Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

Rede eine anzügliche Antwort zu geben, wie z. B. die: „etwa wohl deshalb 
müssen so viele kleine Kinder sterben, damit ihr Herren Geistlichen brav Leichen 
reden halten könnet?" — Denn dem Umstande, daß die Erde nicht so bald 
übervölkert werde, kann man nach M a l t h u s, dem englischen Bevölkerungs 
apostel, auf eine viel unschuldigere Weise begegnen, indem man einfach nicht 
so viel Kinder auf die Welt kommen läßt und so den civilisatorischen Kinder 
mord , die handwerksmäßige Engelmacherei, unnöthig macht, dafür aber 
die geringere Anzahl der gesund Geborenen vernunftgemäß zu kräftigen, brauch 
baren Weltbürgern nach allen Regeln der Erfahrung und Hygieine auf- und 
erzieht. Namentlich die F i n d e l h ä u s e r, diese eigentlichen Mörder 
gruben, in welchen nach glaubwürdigen Berichten von 100 Kindern mehr 
als die Hälfte stirbt, während man sonst nur 25 als gewöhnliche 
Kindersterblichkcitszahl annimmt, natürlich auch nur bei nachlässiger Pflege 
und Behandlung, — können dann als unnöthig fast ganz eingehen. 
Als die 3 H a u p t u r s a ch e n der so bedeutenden Mortalitätsverhültnisse in 
der Kinderwelt nimmt man allgemein folgende an: 
1. Fehlerhaftes Verhalten der schwängern Frauen; 
2. Nichtstillen der Mütter; 
3. Mangel an der den Kindern höchst nöthigen Pflege. 
Ad 1. Fehlerhaftes Verhalten der Schwängern. 
Wer möchte leugnen, daß darin schon derGrund zu zahlreichen Todt- und Fehl 
geburten liegt und hierin das liebe Vieh durch seinen natürlichen Jnstinet 
besser daran ist, als der homo sapiens, der weibliche Mensch, welcher das 
richtige Verhalten während seiner gesegn etc n Zeit erst erlern e n muß! 
Aber von wem soll eine junge Frau diese richtige Kenntniß sich verschaffen, 
vielleicht von ihrer ebenso unwissenden und abergläubischen Mutter, Groß 
mutter, Tante re.? — Die socialen und moralischen Verhältnisse, welche die 
Ursachen zur größeren Sterblichkeit der kleinen Kinder schon vom Mutterleibe 
her in sich schließen, liegen ebenso gut in der Massen«rmuth, wie im großen 
Reichthume, liegen in Verkehrtheiten, Verbildung, falschen Lebensanschau 
ungen, Modethorheiten, Verzärtelung, Vorurtheilen, Herz- und Sorglosigkeit 
und in verschiedenen Auswüchsen des Müssigganges und der Langeweile. Auf 
dem Lande, wo das Weib häufig die Sklavin, die Magd, die Taglöhnerin 
machen muß, wo die schwersten Arbeiten, wie Mähen und Dreschen, Aufladen 
schwerer Lasten rc. auch von schwängern Weibern verrichtet werden müssen, 
ist der Einfluß aus die Frucht von unverkennbarem Nachtheile; Fehl- und 
Frühgeburten, höchst schwache oder todt geborene Kinder sind sehr 
häufig die Folgen dieser weiblichen Ueberanstrengung; aber auch Noth und 
Elend, Anstrengung bei karger Kost verhindern die Ernährung und ge 
wöhnliche, körperliche, normale Entwickelung des neugeborenen Kindes; das 
Gleiche thun die Ueppigkeit, Sinnlichkeit, Ausschweifung im Essen und Trinken 
wie in der Liebe, sowie Faulheit und Weichlichkeit. Es ist daher sicher unbe 
stritten wahr, daß eine vernünftige Lebensweise in körperlicher und sittlicher 
Beziehung dazu gehört, um gesunde Kinder zur Welt zu bringen. Zu den 
Hauptfehlern im willkürlichen Verhalten der schwängern Frau rechnet man noch: 
das Einschnüren des Brustkorbes und Unterleibes, eine fehlerhafte Diät, Un 
regelmäßigkeiten in körperlicher Bewegung und Ruhe, im Wachen und Schlafen, 
starke Gemüthsaffecte. Geschlechtsaufregungen, welche immer sehr schädlich 
wirken; das Thier ist in dieser Beziehung viel besser daran, da ein träch 
tiges Weibchen instinctmäßig das Männchen ganz entschieden abweist!
	        
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