Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

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Vricfivechstl von und mit Allen. 
An Verschiedene. Wohl ein Dutzend sehr wohlwollender und besorgter Zuschriften er 
halten mit der Bitte, nach Rückkehr über meine Consultationsreise nach Schottland doch 
Einiges zum Besten zu geben, namentlich aber zu berichten, wie es mir während der 
Meerfahrt ergangen, ob die famose Seekrankheit den Vegetarianer verschont 
habe oder n i ch t. Antwort: Ich werde mit Vergnügen diesem vielseitigen Wunsche in nächster 
Nummer entsprechen, zumal meine Berufung nach England, wo doch eine Menge Wasser 
heilallstalten existiren, unserem jetzigen deutschen combinirten Natur Heil 
verfahren zur Ehre gereichen muß. Bezüglich der gefürchteten Seekrankheit will 
ich aber jetzt schon mittheilen, daß ich dieselbe bei Andern auf der Hin- wie Rückfahrt zwar 
mit Vergnügen gesehen, aber nicht selbst bekommen habe, weshalb ich aber doch nicht bei 
fügen will — weil ich Vegetarianer bin, denn auf dem Schiffe mußte ich gerade 
eine kleine Ausnahme von meiner gewohnten Lebensweise machen! 
Ab. in H o h e n f r i e d e b e r g. Ob die Menschen , welche am Weichselzopf zu leiden 
haben, irgend welche Schuld daran tragen, z. B. durch Unreinlichkeit re. oder ob die Ursache 
der Krankheit an der Gegend liegt, wie z. B. in W e st p r e u ß e n , wo sie sehr häufig 
vorkommen soll; ich habe hier Personen kennen gelernt, die aus jener Gegend stammen und 
das Schreckliche derselben nicht genug schildern können! Antwort. Ueber das Wesen dieser 
Erkrankung ist die Wissenschaft noch nicht im Klaren resp. verschiedener Ansicht, man weiß 
zur Zeit nur soviel, daß aus der Kopfhaut zuerst ein Jucken entsteht, worauf unter Fieber 
erscheinungen starke Schweiße ausbrechen, die Haardrüsen anschwellen und eine klebrige, 
blutige und stinkende Flüssigkeit absondern, durch welche, indem sie zu Borken verhärtet, 
die Haare zusammenwachsen und ein dichtes filzartiges Gewebe, oft von 
bedeutender Länge, bilden, welches zu geeigneter Zeit abgenommen werden muß. Als ver 
anlassendes Moment kennt man die Sumpfluft und große Unreinlichkeit, über 
mäßiges Warmhalten des Kopfes durch Pelzmützen, sowie den Genuß schlechter und ver 
dorbener, auch scharf gesalzener Speisen und des Branntweins. Zur Verhütung und Be 
handlung derselben dient darum große Reinlichkeit am ganzen Körper, hauptsächlich aber am 
Kopfe durch Waschungen, einfache reizlose gute Nahrung und reichlicher Luftgenuß bei Tag 
und Nacht, sowie Bewegung im Freien. 
Ab. in H a i n i ch e n. Was das A b s e tz e n des Urins (feiner jandiger Niederschlag) 
zu bedeuten habe, ob dieser. Zustand besorgnißerregend, und auf welche Weise dem Uebel 
abzuhelfen sei? Antwort. Ist nicht gefährlich, bedeutet nur, daß die Körpermaschtne nicht 
mehr so vollkommen arbeitet, wie bei klarem gelbem Urin, sondern gröbere Verbrennungs- 
producte ausscheidet, wie z. B. bei einem Schornstein, wo ein schwarzer, dicker Rauch auf 
steigt, der Zug nicht mehr in Ordnung ist, also eine weniger intensive Verbrennung stattfindet; 
darum in solchem Momente dem Körper nun w e n i g e r gehaltvolle Speisen, aber 
mehr frische Luft, bei Tag und Nacht, zuzuführen angezeigt ist, sowie viel kaltes Wasser 
als Getränk und Bad und körperliche Arbeit oder Bewegung bis zur Ermüdung! 
Ab. in B e r l i n. Sie melden mir gütigst sofort, daß die M e d i z i n i s ch e Ge 
sellschaft dort mit Stimmenmehrheit beschlossen habe: die ihr gestellten Anträge auf 
Abänderung der G e w e r b e o r d n u u g (Z 199 betr. d i e K u r p f u s ch e r e i) ah- 
zulehnen und lediglich durch verdoppelte Thätigkeit der Aerzte-Vereine und der medizinischen 
Presse das Pfuscherei- und G e h e i m m i t t e l -U n w e s e n nachdrücklichst zu bekämpfen! 
Also bleibt 7 ^ a u ch ferner bei der s r e i e n n a t u r ä r z t l i ch e n Praxis wie 
feit 1869! Diese Botschaft lasse ich mir gefallen! Das war mal gescheidt von den Herren! 
Inserate. 
Männer von Fach stimmen — gestützt auf Experimente — mit uns überein, daß eine abgeschlossene Luft 
schichte das allein richtige Bekleidungsmittel ist. Unsere aus Wolle, Seide und Baumwolle gefertigten 
netzgeknoteten Luftunterkleider 
sind daher in Zeugnissen ärztlicher Autoritäten als die gesundesten, angenehmsten, dauerhaftesten, 
reinlichsten und billigsten Unterkleider bezeichnet worden. 
JMvecte und Zeugnisse gratis. gfljf Mz * §Me, Imlimg ttt Weil. 
Verantwortlicher Redacteur, Herausgeber und Verleger: Gustav Wolbold in Dresden, 
Rosenstraße Nr. 34, HI. E. — Druck von Iulius Reichel in Dresden. 
Ausgegeben am 3t. Juli. Mit literar. Beilage III.
	        
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