Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

142 
auch k e i n Kostgänger der Apotheke, 148 Jahre alt geworden ! Man schreibe sich's hinter 
die Ohren ! — Hier erinnere ich passend an den Ausspruch des türkischen G e s a n d = 
t e ix in Berlin beim diplom. Congreß vor 2 Jahren, bezüglich der Verwundung unseres 
Kaisers Wilhelm, als man nämlich allgemein befürchtete: daß derselbe wegen seines hohen 
Alters (81) die Folgen derselben nicht überstehen werde: „ S a g en Sie Ihrem 
Herrn" soll er einem Hosherrn bemerkt haben — „daß er in meinen Augen 
noch kein alter M a n n i st, denn in meiner Heimath lebt ein Greis, der über 140 
Jahr alt ist und noch g u t s i e h t, hört, geht, sogar reitet, nieshalb ich nicht 
begreife, warum Se. Majestät diese Verwundung nicht gut überstehen und noch manches 
Jahrzehnt sollte erleben können, denn im Vergleich mit meinem Landsmann — ist Er 
ja noch ein junger Mann! 
c) Anerkennung unserer Zeitschrift von approbirter Seite. 
Der Cursalon, Zeitschrift für Balneologie, Klimatologie und 
Hydrotherapie, begründet vor 14 Jahren von nied. Dr. Hirschfeld in 
Wien, bringt in seiner letzten Nummer 23 vom 5. September einen voll 
ständigen Abdruck meines Artikels: „Wie lange kann ein Mensch 
ohne Nahrung e xi st i r e n?" in voriger Nummer, welcher wohl seinen 
Beifall gefunden haben muß, trotz Dr. Paul Niem eyer's maliüösem Ver- 
dammungsurtheil! 
d) Professor Dr med. Hebra in Wien — auch gestorben! 
Im Jahrgang 1873 habe ich berichtet, daß in Wien zur Zeit der dortigen 
Weltausstellung auch ein internationaler m e di ci ui sch er Congreß abge 
halten wurde, auf dessen Programm die Jmpffrage obenan stand. Der 
Referent f ü r dieselbe war eben dieser Professor Hebra, der nach Absol- 
virung seines Staatsexamens in den 40er Jahren als junger Dootor promotus 
sich die Lehre von den H a u t k r a n k h e i t e n oder die Dermatologie, 
wie man's gelehrt nennt, zu seinem besonderen Steckenpferd und Broderwerb 
erkor. Dieser Wiener Professor der Hautkrankheiten, in dessen Fach die Po cken 
doch ganz besollders gehören, hat nun auf diesem medic. Congreß für die 
Impfung eine Lanze eingelegt und dabei Folgendes verkündigt: 
„Die Wissenschaft (?) hat schon längst entschieden (?), dass die Impfung ein 
wesentliches, wenn auch kein absolutes Schutzmittel gegen die Blattern ist, dass 
besonders die Lebensgefahr für die von den Pocken befallenen Vaccinir- 
t e n geringer ist, als für die Nichtgeimpften und dass erstere (die Geimpften) der 
Infection überhaupt w e n i g e r (?) ausgesetzt sind. Aus diesen Gründen (?) muss von 
wissenschaftlicher (?) Seite aus die Bedeutung der Impfung aufrechterhalten 
werden und da diese Operation ihre Schutzkraft (?) mit der Zeit v e r l.i e r t (so ! D. R.), 
ist die R evaccination ebenfalls wichtig! Der constatirte Nutzen der Vaccination 
hat eine wichtige und nicht zu umgehende legislatorische Folgerung : den 
Impfzwang. Wenn die Wissenschaft (?) festgestellt hat, dass die Impfung vor 
Ansteckung einen grossen S chutz (?) gewährt, so ist auch constatirt (?), dass die 
Nichtgei mp ften eine G es ah r (?) für die Andern bilden (?) und die Gesell 
schaft hat offenbar das Recht (?), sich vor den Launen (?) Einzelner zu schützen, 
besonders heute, wo der Schulzwang besteht! (Welch logischer Schnitzer I 
s. N.-A. 1878, S. 150.) 
Aber die Oesterreichs waren g l ü ck l i ch c r als ihre deutschen Brüder, 
denn alles gelehrte Salbadern auf diesem Congreß bewirkte doch nicht, daß 
im Kaiserstaat an der Donau ebenfalls ein Jmpfzwangsgesetz wie bei uns pu- 
blicirt wurde! Wohl aber ist dieser Ritter von der Jmpflanzette in den Habs 
burgischen Ritt er stand erhoben und zum k. k. Hofrath ernannt worden! 
Wie weit's doch so ein moderner Augure bringen kann! Im Jahrgang 1877, 
Nr. 5 und 7 habe ich ferner ein Manifest dieses gelehrten Dermatologen mit 
getheilt (und gehörig abgefertigt!), worin er in seiner mcdicinischen Verbissen-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.