Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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blieb. Seine Tochter Eva heiratete am 10. August 1613 den Matthias Brustmann 
in Odran. Den Diakon Christophor Pranst, der böswilliger Rechtsverdrehungen 
überführt wurde, schaffte der Rat am 25. September 1614 vom Priesteramte ab, 
er blieb jedoch als Schulmeister hier und starb am 22. Oktober 1615. Im Diakonat 
war ihm um die Faschingszeit 1615 Valentin Kinast aus Flnßdenberg in der 
Lausitz gefolgt, der vorher Schulrektor in Wutsch (Bennisch) gewesen war. Ihm 
wurde am Dreifaltigkeitstage 1616 ein Kind getauft, dessen Paten „die Frau auf 
Oder", Georg Blum, Pfarrer in Petersdorf, David Richter, Pfarrer in Jaßnik, 
Andreas Richter, Pfarrer in Liebental, u. a. waren. Rach Hilschers Chronik wurde 
im Jahre 1615 die Goldschmiedwitwe Josefa Kaiser in Odran vom Troppauer 
Scharfrichter hingerichtet, da sie mit ihrem Gesellen falsches Geld erzeugt hatte. Die 
Matrik führt an, daß sich am 11. August ein „tragicus casus“ in der Vorstadt vor¬ 
dem Obertor bei der alten Kirchen (St. Johanniskirche) zugetragen habe. Ein Bruder 
„strafte seine Schwester mit Worten", diese aber stieß ihm das in der Hand habende 
Messer in die Brust, so daß er am 18. August mit Tod verblich und am 19. be¬ 
graben wurde. 
Die Praschmas waren, wie die Herren von Zivola, eifrige Anhänger der 
protestantischen Lehren, die hier weite Verbreitung gefunden hatten. Nur ganz wenige 
ihrer Untertanen waren dein katholischen Glauben treu geblieben, die aber, wie es 
scheint, wenig belästigt wurden, denn 1616 wurde die Tochter des Wirtschafts¬ 
verwalters Johann Naher anstandslos katholisch getauft. Seinem Grolle hierüber gab 
der Pastor Georg Blum (XII.) nur in folgender Bemerkung in der Matrik Aus¬ 
druck: „NB. scandalum, dieses Kind ist susceptore pastore von einem Müllche 
getauft worden aus dem Fullnekichen Kloster." 
Pastor Georg Blum hatte, während er noch in Petersdorf. war, zwischen dem 
Pastor Matthäus Salzer und der Gemeinde Odran Streitigkeiten angezettelt, worauf 
letzterer resignierte und 1616 nach Böllen ging, während Georg Blum um Michaelis 
an seine Stelle nach Odran berufen wurde. Georg Blum war der Sohn des in 
der Geschichte von Troppan mehrmals genannten Lehrers Lorenz Blum. Er svar 
1604 Diakon in Neutitschein, wo er die Tochter des dortigen mährischen Predigers 
Bartholomäus Pochwat heiratete, und später Pastor in Petersdorf. Da die Leute 
aus den Filialen Dobischwald, Dörfel, Wolfsdorf und Taschendorf dem Pastor in 
Odran weder die Verstorbenen namhaft machten, noch die Gebühr entrichteten, so 
wurde über Drängen desselben 1617 von der Herrschaft angeordnet, daß die Kirch¬ 
väter in den Filialen die Anmeldung beim Pastor zu machen und die eingeforderte 
Gebühr von 2 Gr. 6 Hl. zu überreichen haben, was der Pastor „allen successoribus 
zur Unterrichtung" mit der Bemerkung in die Matrik eintrug, „darüber fest gu halten 
und nicht wieder abkommen zu lassen". Am 29. Jänner 1618 starb Frau Elisabeth 
Helmreich, die Mutter des Pastors, und wurde von Valentin Arnold, Pastor von 
Alttitschein, beerdigt. Am 21. Oktober 1620 wurde dem Pastor eine Tochter Rosina 
getauft, wobei Paten waren: Schebor Praschma von Bilkau auf Odran, Valentin 
Arnold, Pastor in Alttitschein, Valentin Calcearius, Pfarrer in Bothenwald, u. a. 
Die Familie des Pastors flüchtete sich 1621 wegen der feindlichen Unruhen nach 
Neutitschein, wo am 5. April das Töchterlein Euphrosine starb unb in der Vor¬ 
stadtpfarrkirche zur rechten Seite des Hochaltars neben des Pastors Vorgänger in 
der Ehe beigesetzt wurde. Am 14. April 1622 wurde dem Pastor und seiner Gattin 
eine Tochter Dorothea getauft, wobei anwesend waren: Schebor Praschma von Bilkau, 
Adam von Geister, schlesischer Kapitän, Hans Mudrak, Fräulein Felicitas Praschma, 
Jungfrau Anna, Jungfrau Marianna, die Frau des Salomon Nab und die Paul 
Anderschin. — Im genannten Jahre trieben sich fortwährend Buschprediger herum, 
die in Schellern und Wäldern dem Volke predigteil, lvie Zimmerrnanns Chronik 
meldet, was wohl eine Folge des von Kardinal Dietrichstein erlassenen Patentes 
gewesen sein dürfte, demzufolge die Wiedertäufer binnen vier Wochen Mähren zu 
verlassen hatten. Ähnliche Maßregeln hatte man dort gegen die mährischen Brüder
	        
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