Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

48 
Arztes zusammenfassen unter dem Ausdruck der diätetischen Heilmethode, 
jetzt auch vielfach „Na turh eilm eth o d e" genannt. Bon dieser Heilmethode 
wird nun im Stuttgarter Diakonissenhause ausgedehnter Gebrauch gemacht, von 
der durch Brand neubegründeten (?) Kaltwasserbehandlung akuter 
Krankheiten bis zur Trockenkur (Schroth) bei den eingewurzelsten chroni 
schen Störungen ans vegetativem Gebiete. Es unterliegt übrigens keiner Frage, 
daß hierin noch mehr geschehen könnte, die Umständlichkeit und Schwierigkeit 
vieler solcher Maßregeln, die zum Theil hohen Ansprüche, die sie an das Ver 
ständniß, an die Ergebung und Entsagung der Kranken stellen, machen sie aber 
vielfach in leichteren Krankheitsfällen ungeeignet; der Einsatz stünde hier 
nicht im Verhältniß zum Gewinn und darum tritt eben die Ar z n e i b e h a n d- 
lung häufig schon ein, ehe die diätetischen Maßnahmen erschöpft sind. In den 
Arzneimitteln besitzen wir nämlich außerhalb der gewöhnlichen Lebens 
vorgänge gelegene, die Natur Heilkraft noch in besonderer Weise 
anregende und bethätigende Reize. Durch die von Hahnemann 
gelehrte Arzneiprüfung am Gesunden, sowie anderweitige Beobachtungen an 
Menschen und Thieren kennen wir ihre d i r e e t e Beziehung zu bestimmten 
Gewebstheilen, Geweben und Organen, und diese ihre Beziehung bethätigen sie 
bei Erkrankung dieser Theile durch unmittelbare Ueberführung der Störung in 
den gesundheitsgemäßen Zustand! Die nähere Art und Weise, wie dieser Vor 
gang stattfindet, wird uns wohl stets ebenso verborgen bleiben, als dies 
bei den normalen Lebensthätigkeiten in ihren Grundvorgängen der Fall ist; 
einigen Anhaltspunkt hierfür möchte uns aber die Betrachtung geben, daß der 
der Krankheit ähnliche A r z n e i r e i z des homöopathischen Mittels 
verwandte Gebiete der Naturheilkraft trifft, damit neue regulato 
rische Vorgänge wachruft, welche den der hohen Verdünnung wegen nur eben 
zur Anregung derselben fähigen Arzneireiz aufs leichteste überwinden, in ihrer 
fortwirkenden Thätigkeit aber nun in das verwandte Gebiet der natürlichen Krank 
heit heilend eingreifen und sie überwinden, was, wenn nur die schon an sich 
vorhandenen Heilbestrebungen wirksam gewesen wären, gar nicht oder nicht 
so frühe hätte erreicht werden können! Von dieser specifischen, 
gemäß unserer Ansicht nach dem Aehnlichkeitsgesetz zu ermittelnden Wirkung der 
Arzneistoffe machen jedoch die wenigsten Aerzte Gebrauch, die auf den Universi 
täten herrschende Schule hat ja dasselbe verworfen, sie wenden vielmehr die 
Arzneistoffe vorzugsweise an, um einzelne gefährliche oder besonders lästige 
Symptome einer Krankheit zu unterdrücken, symptomatisches Heilverfahren, 
sodann um durch künstliches Krankmachen eines zweiten minder wich 
tigen Theiles die natürliche Krankheit eines edlen Organs zu heben; ableiten 
des oder allopathisches Verfahren. Es sind dieses aber Heitgrundsätze, welche 
ohne directen heilenden Einfluß auf die jeweilige Krankheit zu ihrer Durch 
führung starke Arzneigaben erheischen und dadurch, sowie durch ihre vielfach 
schwächende Einwirkung auf den Körper nicht selten gefährlich werden! 
So weit der Verf.; aus dem Gesagten kann nun der Leser ersehen, welche 
Bedeutung die homöopathischen Gaben haben, nämlich: gleich wie unser Natur 
heilverfahren — die regulatorischen Vorgänge im Körper zu unterstützen, zu 
wecken und zu leiten; ferner daß letzteres im Diakonissenhaus noch mehr An 
wendung finden würde, wenn es nicht in vielen Füllen den Herren Doctoren 
zu umständlich wäre; aber auch die allopathische Heilmethode findet daselbst 
noch Anwendung, wie Verf. S. 48 eingesteht, nämlich bei Schmerzanfällen, bei 
welchen keine Zeit bleibt, die oft nicht leichte Wahl des specifischen homöo 
pathischen Mittels zn treffen!
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.