Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

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■ein auf dem Tische ansichtig gewordener Esslöffel die Idee eingab, den Versuch 
Au machen, mit demselben kaltes Wasser in die Nase zu giessen. 
Das Kind genas! Ich hatte früher einen solchen Fall, in 
diesem hüls losen Alter, nie durchkommen sehen! Seitdem führte 
ich diese Methode — von mir „kaltes Nasenkad“ genannt — in meiner Praxis ein 
und verdanke derselben viele glückliche Erfolge, seihst bei den 
schwersten Fallen. In der Hand von Laien, hei Ungeschicklichkeit und 
Aengstlichkeit sind Nasendouche, Halsspritze und Pinsel unbrauchbare, selbst gefähr 
liche Instrumente, während der Löffel mit kaltem Wasser jedem Vater 
undjeder Mutter bald geläufig ist und der alsbaldige Erfolg 
des Nasenbad es muntert trotz desSträubens der Kinder zur 
fleissigen Fortsetzung desselben auf. Auf exponirten Plätzen am 
Lande, bei grosser Entfernung von Arzt und Apotheke , ist das kalte Nasen 
wasser bad die beste erste energische Hülfe gegen das so rasch 
tödtlich verlaufende Leiden. Ja es führt schon der eifrige Fortgebrauch desselben 
bei nicht zu bösartigen Formen dieser Krankheit allein zur Heilung. Von 
der hier geschilderten Methode der Reinigung von Nase und Schlund durch Ein 
giessen von kaltem Wasser in beide Nasenlöcher mittelst 
eines gewöhnlichen Löffels habe ich noch in keiner Abhandlung über 
Diphtherie eine Andeutung gefunden. An die Besprechung der Behandlung reiht 
•sich die ebenso wichtige Erörterung der Prophylaxis, bei welcher wiederum das 
kalte Nasenbad eine Hauptrolle spielt! 
Soweit der Verfasser: das Weitere mögen meine Leser in dem sauber aus 
gestatteten, mit 2 hübschen Abbildungen versehenen, Buche selbst nachlesen. 
Was sagt nun unser verehrter Nestor der Hydropathie zu dieser so ein 
fachen hydrotherapeutischen Entdeckung, die sicher sogar unserem 
Pricßnitz alle Ehre gemacht hätte; ist das kalte Nasen Wasser bad 
nicht 1000 mal empfehlenswerther als die innerliche Anwendung von sogar 
concentrirtem Alkohol bis zur Betäubung, der einem kindlichen Orga 
nismus doch nimmermehr unschädlich sein kann? — 
Es kommt aber noch besser! # 
Das kalte Nasenwasserbad hat bereits eine hellwirkende Concurrentin in der 
neuen Entdeckung des kalten Nasenluftbades gefunden, so daß Einem nunmehr 
vor der Diphtherie wahrlich nicht mehr bange zu sein braucht! 
Das „kalte Nasen luft bad" (um mich so im Gegensatz zum Nasen wasser 
bad auszudrücken) wird mittelst eines Apparates genommen, welcher im 
Laufe dieses Jahres von Herrn L. Stackfleth in Berlin construirt wurde, 
welcher auf den Gedanken zu demselben durch das Niemcyer'sche geflügelte 
Wort: „Reine kalte Luft ist die gesundeste At Hern speise" ge 
kommen ist. Der Apparat ist sehr einfach und stellt einen cylindrischen Be 
hälter von Blech dar mit doppelten! Mantel, in welchem ein Filtrum von 
Watte zur Reinigung der eindringenden Luft und eine Abtheilung, welche 
mit kleinen Eisstücken zur Kühlung derselben gefüllt wird, sich befindet; die 
durch diese doppelte Vorrichtung streichende gereinigte, abgekühlte und 
zugleich verdrchtete und darum sauer st offreichercLuft wird nun vom 
Patienten mittelst eines Schlauches und einem an demselben befindlichen, mit 
Oeffnungen für jedes Nasenloch versehenen Athemstücke nur ein geathmet, wäh 
rend durch den Mund aus geathmet wird, für welche Prozedur übrigens 
noch eine besondere Gebrauchsanweisung das Nähere besagt. 
Der Apparat ist durch deutsches Reichspatent geschützt und kann vom Erfinder und 
Fabrikanten, wohnhaft in Berlin X, Lmdowerstraße 15, für 30 Mark bezogen werden, 
Dr. P. Niemeyer hat diese Erfindung in seine Protection genommen, 
ihr den Namen „Der Kalteluftrespirator" gegeben und sagt in, 6. 
Band seiner „Aerztlichen Sprechstunden" bezüglich der Anwendung desselben in 
der Diphtherie Folgendes:
	        
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