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Zeit- und Streitfragen, Deutsche. Flugschriften zur Kenntniß der Gegenwart.
Herausgeg. v. Frz. von Holtzendorff. 13L Hefte, gr. 8. Berlin,
Zabel.
Inhalt: Die Zulassung der Frauen zur Ausübung des ärztlichen Berufes von Dr.
L. S ch wert n. 40 S. M. 1. -.
Zimmermann, vr. Karl, die Muskeln eine Quelle, Muskelarbeit ein Heilmittel
bei Diabetes, gr. 8. 79. Karlsbad, Feller. M. 1. 80.
Literarische Besprechungen.
Nebst Erörterungen über
Heilkunst. 8. 124 S.
(Schluß aus vor. Nr.)
5. Felir Kles, Dr. meä., diätetische Kuren.
Arzneibehandlung, Schroth'sche Kur und diätetische
Dresden, Selbstverlag. Preis M. 2. —.
Und was sagt Vers, über das Fieber?
„Es wurde oben gesagt, dass die Natur, so mannigfach auch die Krankheitsarten seien,
nur einen Weg, nur ein Mittel wähle, um den erkrankten Organismus dem
Ziele der Genesung entgegenzuführen; dieses Mittel ist das Fieber und in der
That kann nicht die geringste Störung in der Harmonie der Gesundheit und in der
Regelmässigkeit der Lebensäusserungen ohne je nach Intensität der Krankheitsform
eintretendes geringes, mässiges oder heftiges Fieber gedacht werden. Gewaltthätige
Eingriffe, Wunden, Verletzungen haben das Wund siebe r zur Folge. Störungen
der Verdauungsorgane schreiten mit gastrischem Fieber einher, es giebt Gehirnfieber,
Lungenfieber, Nervenfieber, rheumatische, katarrhalische, kalte, hitzige und noch
viele andersnamige Fieber. So unbrauchbar alle diese Bezeichnungen für die wissen
schaftliche Auffassung sind , so deuten dieselben doch klar genug darauf hin, dass
alle die unter einander äusserst verschiedenen Krankheitszustände immer von dem
selben Process begleitet werden, welchen man eben das Fieber nennt. Der Be
weis, dass das Fieber nicht als Krankheitssymptom, sondern als
natürliches Heilmittel aufgefasst werden muss, ist nicht schwer zu
führen (?); möge hier die Hindeutung genügen, dass ohne Fieber nirgends
Heilung erreicht, von keiner Wunde (?) der heilsame Eiter abgesondert, bei
keinem Knochenbruch der verbindende Knochenkitt erzeugt, in keinem Katarrh Lösung,
in keiner Entzündung die heilsame Rückbildung erreicht werden kann. Wenn man
ausserdem erwägt, dass langwierige Krankheiten, welche torpid und mit tief dar
niederliegender Fieberthätigkeit verlaufen, äusserst geringe Aussichten auf Genesung
gestatten und endlich, dass trotz mannigfachster Krankheitsäusser
ungen das begleitende Fieber nur ein überall gleicher Process ist,
so wird man an dieser äusserst bedeutungsvollen Wahrheit nicht zweifeln können!“
Mit dieser mehr phantastischen als zutreffenden Erklärung d.s Fieberprocesses
steht Vers, nun g a n z und gar nicht auf dem heutigen Standpunkt der
Wissenschaft, sondern ans einem längst veralteten, weshalb er auch den Beweis,
daß das Fieber nicht als Kr an k h ei ts sy mp t o m aufzufassen, sondern als
natürliches Heilmittel zu betrachten sei, jetzt nie und nimmermehr bei
bringen kann! Die heutige Wissenschaft nimmt vielmehr an, daß das Fieber
durch Aufnahme heterologer toxischer Stoffe ins Blut erzeugt wird, wodurch eine
Schwächung des Nervensystems entsteht, welche dann wieder eine Er
höhung der Btuttemperatur zur Folge hat, die, wenn lange während, zum
sichern Tode führt,' ist der Organismus, resp. sein Nervensystem aber
kräftig, so widersteht es dieser Einwirkung schädlicher Stoffe, überwindet
sie und so tritt dann bei Verletzungen, Wunden u. s. w. kein Fieber auf, wie
wir bei der meuchelmörderischen Verwundung unseres deutschen Kaisers
vor zwei Jahren deutlich gesehen haben, wo mehrmals in den Blättern erwähnt
wurde, daß noch kein Fieber eingetreten sei, weshalb die Aerzte die beste
Hoffnung für die Wiedergeuesnng des hohen Patienten hegten, anderenfalls,
das heißt: w e n n Fieber auftreten sollte —- sie das S ch l i m m st e bei