Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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des damaligen und seither verstorbenen Herrschaftsbesitzers, des hochgebornen Grafen 
Franz von Sickingen-Hohenburg, der keinesivegs angenehmen Arbeit, in den dumpfen, 
feuchten und unheizbaren Kellergewölben den noch immerhin sehr bedeutenden Rest 
des einstigen Archiv-Bestandes, — zwei mannshohe Haufen — zu sichten, zu trocknen 
und mir kistenweise zuzusenden. Ebenso wurde das Material nach Durchsicht und 
Benützung zurückgeschickt. Es ergab eine Fülle von Stoff zur Klarlegung der Rechts¬ 
verhältnisse zwischen der Herrschaft und ihren Untertanen. Es wurden hiezu benützt: 
Äcker- und Wiesenvermietungsregister, Akzidentientabellen der Oberamtmänner, Amts¬ 
berichte u»d Direktionserledigungen, Auenzinsregister, Aufruhrakten, Besoldungs- und 
Deputatstabellen, zahlreiche Bierbrau-Urbars-Prozeßakten, Branntweinurbare, Kommer- 
zialtabellen, Kontributionsregister, Kurrendenbücher, Etatspläne, Fleischkreuzerkontrakte, 
Gerichtsprotokolle, Gestehtagsprotokolle, Gestionsprotokolle, Getreidezinsregister, zahl¬ 
reiche Gewerbeakten, Grenzregulierungsurkunden, Grundablösungsakten, Handfesten der 
Richter und Freihöfler, Häusersteuerverzeichnisse, Kasten- und Bieramtsrechnungen, 
Patentenbücher, Relationes und Korrespondenzien, Rentamtskonferenzbücher, Rentamts¬ 
präliminarien, Repertorien über verhandelte Akten, Repertorium der von der Stadt 
Odran bei aufgehobener Jurisdiktion derselben an die Herrschaft übergebenen Akten, 
Repertorium aller Memorabilien, Robotzinsregister, Robotstreitakten, Verzeichnisse der 
Robotschuldigkeiten, Robotkonsignationen, zahlreiche Schulakten, Spezifikation der 
Odrauer Kirchensachen, Unterrichtung der Gemein am Dingrechte, Urbarialaufsätze, 
Urbare der Herrschaft von den Jahren 1650, 1688 und 1773, Verhör- und Straf¬ 
protokolle, Verschreibungen der steigenden und fallenden Zinsen, Vorspannsregister, 
Wirtschaftsrechnungen, verschiedene Zinsregister und zahlreiche Einzelakten und Akten¬ 
bündel, welche die verschiedenartigsten Sachen behandeln. Nebst dem angegebenen 
handschriftlichen Materiale wurden zahlreiche Druckwerke benützt, die am Ende des 
Werkes zusammengefaßt angeführt sind. 
Allen Behörden, Körperschaften und Personen, welche mich bei Beschaffung des 
Materiales unterstützt haben, sei an dieser Stelle der gebührende Dank abgestattet. 
Was die Gliederung des Werkes anbelangt, so zerfällt dasselbe in zehn Abschnitte. 
Im ersten Abschnitte wird eine kurze geographische und geologische Übersicht geboten 
und die vorgeschichtliche Zeit behandelt. Der zweite Abschnitt schildert die Zeit, da 
das Gebiet noch Wihnanow hieß und im Besitze der Ronnen-Abtei Tischnowitz war, 
die Verwüstung desselben durch die Mongolen und die darauffolgende Neubesiedlung 
durch Deutsche unter gleichzeitiger Einführung des deutschen Rechtes. Der dritte und 
vierte Abschnitt bespricht die ältesten Schicksale der Stadt unter den Sternbergen und 
die Husitenkriege, während welcher die Stadt jahrelang ein fester Stützpunkt der Husiten 
war. Eine Menge neuer Tatsachen hellen das Dunkel auf, das bisher über die Ge¬ 
schichte dieser Periode gebreitet war. Ünter den Herren von Zwola beginnen die großen 
Streitigkeiten der Bürger mit der Herrschaft wegen des Bierurbars und der Bauern 
wegen der Robotleistungen, was im fünften Abschnitte erörtert wird, wie nicht minder .* 
die Neuregelung des Zunftwesens, welches Kapitel eine Fülle kulturgeschichtlicher Mo¬ 
mente darbietet. Im sechsten Abschnitte werden die wechselvollen Schicksale der Stadt 
zur Zeit der Reformation und Gegenreformation während des unheilvollen 30jährigen 
Krieges, sowie die Neuregelung der Herrschaftsuntertanenverhältnisfe nach demselben 
geschildert. Die Gründung der Neustadt und die Bestrebungen der Herren von Werden¬ 
berg, einerseits die Wunden, die der 30jährige Krieg geschlagen, zu heilen und Handel 
und Gewerbe zu heben, anderseits aber die Bürger und die Bauern mit erhöhten 
Leistungen zu bedrängen, werden im siebten Abschnitte behandelt. Den Höhepunkt er¬ 
reichen die Bedrückungen der Bürger und der Bauern unter den Herren von Lich- 
nowsky. Sie enden einerseits mit der Aufhebung der Halsgerichtsbarkeit, welche die 
Stadt seit uralter Zeit besessen, anderseits aber mit dem Siege der Bürger in den 
von ihr jahrzehntelang geführten Prozessen wegen des Bierurbars. Die großartigen 
sozial-politischen Reformen der Kaiserin Maria Theresia und des Kaisers Joses II., 
welche nebst den Reformen auf dem Gebiete der Kirche und Schule im achten Ab-
	        
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