nicht leicht ein Mißgriff vorkom 
men konnte, was sonst nicht selten der Fall ist, so deutlich man sich auch ausdrückt 
Mein heuriges Reiseprogramm werde Ihnen zeitig zusenden, damit wir uns irgendwo 
treffen können! 
Ab. in Z ii r i ch. Welche B ü ch e r dürfen deut Publikum hauptsächlich als zur 
naturgemäßen und richtigen Behandlung von Krankheitsfällen in Ermanglung eines Natur- 
arztes als sehr geeignet, leicht faßlich uitd billig re. bei allfülligen Anfragen zur Anschaffung 
empfohlen werden ? Ich glaube namentlich die von I. H. F rank e. Antw. Das Schrift- 
chen von F ranke, „naturgemäße Heilweise" ist vergriffen; es giebt sonst aber eine große 
Zahl Bücher zur Belehrung über die arzneilose Behandlung, wie die von Rauj 
Hahn, Munde, Richter, Putzar, S t e i n b a ch e r re., es kommt jedoch 
darauf an, wem man ein Bilch empfehlen soll, denn eines paßt nicht für Alle, 
muß man eben einige kaufen, lesen, vergleichen, selbst urtheilen und — doch reinfa 
man das rechte gefunden hat, das Einem zusagt! In meiner Bibliothek habe ich 
150, die im Lause voit 50 Jahren erschienen sind und wozu alljährlich noch einige 
kommen; alle suchen zu belehren, theoretisch und praktisch, und von keinem kann man 
sagen : es entgast Alles für A lle! 
Ab. Baron. v. L e u t s ch in M e l t fch. Ich habe Ihre beiden Brode von Roggen- 
sch rotmehl, wovon das eine mit Rosinen versetzt, empfangen und mit Appetit davon 
gegessen, auch Großmann zu kosten gegeben; ich wüßte daran nichts auszusetzen, da die Form 
hübsch, das Mehl gut und fein geschroten, das Backen mit wenig Hefe, mit nur geringer 
Quantität (Sauerteig gut gelungen ist; fehlt nur noch der Preis für ein solches circa 
1200 Gramm schweres Laibchen, das ziemlich hellbraun aussieht, nicht so dunkel wie 
Pumpernickel; aber offen ge stauben, mein W e i z e n s ch r o t b r o d ist mir doch lieber!
	        
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