Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

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Glückes, so auch seiner Gesundheit eigner Schmied sei. So viel aber nun in 
der Neuzeit von berühmten und vorurtheilsfreien Aerzten auch gethan wurde, 
um Anatomie und Physiologie dem Verständniß eines Jeden mundrecht zu 
machen, so gering erscheint im Großen und Ganzen doch immer noch das In 
teresse sür diese Grundpfeiler der Gesundheitslehre (Hygieine). Viele halten 
ja geradezu das Studium derselben für die ausschließliche Domäne des Arztes. 
Und doch tritt die Nothwendigkeit, sich selbst mit seinem eigenen materiellen 
Ich zu beschäftigen, gebieterisch an jeden Einzelnen, namentlich in unseren 
Tagen heran, wo das rastlose Ringen und Jagen nach Geld und Gut, die 
wachsende Genußsucht, die stetig steigende Verfeinerung der Lebensweise, die 
immer größere Dimensionen annehmende Verbreitung des Fabrikwesens und 
die fortwährend sich vermehrenden Calamitäten der socialen Verhältnisse unser 
körperliches Wohlbefinden mit einem Heere von Schädlichkeiten bedrohen, gegen 
welches nur mit den Waffen des Wissens und energischen Wollens siegreich 
gekämpft werden kaun. Um so freudiger ist es deshalb auch zu begrüßen, wenn 
sich Laien-Vereinc bilden, welche sich mit medizinischen Dingen befassen. Nur 
sollten dieselben, meiner Meinung nach, vor Allem darnach trachten, ihren Mit 
gliedern die nothwendigsten anatomischen, physiologischen und hygieinischen 
Kenntnisse beizubringen und die Beschäftigung mit der Lehre vom Erkennen 
und Heilen der Krankheiten auf das allergeringste Maaß zu beschränken. Denn 
Krankheiten zu kuriren, ist sehr schwer und eigentlich nur die Lebensaufgabe 
des Arztes, der zu diesem Zwecke ein langes, mühsames und kostspieliges Studium 
durchzumachen hat ; Krankheiten zu verhüten, fällt dagegen vcrhältnißmäßig 
leicht. Das kann jeder verständige Laie, wenn er nur den guten, ernsten Willen 
besitzt und nicht müde wird-, sich das dazu erforderliche Wissen anzueignen. 
Eine Anregung zu diesem Studium und einige Anleitung zur Verhütung von 
Krankheiten durch naturgemäße Pffege des Körpers zu geben, ist der Zweck 
dieses Aufsatzes. Ehe ich damit beginne, sei mir gestattet, ein offenes Bekennt 
niß abzulegen. Wenn es gilt, Kranke gesund zu machen, bin ich mit Leib 
und Seele Anhänger H a h n e m a n n 's und lebe der festen, durch Nichts zu 
erschütternden Ueberzeugung, daß die Homöopathie unter allen Heilmethoden 
am schnellsten, sanftesten und sichersten heilt. Handelt es sich aber darum, 
Gesunde gesund zu erhalten, dann schwöre ich zur Fahne der sogenannten 
Naturheilkunde, und ihre hygieinischen Lehren sind es, welche ich hiermit Jeder 
mann an's Herz legen will.*) 
Die persönliche Gesundheitspflege umfaßt ein weites Gebiet und erstreckt 
sich nicht blos auf einzelne Körpertheile, sondern auch auf alle Lebensalter 
(Neugeborenen-, Säuglings-, Kindes-, Jünglings-, Jungfrauen-, mittleres und 
Greifen-Alter), auf die einzelnen Berufsarten und auf die verschiedenen Klimate; 
sie hat für alles Dies specielle Regeln, ebenso wie für Schwangere, Wöchner 
innen und Stillende. Hier kann ich mich nicht in solche Details verlieren; 
auch will ich, um die Geduld desLesers nicht allzusehr iu Anspruch zu nehmen, 
mich nicht in ausführlichen anatomischen und physiologischen Darstellungen er 
gehen. Wer über alles Dieses Belehrung wünscht, der findet sie in reichem 
Maaße in den hygieinischen Schriften von Bock, Hahn, N i e m e y e r, 
Puhlmann, Sonderegger u. A. Mir wird es hier nur möglich, über 
*) Anmerkung d e r R e d a e t i o n. Ich werde am Schlüsse dieses Aussatzes, der 
für einen h o m ö o v a t h i s ch e n Laienverein zum Vortrag bestimmt war und in der 
„Populären Zeitschrift für Homöopathie" zuerst veröffentlicht wurde, einige 
Worte bcz. obigen Aasspruchs über die Leistung der Homöopathie mir erlauben, und bitte bis 
dahin mit dem Urtheil zurückzuhalten, die hygieinischen Lehren aber wohl zu beherzigen! G- W.
	        
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