Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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doch sind von ersterer nur sehr spärliche Nachrichten auf uns gekommen. Die Peters- 
dorfer Schule ging bald wieder ein. 
Ein eigenes Schulhaus gab es in Odrau nicht, sondern es versammelte der 
Schulmeister die Kinder in seinem kleinen Hänschen, das er, wenn er von hier 
wieder wegging, zumeist seinem Nachfolger verkaufte. So kaufte sich im Jahre 
1547 Hans Hofmann, der vordem Schulmeister in Mankendorf gewesen war, 
in Odrau an und wirkte hier als erster bekannter Lehrer. Anfangs des Jahres 
1556 ging er von hier nach Petersdorf, wie aus folgendem Vermerk in der Gemeinde¬ 
rechnung vom genannten Jahre hervorgeht: „4 Gr. geben dem Georg rhudolff vor 
bir, da der Herr Johannis Hoffmann von vns abgeschieden vnd ken Pitersdorf ge- 
tzogen ist."^) Kurze Zeit wirkte dann ein gewisser Victorin hier, doch im dritten 
Quartale des Jahres 1556 versah schon der Stadtschreiber Urbanus Lar es deu 
Schuldienst?) Wir geben die auf die Schule bezughabenden Notizen in der Ge¬ 
meinderechnung wörtlich wieder. 
„Ausgabe dem Schulmaister Quatemmergelt 24 Gr., macht jährlich 2 fl. 24 Gr. — 
1. 24 Gr. geben dem Victorino aus beseht des Schnlmaisters quatemmergelt fraitag 
nach Juvocavit. — 2. 24 Gr. geben dem Victorino fraitag nach Pfingsten. — 
3. 24 Gr. geben dem Urbano quatemmergelt fraitag nach Maria gebürt. — 
4. 24 Gr. geben dem Schulmaister Montag nach dem 4. Sonntag des Äduents. — 
1 fl. geben vor Flaisch dem Schulmaister aufs seine Hochzeit am Sonntag Miseri- 
cordias Dn. — 1 Gr. geben dem Schulmaister vom einleiten der Frayung (Ein¬ 
läuten der Jahrmarktsfreiung) am Sontag nach dem achten Tag Corporis Christi. — 
1 Gr. geben dem schulmaister von der Fraiung einzueleitten Sonntag nach Egidij. — 
4 Gr. geben dem schulmaister vom Wetterleitten Fraitag nach Egidij." — Von der 
weiteren Tätigkeit des Lehrers aus jener Zeit ist nichts bekannt. 
Wie aus der der Stadt im Jahre 1559 von Johann Thomas von Zwola 
verliehenen Handfeste hervorgeht, erhielt der Schulmeister „seit alter Zeit" die Kost 
im Schlosse, was damals in eine jährliche Zahlung von 12 fl. in vierteljährigen 
Teilbeträgen umgewandelt wurde. Johann Thomas von Zwola wollte später seine 
gemachte Zusage nicht einhalten, wurde jedoch zufolge der landrechtlichen Entscheidung 
vom Samstag nach Pfingsten im Jahre 1571 (Punkt 19) dazu verhalten. Zwei 
Jahre vorher hatte er es dahin gebracht, daß der Schulmeister Johannes Has 
die Stadt verlassen, vorher aber folgenden Revers ausstellen mußte: „Ao 1569 den 
Mitwoch nach Nicolay aus besehl Sr. Gnaden hat Joanes Has, Schulmeister alda 
gewesen, Burgen gesetzt: Greger Köler, Daniel Fietzentz, Georg Bartlmos, Michl 
Beck, Blaschke Beck, Ivan Schlosser unter 50 Schock Groschen, Wan der Herr 
5. Gn. den Tag darvor läßt den Burgen anzeigen, sollen sie den Waisen mit 
Namen Micheln gestellen." Wahrscheinlich hatte Has diesen Waisen mit der 
Witwe seines Vorgängers erheiratet. Wer nach Has Schulmeister ivar, ist nicht 
bekannt. 
Von 1587 bis 1594 erscheint Georg Bromowsky als Schulmeister, worauf 
in der Reihenfolge derselben bis 1611 eine Lücke ist. Georg Bromowsky wurde 1594 
Stadtschreiber. Ob Wenzel Hey nisch, der 1580 und Valentin Mud rat, 
der 1582 bis 1586 als Stadtschreiber erscheint, auch den Schuldienst versahen, ist nicht 
bekannt, aber wahrscheinlich. Auch Michael Köhler dürfte von 1602 bis 1610 
den Schuldienst mit versehen haben. 
„Ao 1587 kauft ein ehrbarer Rath anstatt der ganzen Gemein mit Vorwissen 
und Bewilligung der Wohlgebornen Fraw Fraw Anna von Zierotin, Erbfraw auf 
Oder«, unserer gnädigen Fraw, des gottseligen Herrn Peters, gewesenen Pfarrers 
zu Odera, Gassenheus lein im vorigen Rechte vnd Rainen von dem würdigen 
Herrn Jacob Richter, Kaplan alhier, um 30 fl. L.-W. zu einer newen Schulen". 
*) Johann Hofmann dürfte in Petersdorf als Pastor gewirkt haben. — 
2) Victorin ist dann als Pastor in Drahotusch zu finden (1585 —1591).
	        
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