Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

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Verschiedenes. 
a) Bestrafung eines nachlässigen Jmpfarztes. 
Im vorigen Jahrgang habe ich mitgetheilt, daß in dem zum Königsberger 
Kreise gehörigen Dorfe Brahlitz (Preußen) in Folge der Schutz-Impf 
ung (?) viele Kinder erkrankten und sogar einige davon gestorben find, 
weshalb dann, da dieser Vorfall doch nicht mehr, Wie sonst üblich, todtge- 
schwiegen werden konnte, eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet wurde. 
Dieselbe hat nun vor dem Schöffengericht in Freienwalde a. d. O. ihren 
vorläufigen Abschluß gefunden; es ist festgestellt worden: daß in Folge der 
I m p f u n g mit Lymphe von ungesunden Kindern in Brahlitz von 
68 Kinder» 30 und in Hohenmützen von 61 Kindern 28 erkrankt und von 
den ersteren 2 gestorben sind; sowie auch: daß der betreffende Bezirks- 
Imp f a r z t bei den°Revisions-Terminen Impfscheine über erfolgreiche 
Impfung ertheilt hat, ohne die Impflinge gesehen zn Habens Die be 
strittenen Thatsachen wurden durch belastende Zeugenaussagen festge 
stellt ! Die königl. Amtsanwaltschast beantragte mit Rücksicht darauf, daß 
durch das Reichs-Jmpfgcsetz vom 8. April 1874 im größten Maaße in die 
freie Willensherrschaft des Menschen gegriffen werde, indem esihn zwinge, 
seine Kinder auch gegen seine Ueberzeugung impfen zu 
lassen — die höchste durch § 17 jenes Gesetzes festgesetzte Strafe von 
500 Mark. Das Schöffengericht sprach nun zwar das Schuldig gegen den 
Angeklagten Dr. H. aus, verur theilte ihn aber nur zu 300 Mark 
Geldstrafe, ev. 20 Tage Gefängniß und in die Kosten! 
Anmerkung der Redaction! 
Wenn das verehrt. Publikum nur mehr Courage hätte und um den frevelhaften Hum 
bug der Staatspockcnschutzimpserci eingehender sich kümmern, sowie gegen die 
selbe zahlreicher sich wehren wollte nach dem Vorbilde einiger unserer wackersten Imp f- 
gegner, dann müßte das nur durch Uebertölpclnng der Reichsboten ab Seiten der 3 im 
Reichstag befindlichen Mediziner errungene Jmpfgcsetz längst wieder ausgehoben worden 
sei» — infolge von Anhäufung einer M e n g e f e st g c st e l l t c r I m p f s ch 8 d i g u n g e n , 
die doch bei einer wohlthätig wirken sollenden hygieinischen Maaß- 
r e g c l gar nicht v o r k o m m e n s o l l t e n! 
Auch aus Fulda in der Pr. Prov. Kurhessen kam mir ganz kürzlich die 
Mittheilung von mehrfachen Imp ff ch äd i g u n g en zu, die wohl eben 
falls eine gerichtliche Untersuchung zur Folge haben werden! — 
b) Hohes Alter auch bei uns oder ein deutscher Methusalem. 
Die Zeitungen berichten, daß im Dorfe Kirchbracht bei Gelnhausen vor 
Kurzem der älteste Mann i» Kurhessen und vielleicht auf dem ganzen Con- 
tincnte gestorben ist. Es war dies der Bauer Florian Weißmuth, der 
angeblich das respectable Alter von 148, sage: hundertachtuttdvierzig Jahren 
erreichte, trotzdem er während seines ganzen Lebens mit Strapazen und 
Entbehrungen aller Art zn kämpfen hatte! Derselbe diente seiner Zeit 
unter dem Herzog Ferdinand von Braunschwcig und hat auch die Schlacht bei 
Wilhelmsthal (1762 — Sieg der Engländer, Hannoveraner und Hessen 
über die Franzosen) mitgemacht. Bon seiner Nachkommenschaft leben noch 2 
Söhne (hochbetagte Greise), 16 Enkel und 43 erwachsene Urenkel. 
Anmerkung der Redaction. 
Schade, daß keine nähere Angabe seiner Lebensweise mite, folgte; jedoch läßt sich sicher 
annehmen, daß demselben die bekannten B o ck'schen täglichen Lpsündigcn Fleisch- 
rationen nebst einigen Töpfchen B a i r i s ch b i e r nicht zu Gebote standen und — 
trotzdem ist der Mann, ein 9 / 10 Bcgetari anet und Wassertrinker, wohl
	        
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