Volltext: Der Naturarzt 1880 (1880)

Jur Nndespstege. 
Nachtrag zu den medizinischen Merkversen. 
Vom Kerausgeöer. 
(Schluß.) 
So lange aber das Volk fortfährt, die erdrückenden Folgen des Gesetzes 
der rapiden V e r v i e l f ä l t i g u n g seiner selbst zu iguui'ilttt — so lange 
wird auch Hunger und Elend, Siechthum und vorzeitiger Tod die überzäh 
ligen Existenzen vernichten und die Ucberlebenden nicht dazu kommen lassen, ein 
friedliches, sorgenfreies Dasein zu führen! Wenn — sagt ein neuerer 
Autor — die Zunahme der Bevölkerung, die von vielen Volksmirthen 
als ein Zeichen der Prosperität eines Landes betrachtet wird, hauptsächlich auf 
eine Zunahme der Geburten zurückgeführt werden kann, so haben wir es ini 
Gegentheil nicht mit Prosperität, sondern mit dem Beginn eines großen 
Uebels zu thun! Weit besser ist es — und dies ist zur Zeit in Frankreich 
der Fall — wenn die Zunahme der Bevölkerung hauptsächlich durch eine Ver 
minderung der Todesfälle bewirkt wird. Man möge sich diese That 
sache in Deutschland zu Herzen nehmen und nicht mit sittlicher Entrüstung aus 
rufen: Gott sei Dank, daß wir noch nicht bei dem „Zweikiltdershstem" an 
gelangt sind! Diese pharisäische Art, über eine andere Nation, die wirt 
schaftlich weit über uns steht, zu urtheilen, verfängt nur bei Denen, 
welche die Sache oberflächlich betrachten! Leute dagegen, die gewohnt 
sind, den Thatsachen in's Gesicht zu sehen, werden kalkuliren, daß jede mensch 
liche Existenz, die vor Erreichung des selbstständigen Lebensalters zu Grunde 
geht, einen wirtschaftlichen V e r l u st zur Folge hat! Denn alles 
Kapital, was auf die Erziehung der Kinder und die Ausbildung der Halb-Er 
wachsenen verwendet worden ist, wird nnt dem eintretenden Todesfälle unßro- 
ductiv und geht verloren! Die große Sterblichkeit, welche das Uebel der 
Uebervölkerung mit sich bringt, erstreckt sich hauptsächlich auf die jüngeren 
Personen beiderlei Geschlechtes und alle diese Todesfälle sind gleich 
bedeutend mit wirthschoftlichen Verlusten! Daß aber wenige Kinder besser 
und sorgfältiger erzogen werden können, als viele, ist sonnenklar! Die 
Sterblichkeit wird in Familien mit weniger Kindern natur- und 
erfahrungsgemäß eine geringere sein, als da, wo eine Ueberfülle von 
„Kindersegen" vorhanden ist! S t u a r t M i l l, der englische National 
ökonom, sagt daher ganz treffend: „Nur wenn außer dem Bestehen gerechter 
Institutionen die Zunahme der M c n s ch h e i t der ausdrücklichen Leitung 
einer vernünftigen Vorsicht unterworfen wird, können die durch den Verstand 
und die Energie wissenschaftlicher Entdecker den Naturkräften abgewonnenen 
Errungenschaften das Gemeingut der Menschheit und das Mittel zur 
Verbesserung und Veredlung ihres allgemeinen Looses 
werden!" — 
Eine gewisse Beschränkung der übermäßigen Kinderproduction findet in den 
höheren Klassen der Gesellschaft auch bereits statt und es handelt sich 
daher nur darum, die v e r m ö g e n s l o s e, wie das liebe Vieh in den Tag 
hinein lebende Menschheit vom frühen Heirathcn möglichst abzu 
halten und zur Zügelung ihrer physischen Begierden anzuleiten! 
Und was dem Einzelnen bei festem Willen bezüglich der Befriedigung 
seines Magens und seiner Kehle rc. gelingt, das sollte ihm auch aä vocem 
Geschlechtstrieb gelingen, denn eine Mäßigung bringt auch die andere 
hervor! Wer den Bauch Abends nicht vollstopft mit Fleisch, Wurst, Bier rc.,
	        
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