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als möglich zu schreiben, ohne doch Umschau auf verwandte Gebiete und Hin
weis auf die sich ergebenden nächsten Folgerungen auszuschließen. So hoffte er,
würde es getingen, die ferner stehenden Leser dem Standpunkt der Betrachtung
zu nähern, ohne diesen zu verlassen. Bezüglich der 2. Auflage sagt Verfasser,
daß er dieselbe in allen Theilen sorgsam durchgesehen und überarbeitet habe uitb
durch das Entgegenkommen des Verlegers auch die Illustrationen vermehrt wor
den seien, so daß sich der Gesammtinhalt des Werkes etwa um den vierten Theil
vergrößerte, doch sei der Preis deshalb nicht viel höher geworden."
Ich lasse hier die Ueberschriften der 20 Abschnitte, in welche das Buch ein
getheilt ist, folgen; sie lauten:
Der Stoffwechsel; das Gehirn des Menschen; Mensch und Affe; das Rückenmark; das
Nervenleben; die Sinne : der Tastsinn; der Gesichtssinn; das Hören, Sprache und Gesang ;
Geruch und Geschmack; Verdauung der Speisen; Verdauung der Getränke; Auswahl der
Speisen; die Eigenwärme, die Muskelkraft; die Bewegungen des Körpers. das Blut, das
Athmen, das Leben des Blutes. Schlußwort. Wortregister
Versasser sagt im Schlußwort, daß er bei der Rundschau über die Lebensvorgänge im
Menschenlcib wieder dort angelangt sei, von wo er ausgegangen — beim Stoffwechsel
und giebt nun auf 12 Seiten eine quasi Rekapitulation desselben, von welcher ich die
Quintessenz meinen Lesern hiermit *um Besten geben will als das Neueste, was
die Physiologie heutigen Tages darüber weiß.
„Eine der bedeutsamsten Thatsachen ist: daß wir keine einzige Lebensäuße
rung kennen, welche nicht durch den Stoffwechsel vermittelt wurde. Die Thätig
keit der einzelnen Nerven und des Gehirnes ist gebunden: an bestimmte
„Formen" der Organe, an bestimmte „Mischung" des Stoffes und an
„nt eßbare Z e i t". Unverletzte Form der in Thätigkeit tretenden Theile unseres
Leibes, richtige Mischung der Stoffe, aus denen sie bestehen, und genügende Zeit
sind ebenso die Bedingungen, welche mit unumgänglicher Nothwendigkeit erfüllt
werden müssen, wollen wir fühlen, sehen, hören, sprechen, riechen,
schmecken. Und wieder treten uns die nämlichen Grundbedingungen entgegen
bei der Verdauung der Speisen und Getränke, bei der Entwickelung der
Wär m e und bei der M u s k e l z u s a m m e n z i e h u n g , von welcher die Be
wegungen des Körpers, sowie der Blutumlauf, das Athmen und also auch mittel
bar Blutbereitung und Stoffwechsel abhängen. Wunderbar greifen die einzelnen
Theile des Räderwerks in einander; einfache Mittel genügen, aber sie sind
wirkungsreich; gleichem Gesetz erweisen sich Unterthan die scheinbar so ver
schiedenen Lebensvorgänge des Denkens, der Sinn es Wahrnehmung,
der Ernährung, Form der Theile, chemische Mischung, Zeitdauer — also
R a u m, Stoff und Zeit — geben die Bedingungen für die Lebensäuße
rungen; zum Gewinnen und Erhalten dieser Bedingungen besteht ein einziges
Hilfsmittel. Dieses, den Umsatz der Stoffe, lernten wir zu Beginn unserer
Darlegungen zuerst in seinen physikalischen und am Schlüsse derselben in
einigen chemischen Vorgängen kennen; — im „Gesetz der Erhaltung der
Kraft" versuchten wir den Umsatz im großen Haushalte der Natur und die
Entstehung der von unserem Organisrnus ausgegebenen Kraft zu verfolgen, so
weit es die Beschränkungen der vorliegenden Aufgabe gestatteten. Auch hier
begegnen wir der größten Einfachheit. Die gleichen Hilfsmittel gewähren uns
die Möglichkeit der Körperbewegung und des Nachdenkens: unsere
körperliche und unsere geistige Arbeit entspringen derselben
Quelle, wie sie denselben Grundbedingungen unterworfen sind. —
Wenn man von den Bedingungen der rein körperliche:: Arbeit und zwar zunächst
der.Lebensverrichtung der Muskelröhren besser unterrichtet ist, als vom
Zustandekommen der zweiten rein körperlichen Stofswechselthätigkeit, welche in