Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

dem hohen Alter desselben befürchten müßten; ferner lasen wir oftmals in 
den Berichten aus dem jüngsten russisch-türkischen Kriege, daß bei den russischen 
Soldaten schon leichte Verletzungen ein W u n d f i e b e r herbeiführen, welches 
sie dutzendweise dahinraffe, während beiden türkischen, den Mohamedanern. 
den Alkoholmeidern, auch bei den stärksten Verwundungen und Operationen 
dasselbe nicht oder nur in geringem Grade auftrete, weshalb ge 
rade bei ihnen chirurgische Sterbefälle so selten vorkämen! Hier hinkt doch 
die Kles'sche Fiebertheorie gar gewaltig! Ferner:' wenn Fieber ein Heilmittel 
resp. ein Heilweg wäre, ohne den keine Heilung erreicht werden könnte, 
so wäre es ja der größte Blödsinn, ärztlicherseits siegen des Fieber einzuschreiten, 
sei es nun mit Medicamenten, oder mit Wasser, was man doch schon lange zu 
thun pflegt, man müßte es vielmehr ganz hübsch ungestört lassen, auf welche 
Weise dann von 100 Kranken sicher 50 und mehr Procent zu Grunde gingen, 
wie man es erlebt hat, ehe uns Prietznitz die so hilfreiche Wasser- 
behänd l u n g lehrte, bei deren richtiger Handhabung kaum mehr als l —2 °/ 0 ver 
loren gehen, was bereits seit einigen Jahrzehnten eine feststehende Thatsache ist. 
die dem Dr. Kles wohl bekannt sein sollte! Und gerade bei der rationellen 
Wasserbehandlung sind die verschiedenen Fieberbezeichnungen n e b e n s ä ch - 
lich, da wir ja keine Krankheiten an sich heilen, sondern nur Menschen bei 
stehen wollen, deren Nervensystem durch irgend ein schädliches Agens eine 
S ch w ä ch u n g erlitten hat, so daß es deren Lebensproceß nicht mehr auf die nor 
male, die physiologische Weise, beherrschen kann ! Das ist das A und O der 
n a t u r ä r z t l i ch e n Fieberanschauung, welches der approb. Dr. Kl es iwch 
Nicht begriffen zu haben scheint! 
Nun zu seiner Darlegung der sog. S ch roth' schen Kur und des diäteti 
schen Heilverfahrens, welche ganz ebenso mangelhaft ist, er sagt nämlich S. 12: 
Erst die neuere Zeit hat gelehrt, dass wir in dem grossen Gebiete der diätetischen 
Hilfs-Heilmittel eine Reihe von Momenten besitzen , deren mitunter eigenthümliche 
Zusammenstellung und Zusammenwirkung merkwürdige und besondere Beziehungen (?) 
zu jenem Zustande enthalten, der mit Fieber bezeichnet worden ist; so haben wir 
es namentlich der Sclirotli 1 schen Kur zu danken, dass sie uns einen diätetischen 
Apparat kennen lehrte, mit welchem man äusserst ersprießlich zu operiren vermag, 
um die Fieberthätigkeit entweder zu vermindern, wenn sie, übermässig 
entfacht, die Lebenskräfte allzuhastig in ihre Erregung hineinzieht oder sie zu 
vermehren, wenn sie erlahmend und erschlaffend zu zeitig von der heil 
same n Aufgabe abzustehen scheint, oder endlich ihr wohlthätiges (?) Feuer 
zu behüten und für das einzige Ziel der Genesung weise zu verwenden (?). Schon 
im Alterthum gab es eine sogenannte Fieber kur, welche im Wesentlichen die 
jenigen Eigenthümlichkeiten enthielt, die in unserer Zeit durch die Schrotts sehe 
Kur jedoch zu klarerer (?) Entwickelung gelangte; jene ist von dem bedeutenden 
Schriftsteller Celsus beschrieben, diese von dem in Lindewiese verstorbenen Land 
mann Johann Sclirotli in Aufnahme gebracht worden. Das Wesen der nach ihm 
genannten Kur besteht in der Anwendung von Einhüllungen und einer eigenthüm 
lichen Diät mit der Eintheilung in eine Torkur, strenge Kur, Pause und 
Nach k u r. Nur eine gediegene und geübte ärztliche Leitung wird im Stande sein, 
die Anwendung dieser Kurmomente, die Modifikation derselben, die Bestimmung 
über Dauer der strengen Perioden und der Pausen so zu lenken, dass dieselbe 
Chronisch-Kranken zum Nutzen gereiche, während die schädlichen 
Wirkungen (?) und Ausschreitungen nur durch grosse Sorgfalt und Aufmerksam 
keit umgangen werden können. Hieraus geht hervor, dass eine Selbstbehand 
lung mit derselben, sowie ihre Anwendung seitens eines Laien oder mangelhaft 
gebildeten Arztes (z. B. der sogenannten Naturärzte!) nur traurige Resul 
tate liefern kann! 
Wenn aber die in jener Kur enthaltenen Momente dennoch (?) eine so gewal 
tige Bedeutung besitzen, dass sie direct in den heilsamsten (?) natürlichen 
Prozess, das Fieber, heilkräftig (?) einzugreifen vermögen, so können die 
selben vom wissenschaftlichen Standpunkt aus nur als wahre diätetische Mittel,
	        
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