Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

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fache dieser Leberkrankheit. Ferner: da Ihr ganzer Unterleib eine aufgeschwollene 
Masse darstellt, durch welche hindurch ich weder Leber noch Milz mit den 
Fingern sondiren kann, so ist schon möglich, daß auch beide Organe vergrößert 
sind, oder sogar die Leber verkleinert, was mit dem Icterus, wofür Ihr gelbes 
Aussehen spricht, zusammenträfe; Magen- und Darmblutungen haben Sie aber 
noch nicht gehabt, was nach N. wieder ein gutes Zeichen ist, dagegen ein wenig 
Hämorrhoiden und Spuren von Bauchwassersucht, da der ganze Unterleib ge 
spannt ist, so daß ich nicht mit den Fingern unter die Rippen gelangen kann; 
nach dem Allen möchte ich Ihnen daher zu Ihrer Beruhigung sagen, daß es 
zwar möglich ist, daß Sie an der von Or. Meinert diaguosticirten Leberkrank 
heit leiden, die unheilbar vom medizinischen Standpuncte aus gehalten 
wird, daß Sie deshalb aber meiner Ansicht nach doch noch nicht Ihr Testament 
zu machen, die Hände müssig in den Schooß zu legen brauchen, sondern ich 
würde an Ihrer Stelle mich nach Kräften gegen dieses Leiden wehren, da in 
Ihrem Alter die Natur noch viel zu leisten vermag, namentlich da ja hier kein 
Fall von Mißbrauch geistiger Getränke vorliegt, wodurch die Prognose doch 
schon viel günstiger für Sie wird. Zur Niemeyer'schen Vorschrift der Be 
handlung übergehend, wäre bei Ihnen der Alkohol nicht erst zir verbieten, das 
zur Verbesserung des Magen- und Darmkatarrhs zu verordnende Maricnbader 
Wasser haben Sie bereits ohne Nutzen getrunken, ja eher zum Schaden, da 
her kann davon ebenfalls keine Rede sein, ebensowenig von Blutegeln in der 
Aftergegend, weil dadurch gerade das Blut dorthin gezogen wird, während 
doch der Blutkreislauf im ganzen Körper verbessert werden soll, damit der 
Unterleib — Lust bekommt; somit bleibt von dem ganzen Recept des gelehrten 
Klinikers blos noch der letzte kurze Passus beachtenswerth, wo er sagt: Die 
wichtigste Aufgabe bei der Behandlung der Cirrhose ist die, daß man die Kräfte 
und den Ernährungszustand zu bessern sucht; man gebe dem Kranken eine 
nahrhafte Kost und Eisenpräparate re." — jedoch nur mit eigenem Verstand 
beachtenswerth, denn die nahrhafte Kost, worunter N. natürlich Fleisch und 
wieder Fleisch versteht, sowie die Eisenpräparate lassen wir ganz fort, da sie 
nicht für den Magen- und Darmkatarrh passen und richten unser Augenmerk 
hauptsächlich dahin, Ihre Untcrleibsanschvppung zu verbessern resp. zu b e - 
feittgen, die offenbar vorhanden und die Ursache Ihrer ganzen Krankheit 
ist, was aber am sichersten dadurch bewirkt wird, daß wir die Thätigkeit der 
Haut, der Lungen, Muskeln und Nieren anspornen und die des Magens 
und der Gedärme durch verringerte Nahrungszufuhr beschränken. 
Da ich nun aber nächste Woche eine beschlossene längere Reise antrete, von 
der ich erst in 3 — 4 Wochen zurückkehren werde, so kann ich Sie nicht hier 
behalten und in die Kur nehmen und da Sie wahrscheinlich auch nicht so lange 
werden warten wollen, bis die Ihnen von Or. Meinert gestellte Lebensfrist ab 
gelaufen ist, um zu sehen, ob der Mann Recht hat, sondern gewiß je eher 
je lieber eine Linderung Ihrer Krankheitssymptome herbeigeführt wünschen, so 
bleibt nichts anderes übrig, als daß ich Ihnen eine Vorschrift für die Dauer 
meiner Abwesenheit zur häuslichen Behandlung mitgebe; wenn Sie dann Ende 
Oktober noch am Leben sind, so kommen Sie getrost wieder hierher zur weiteren 
Rathertheilung. Meine Vorschrift für ihn lautete folgendermaßen: 
Morgens früh beim Aufstehen ein Sitzbad von 20—18° und ca. 10 Min. 
Dauer mit Frottirung des ganzen Unterleibes und der Kreuzgegend mittelst 
der Hände, dann Ankleiden und %—1 Stunde int Freien promeniren, wobei 
mindestens 2 Gläser frisches Wasser in Pausen zu trinken sind, öfter auch ein 
paar Minuten stehen bleiben und recht tief einathmcu; nach der Rückkehr —
	        
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