Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

27 
und „I m pfzwang" sagt, ob aus wirklicher Ueberzeugung, oder weil — er 
auch gerne Carriere machen will, daher nicht g'^gen dos med. Dogma Opposition 
machen darf, denn zu einem Märtyrer ä In Ni Hing ei- hat eben nicht Jeder 
Lust, was man ihm nicht verdenken kaun. 
Was Vers, über das Hungern sagt, will ich doch noch anführen, weil es 
bez. der Hungerwette des Br, Tann e r in New-Jork jetzt gerade in 
teressant ist: 
Der Zeitraum, wie lange ein Mensch h u n g e r it kann bis zum Eintritt des Hunger 
todes, ist jedenfalls ein verschieden langer und hängt von gewissen Momenten ab, unter 
welchen namentlich der Ernährungszustand des Körpers und des Alters von Bedeutung 
sind. Jur Allgemeinen sterben Menschen und Thiere um so eher Hunger, je junger sie sind. 
Abgelebte Greise können ebenfalls nicht lange der Nahrungsmittel entbehren. Dagegen 
leisten kräftige, wohlgenährte mtb besonders fette Leute dem Hunger viel länger Wider 
stand. Es sind Beispiele bekannt, da st Menschen nach 17-tägigem Hungern noch am 
Leben waren. Durch fortgesetzte Aufnahme üon Wasser scheint das Leben Hungernder 
n o eh länger, bis auf einige Wochen gefristet werden zu können. Doch gehöreil die 
Behauptungen, dast Menschen Monate uitb Jahre lang ohne alle Nahrungsauf 
nahme gelebt haben, in das Bereich der Märchen und absichtlichen Täuschnngen! — 
Hub bezüglich des Wassers sagen E r i s m a nn- S ch ust e r: 
„Das Wasser ist ein eben so nothwendiger Nahrungsstoff, wie Eiweist, Fett, Stärkemehl 
und Salze, da es q u a n t i t a t i v den Haupt bestand theil des Köpers ausmacht; natürlich 
inuß der Körper auf seinem Wasserbestande erhalten wrrden und wenn dies auch nur vor 
übergehend unterlassen wird, so erinnert uns das unangenehme Gefühl des Durstes an 
unsere Pflicht. Offenbar können die Z e r s e tz u n g s p r o c e s s e im Körper nur in Gegen- 
wart bedeutender Wassermengen in normaler Weise vor sich gehen; durch gesteigerten 
Wassergenust wird die Eiweistzersetzung ini Organismus vermehrt. — Wenn die Zufuhr 
von Nahrung ganz unterbrochen wird, tritt früher oder später der Hungertod ein; 
eine Zeit lang lebt der Körper noch von dem in ihm a b g elag erten Fett und Eiweist ; 
da aber die Menge desselben immer geringer wird, so sinkt auch die Energie der Zer- 
setzultgsprocesse und erreicht schließlich ein Minimum, bei welchem die Thätigkeit des Herzens, 
des Nervensystems re. nicht nt e h r vor sich gehen samt. Dies ist dann der Fall, wenn 
das Körpergewicht des hungernden Organismus tun 40 -50 °/ 0 seines ursprünglichen Be 
standes abgenommen hat. Ant meisten verliert hierbei das Fettgewebe, sodann die Mus 
keln, hernach Haut, Knochen, Leber, Blut; das Gehirn verliert a m w e n i g st e u und 
es bleiben deshalb beim Hungern seine Functionen lange ungestört." 
Nun vergleiche man, was ich im Hauptblatt im Tanner-Artikel bezüglich 
der E r klar u u g des Dr. Gleich sage, welcher dem Wasser st ä rkeude 
uub nührende Eigenschaften zugleich zuschreibt und deshalb die Erhaltung 
des Lebens 11 Jahre lang ohne feste Nahrung für möglich hält! Schade, 
daß diese stärkende und nährende Kraft des Wassers außer bei der „Maria 
Furtuer" s o n st n o ch b e i keine m Mensche n auf längere Zeit als ein paar 
Wochen sich bewährt hat, denn dann gäbe es ja keine Hungersnoth mehr und — 
das Essen wäre eine höchst überflüssige Sache, blos noch reiner 
Lilxits, den Fürst Bismarck wie das Rauchen recht tüchtig besteuern sollte! 
Wenn oben gesagt wird, „daß fette. Leute das Hungern besser aushalten, 
als magere", so ist auffallend, daß Br. Tanner sich auf seine Wette durch Fasten 
vorbereitet, sozusagen drainirt hat. Der 2. Auflage ist noch ein alphabeti 
sches Sachregister beigegeben, das bei der ersten sehr vermißt wurde! — 
8. Dr. Heinrich Rohlss, die Berechtigung der A g i t a t i o n g e g e n 
das deutsche Jmpfgesetz. gr. 8, 31 S. Leipzig 1879. Verlag v. Hirsch 
feld. Preis M. — 50. 
Verfasser ist aus vollster Ueberzeugung Jmpffreund und doch ist er 
gegen den Impfzwang, warum? Weil das Jmpfgesetz ein übereiltes 
und ganz mangelhaftes sei und zwar aus folgenden Gründen : 
1. Weil, wie die verschiedenen Fälle, z. B. der vonLebus, beweisen,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.