Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

MeilmmMe Werkrerse 
für Mütter und Damen, die es werden wollen. 
Ihr Kind zu nähren a n der B r n ft 
Das tft der Mutter Pfli ch t und Luft. 
Die Käurin fcheert sich gar nichts d'rum— 
Der M c I) l b r e i bringt die Kinder um !! 
Sowie das kleine Würmlein f chreit, 
Ist schon ein süßer Thee bereits 
Gleich ist es an der Kruft )it faul. 
Das kleine Zuckerfchleckermaul. 
Bst sind die Warzen Nach und hohl, 
Das Kind versucht zu saugen wohl, 
Kommt'- nicht zu Stand, gleich giebt's Geschrei, 
And mit dem Stillen ift's vorbei. 
D'rum etliche Monate zuvor 
Macht schon bereit des Brünnleins Rohr, 
Damit der durst'ge Kindermund /' 
Es fasse, doch nicht mache wund. 
Das Kind schreit Zetermordio — 
Hat's Hunger oder sticht's ein Floh? 
Das ist ganz gleich, was weh ihm thut — 
„Der Sch l o tz e r ist für Alles gut". 
So f ch n ust l t unb saugt es Tag und Rächt, 
Rnd ist's gesund, wird's krank gemacht; 
Wie soll denn immerfort der Magen 
Den sauren Teig und Schleim vertragen? 
Das Kindlein hat noch keinen Zahn, 
Darum es auch nicht beißen kann, 
Verlieht sich auch von selbst dabei: 
Daß seine Nahrung — flüssig fei. 
Wenn oft vor D u r ft das Kindlciu schreit, 
Zumal in warmer Sommerzeit, 
Es gleich mit Nahrung stopfen voll, 
Milch oder anderer, wäre toll. 
Erst kriegt cs Theelein lau und leicht, 
Bald wird im Lüftet ihm gereicht 
Frisch W a f fer, wenn es rein und gut, 
Sonst Sodawasser auch es thut. 
Das Würmlein wächst, wird groß und fett, 
Ein rechter Saufaus früh und fpäst 
Die NahrungsqueUe reicht nicht mehr — 
Da muß verdünnte Kuhmilch her. 
Auch Zwieback-Süpplcin oder Drei 
Nnd Kindermehl und Mancherlei — 
Die beste Nahrung jederzeit 
Ist die, wobei das Kind gedeiht. 
Erst wird der Löffel B r e i probirt, 
Mit Speichel d'rauf in's Maule g' schmiert 
Was Du nicht willst, daß man Dir thu', 
Das füg' auch keinem Kinde zu! 
Dst bleiben lang die Knoche n weich, 
Schlaff' Haut und Fleisch, Gestchtlein bleich. 
Das Zahnen dauert gar zu lang, 
Das Athmen geht so schwer und bang; 
Man nimmt Kalbsknochen, schlägt ste klein, 
Kalt zugesetzt, kocht langsam ein, 
Kann rühren drein ein rohes Ei — 
Das ist die K n o ch e n - A r z e n e i! (?) 
Auch wird das Kind fest e i n g e f ch n st r t, 
So daß es kaum ein Gliedlein rührt, 
In Kiffen d'rin, jahraus jahrein, 
Da muß es schwitzen wie ein — Schwein I 
Laßt zappeln doch nach Herzenslust 
Nnd laßt zum Athmen frei die Brust, 
Denkt nicht, daß jedes Lüstelein 
Gleich fo gefährlich müsse fein! 
Zum Schlaf gehört ein warmes Nest, 
Doch ist für's Kind das Allerbest', 
Wenn es gesund, nicht mehr ganz klein, 
Die Lust zu athmen, k a l t und rein! 
Das Kindlein lag im warmen Bad, 
Bevor es in die Welt eintrat, 
Mit warmem Bad, j a nicht z u hei ß! 
Beginnt es feine Lebensreif'. 
Damit es frisch und froh gedeiht, 
Vor Allem übet — Reinlichkeit, 
All' Tag mit gleichem Wärmegrad 
Sei etlich Jahr bereit ein — Bad! 
Nnd wär' es einmal nicht g a n z wohl, 
Recht reinlich man's doch halten soll, 
Was kann da beffer, kürzer fein — ? 
Man lcgt's in's w a r m e B a d hinein ! 
Kommt plötzlich eine F i c b c r g l u t 
Mit trockner Haut — was ist da gut? 
Nur gleich in's laue Bad hinein, 
Man thut wohl etwas Sent'mehl d'rein. 
Dann 'raus, rasch abgetrocknet, schnell 
Nackt eingepackt ganz in Flanell. 
Laßt trinken oft, Schweiß stellt sich ein, 
Braucht keine Stund', wird's beffer fein! 
(Schluß folgt.) 
A n ul e r k u tt g der R e d a c t i o n. 
Am Schluffe dieses, einer süddeutschen medizinischen Zeitschrift entnommenen, satirischen 
Lehrgedichts werde ich angeben, worin unser Heilverfahren von obigen Vorschriften ab 
weicht! * G. W.
	        
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