Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

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Schroth'schen Kur einen diätetischen Apparat zn verdanken habe, mit dem man 
sowohl die Fieberthätigkeit zu vermindern, als auch zu vermehren im 
Stande sei, wahrlich kein Lob für dieselbe; es muß ihm, dem approb. Medi 
ziner, auch keine geringe Ueberwindung gekostet haben, einzugestehen, daß man dieses 
Material einer diätetischen Heilmethode einem dummen Laien, vollends einein 
Fuhrmann, zu verdanken habe; darum greift er ins Alterthum zurück und schreibt 
die Ehre der Entdeckung der Fieberkur denr Arzte Celsus zu, der aber in Be 
zug auf ärztliche Kenntnisse nicht mehr verstanden haben kann, als Vater Sch roth; 
diesem medizinischen Hochmuth ist es ferner zuzuschreiben, daß jetzt die Schroth'sche 
Kurmethode als rein empirisches Verfahren bei Seite geschoben und ans der 
Basis derselben von Dr. Kles, dem so intelligenten Mediziner, eine voll 
ständige diätetische Heilmethode gegründet worden ist, die aber aufs Haar der 
Schrotlstschen Kur gleichsieht und welche jetzt nur von einem Mediziner soll be 
griffen und ausgeübt werden können, der alle Krankheitsformen nach medizinischer 
Anschauung kennen gelernt und ein paar Jahre ruhmvoll — besser gesagt 
—- schmachvoll mit Medizin behandelt hat! — 
Begreife diese sonderbare Logik wer kann, ich glaube vielmehr, daß gerade 
das Gegentheil richtig ist und der viel leichter das arzneilose Heilverfahren 
richtig anzuwenden lernen kann, wer vorher die Medieamentenkur n i ch t gelernt 
und ausgeübt hat! 
Die dreiste Behauptung anlangend, daß außer Bachstraße 8 in Dresden, sonst 
in der Welt kein zweites Kuretablissement mehr existire, in welchem die Grund 
sätze der diätetischen Heilmethode rein und mit wissenschaftlichem Ernste befolgt 
würden, und darum der Eintritt in seine Anstalt der beste Weg sei, um gegen 
ein chronisches Leiden dasselbe mit sicherem und raschem Erfolge an 
zuwenden, so läßt sich darauf nur sagen, daß eine solche Selbstlobpreisung für 
den weltklugen Mann sehr verdächtig klingt, umsomehr, als der Vorwurf der 
vielfachen Annoncirung, den er ähnlichen Allstalten macht, gerade auf ihn zurück 
fällt, da man die seinige jahraus jahrein in allen Blättern angekündigt findet, 
welchem Umstande es allein zuzuschreiben ist, daß jederzeit etliche Kranke darauf bei ihm 
h er e i n f a ll e n, weniger dem, daß bei ihm so außerordentliche Heilerfolge 
erzielt werden! Auch die Behauptung, daß in seiner Anstalt die geeigneten 
Speisen und Getränke in sorgfältiger, reiner und unverfälschter Alls 
wahlverabreicht werden, wird von seinen gewesenen Kurgästen vielfach bestritten, ich 
besitze Briefe, worin über die geradezu schlechte. Qualität derselben sehr ge- 
klagt wird, ebenso über den hohen Preis, den man für das W e n i g e zu zahlen 
habe, das man in der Kle suchen Anstalt miserabel bekomme und in 
welcher man durch alle Mittel der Ueberredung festgehalten werde! 
Dr. K l es scheint auch wenig Vertrauen in seine „selb st gerühmte " mit 
wissenschaftlichem Ernste befolgte diätetische H e i l k u n st zu haben, sonst würde 
er nicht sämmtlichen Patienten, sowohl den in seiner Anstalt als den in der 
Nähe wohnellden und den brieflich berathenen ein enormes Honorar für Mo 
nate schon im Boraus abnehmen, wovon er ihnen, wenn sie empört über die 
miserable ä r z t l i ch e B e h a n d l u n g, V e r p f l e g u n g und Heilerfolge 
die Anstalt oder Behandlung früher verlassen oder aufgeben wollen, auch keinen 
Pfennig wieder h e r a u s g i e b t!! Was sodann den Passus anbelangt: 
„daß keine andere Kur, wenn sie auch wirklich gründlich zu heilen vermöchte, 
sich an raschem Tempo mit seiner Heilmethode messen könne" — und den, 
„daß es kein chronisches Leiden gäbe, das von ihm nicht schon von Grund 
aus geheilt worden wäre" — so riechen dieselben stark nach Marktschreierei 
und man muß in der That die Keckheit bewundern, die diesen Approbirten solche
	        
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