Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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baufällig war, ließ der Religionsfond mit einem Kostenaufwands von 4000 fl. C.-M. 
auf dem Gemeindeanger das gegenwärtige Schulhaus erbauen. 
Der erste Lehrer von Dörfel war 1785 Stephan Tropper, der 1763 
in Odrau als Sohn eines Tuchmachers geboren ivurde. Er erhielt 1792 das 
Zeugnis als Lehrer für Trivialschulen mit Auszeichnung. Infolge seines vorzüglichen 
Wirkens erhielt er zwei Dekrete als Musterlehrer und im Jahre 1834 nach der vom 
Erzbischöfe Ferdinand Maria Grafen von Chotek abgehaltenen Generalvisitation der 
Kirche uni) Schule, bei welcher der Odrauer Oberamtmann als Vogtei-Kommissär an¬ 
wesend war, ein Belobungs- und Anerkennungsdekret. Am 4. Juli 1835 feierte die 
Gemeinde mit großem Pompe sein 50jähriges Dienstjubiläum. Als er 1842 starb, 
wurde ihm am Friedhofe ein eisernes Kreuz gesetzt, das folgende Inschrift zeigt: „Dem 
würdigen Lehrer Stephan Tropper von seinen dankbaren Schülern errichtet." Seit 
dem Jahre 1834 hatten ihn Gehilfen im Lehramte unterstützt: Franz Kluger 1834/5, 
Johann Köhler 1836, Andreas Schustek 1837/8 und Ernst Salinger 1839—1841. 
Von 1842—1845 war als Schulprovisor Albin Klein tätig. 
In Heinzendorf unterrichtete vor der Einrichtung der Schule Anton Schwirtlich 
im Hause Nr. 13 täglich 15 bis 20 Kinder in den Elementargegenständen. Als erster 
Lehrer war hier angestellt Thomas Makitta (1795—1836), worauf Georg 
Schramm zuerst Provisor und dann bis 1881 wirklicher Schulleiter war. 
Am 20. Juli 1822 wurde in Heinzendorf im Hause Nr. 58 dem Grundbesitzer Anton 
Mendel*) und seiner Frau Rosine, gebornen Schwirtlich, ein Sohn geboren, der bei der 
Taufe den Namen Johann erhielt. Im Jahre 1843 trat dieser, nachdem er in Olmütz 
die Gymnasial-Studien beendigt hatte, in das Brünner Augustinerstift (Königskloster 
in Alt-Brünn) ein, wobei er den Klosternamen Gregor erhielt. Gregor Johann 
Mendel studierte dann von 185l bis 1853 an der Wiener Universität Mathematik 
und Naturwissenschaften, worauf er 1854 eine Lehrstelle für Physik uttb Naturgeschichte 
an der Brünner Oberrealschule erhielt.. Hier wirkte er als ausgezeichnete, von Kollegen 
und Schülern verehrte Lehrkraft, bis er im Jahre 1868 nach dem Ableben des Prä¬ 
laten Cyrill Napp zu dessen Nachfolger gewählt wurde. Deutsche Treue, entschiedene 
Charakterstärke und persönliche Liebenswürdigkeit gewannen ihm die allgemeine Hoch¬ 
achtung. Mendel war ein treuer Sohn seiner Heimat und ernannte ihn seine Heimats¬ 
gemeinde Heinzendorf wegen seiner Verdienste um die Errichtung der freiwilligen Feuer¬ 
wehr zu ihrem Ehrenbürger. Diese Ehrung freute ihn mehr, als manche andere Aus¬ 
zeichnung, die er als bescheidener Mann zuweilen auch ablehnte, so die Berufung ins 
Herrenhaus unter dem Ministerium Taaffe. Der mährische Landtag ehrte seine Ge¬ 
sinnungstreue im Jahre 1880 durch die Wahl zum Direktor der mährischen Hypotheken¬ 
bank, als welcher er erfolgreich bis zu seinem Tode wirkte. Er starb am 6. Jänner 1884 
an bright'scher Nierenkrankheit. Gregor Johann Mendel befaßte sich nebst Forschungen 
im Pflanzenreiche mit Obst- und Bienenzucht, mit Meteorologie und Astronomie. Seine 
Forschungen über die Sonnenflecken gelangten durch seinen vorzeitigen Tod zu keinem 
Endresultat. Aber erst lange nach seinem Tode kam sein Name als Gelehrter und erfolg¬ 
reicher Forscher zu reichverdienter Geltung. Seine mühevollen und tief durchdachten Unter¬ 
suchungen über die Bastarderzeugung im Pflanzenreiche, die ihn berühmt gemacht haben, 
führte er im Stiftsgarten des Königsklosters in Alt-Brünn in den Sechzigerjahren des 
abgelaufenen Jahrhunderts durch und veröffentlichte die Resultate seiner Forschungen 
in den Verhandlungen des Brünner naturhistorischen Vereines. Obgleich die Frage der 
Bastarderzeugung seit Auftauchen des Darwinismus wiederholt auf die Oberfläche kam, 
blieben Mendels Arbeiten doch völlig unbeachtet. In den letzten Jahren beschäftigten sich 
nun drei Forscher ganz unabhängig voneinander mit Untersuchungen über die Kreuzung 
im Pflanzenreiche, einerseits mit Rücksicht auf die Abstammungslehre (de Vries in 
Amsterdam und.Correns in Tübingen), anderseits mit Bezug auf die Pflanzenzüchtung 
(E. Tschermak in Wien). Als sie aber behufs Ermittlung etwaiger Vorarbeiten die 
*) Ein Bauernname, der im 17. Jahrhundert schon im Kuhländchen auftritt.
	        
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