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Worten: „Ich wende dos kalte Sitzbad bei mehr als 2 Dritttheilen aller Ent
bindungsfälle an, da es sich herausgestellt hat, daß dadurch nicht blos Erschöpfung
durch Blutverlust verhindert wird, sondern auch das Wochenbett besser verläuft."
Ich für meine Person habe auch schon in mehren Schwangerschafts-
sällen die Wasserbehandlung vorgeschlagen und durchgeführt und muß ehrlich ge
stehen, daß ich weder Hebammen noch die Frauen trotz des günstigen Re
sultates besondere Neigung für dieselbe habe gewinnen gesehen, sie bleiben beim
oder kehren das nächste Mal wieder zum herkömmlichen Verfahren — keine
frische Luft in's Wochenbettzimmer und kein kaltes Wasser an
den Leib!
16. Dr. A. v. Düring, Sanitätsrath re. Ursache und Heilung des älab et68
me11itn8 (Zuckerkrankheit). 3. Auflage, gr. 8. 120 S. Hannover 1880.
Verlag von Schmorl und v. Seefeld. Preis M. 3. —.
In abermals 6 Jahren eine neue, die dritte Auflage, in welcher der Ver
fasser sagt, daß seine Behandlung dieser medicinisch für u n h e i l b a r gelten
den Krankheit auch in dieser Zeit dieselbe geblieben, weil die Resultate die gleich
günstigen gewesen, wie früher, und darum werde er fortfahren, den Weg der
Einfachheit und Wahrheit zu gehen. Mit voller Ueberzeugung könne er wieder
holen, daß kein Diabetiker, dessen Organismus nicht schon völlig ruinirt sei, zu
verzagen und an Herstellung seiner Gesundheit zu verzweifeln brauche; womit
aber nicht gesagt ist, daß jeder Diabetiker heilbar! Um aber
Besserung und Heilung zu erzielen, müsse der Diabetiker, wie jeder chronisch
Kranke, ktar sehen, was ihm frommt, und so viel Willen und Charakterfestig
keit besitzen, den Weg der einfachen, mäßigen Lebensweise einzu
schlagen und auch nach der Genesung nicht zu verlassen!
Es dürfe auch Niemand, der in dieser Lage sei, die beste Zeit mit Abwarten
und Kurversuchen bei herkömmlichem Stile verlieren. Jede Jahreszeit sei günstig,
der Winter biete sogar durch kalte, reine Luft noch bessere Verhältnisse zur raschen
Heilung, als der Sommer; nur mit der v e r k e h r t e n Lebensweise müsse rasch
und gründlich gebrochen werden, sie sei es, die schließlich zur Unheilbarkeit
führte!
Der Inhalt des sauber ausgestatteten Schriftchens ist folgender:
Wesen und Ursachen und kurzer Ueberblick der Symptome der Zuckerkrankheit; Behand
lung und Heilung derselben; über die Necidiven; Krankengeschichten; Statistik der behan
delten 170 Falle.
Welchen Standpunkt der Verfasser auf dem ärztlichen Gebiete einnimmt, möge
man ans nachstehendem Passus (S. 29) entnehmen, derselbe lautet:
Wie ich oben den Begriff von Gesundheit und Krankheit erläutert
habe, sind beides natürliche Zustände, hervorgerufen durch natürliche Ur
sachen, die somatischer oder psychischer Natur sein können. Der Zustand des
Körpers oder seiner Glieder wird also dann ein kranker genannt, wenn jene Ur
sachen oder Einflüsse so auf ihn einwirken, daß seine Integrität oder die Leistungs
fähigkeit einzelner Glieder aufgehoben oder behindert wird. Die Ursachen oder
Einflüsse an sich schaffen also weder Gesundheit noch Krankheit, sondern immer
nur die Art und Weise wie und das Maaß, mit welchem sie auf den Körper
einwirken. Nach dem Maaße der Widerstandsfähigkeit des Körpers werden die
Erscheinungen sich als krankhaft oder gesund zeigen — nach dem Grad dieser
Erscheinungen werden wir den Grad der Gesundheit oder Krankheit bestimmen.
Heilung krankhafter Zustände ist also nur von Zurückfübrung der täglich wirkenden
natürlichen Einflüsse (Nahrung, Luft, Licht, Wärme, Gemüthsstinunung) auf das
richtige Maaß und die richtige Weise zu erwerben. Daraus folgt, daß ich