Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

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durch hartnäckige Kopfschmerzen, Augen- und Ohrenkrankheiten, Nasen-, Luft 
röhren-, Lungen- und Magenkatarrhe oder durch gewisse Störungen in den 
Funktionen der Unterleibsorgane dokumentirt — Beschwerden, deren radikale 
Heilung auch der Homöopathie nur dann gelingt, wenn das Grundübel gehoben 
wird. Um nun kalte Füße nicht aufkommen zu lassen, müssen wir schon der 
Fußbekleidung unserer Kinder die nöthige Aufmerksamkeit schenken. Enges oder 
zu warmes Schuhwerk, namentlich die Gummiüberschuhe, sowie die bei Mädchen 
so beliebten hohen Schnürstiefeletten und die fest anliegenden, mit Gummi-Ein 
sätzen versehenen Halbstiefel der Knaben schaffen die Disposition zu diesem 
Leiden ; später kommen als weitere, veranlassende Momente: zu festes Binden 
der Strumpfgürtel, Mangel an Bewegung und au Hautpflege hinzu. Wem 
daran gelegen, seine Kinder vor all den Unannehmlichkeiten und Gefahren der 
kalten Füße zu bewahren, der scheue sich nicht, sie durch öfteres Barfußgehcn- 
lassen abzuhärten, gebe ihnen nur offene Schuhe oder sogenannte Schaftstiefeln 
und erziehe sie zu eifrigen Luft- und Wasserfreunden. Die gegen das in Rede 
stehende Uebel gewöhnlich angewendeten Mittel, wie heiße Bettflaschcn oder 
Steine, Bäder in stark erwärmter Kleie, Einstreuen von Senfmehl in die 
Strümpfe u. s. w. bringen wohl vorübergehende Besserung, niemals aber 
andauernden Erfolg. Am allerverkehrtestcn ist es, kalte Füße mit kaltem 
Wasser kuriren zu wollen. Zur radikalen Heilung derselben giebt es nur ein 
rationelles Mittel, das bei einiger Geduld und Ausdauer sicher zum Ziele 
führt: das Fußdampfbad. Eigentlich paßt dasselbe nicht in den Rahmen 
meines Vortrags; da aber vielleicht Manchem damit gedient sein dürfte, 
Näheres über dessen Anwendungsweise zu erfahren, so will ich Einiges darüber 
sagen. Man braucht dazu keine complicirte Vorrichtung, sondern nur einen 
Wassereimcr oder ein anderes hohes Holzgefäß, wie es in jeder Haushaltung 
vorhanden und füllt dieses bis zur Hälfte mit kochendem Wasser. Dann ent 
blößt man die Beine bis zu den Oberschenkeln hinauf, setzt sich auf einen 
Stuhl, legt ein festes, weites Holzgitter über den Wasserbehälter, stellt die 
nackten Füße darauf und umhüllt das Gefäß und die Beine recht dicht mit 
einer großen, wollenen Decke oder einem dicken Plaid. (Fortsetzung folgt.) 
Jur Unfehlbarkeit me-ijinischer Diagnosen, 
und: 
Ist Lebercirrhose phyfiatrisch heilbar? 
Eine lehrreiche Krankengeschichte vom Herausgeber. 
(Fortsetzung.) 
Nunmehr — sagte ich zu dem Herrn — will ich Sie nach dem eben 
Gehörten ein wenig examiniren; sind Sie denn ein großer Verehrer des 
Alkohols gewesen und haben Sie fleißig der Flasche (Wein) oder dem Töpfchen 
(Bier) oder gar dem Gläschen (Branntwein) zugesprochen? Nein, lautete seine 
Antwort, ich kaun mit gutem Gewissen sagen, daß ich in diesem Puncte wenig 
gesündigt, wohl hie uud da in Gesellschaft mal ein Glas oder Töpfchen über 
den Durst getrunken (Branntwein (Likörs ganz selten!), aber niemals Abend 
für Abend bis zum Ueberlaufen eingeschüttet, oder gar schon Vormittags ge- 
schöppelt habe, wie manche meiner Kameraden zu thun Pflegen, denn dazu 
fehlen mir die Zeit und die Mittel! — Schon ein gutes Zeichen, sagte ich 
darauf, denn nach Niemeyer ist ja meistens der fleißige Alkoholgcnuß die Ur-
	        
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