Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

durch kompliziert wurden, daß einmal im Monat anstatt Fleisch und Brot eine Konserve und 
Zwieback verzehrt werden mußten, wobei die Reluitionsgebühr entfiel. 
Bei der knapp bemessenen Fassung nach Kopf und Gramm war die feldmäßige Verteilung 
nach dem Augenmaß längst zu ungenau geworden, weshalb die Ankerabteilungen mit kleinen 
Waagen und Hohlmaßen beteilt werden mußten. Genaue Bescheinigungen jeder Fassung bis 
zum kleinsten Detachement hinunter wurden zur notwendigen Kontrolle unerläßlich. 
Die Hafergebühr für große Pferde war aus zwei, für kleine auf ein Kilogramm herab¬ 
gesetzt, doch kam meist statt Hafer, der bereits menschlicher Nahrung diente, eine minderwertige 
Melasse. Wohl wurden die Berpslegsfätze auf die Dauer der Offensive etwas erhöht und 
durch einige Zubußen verbessert, doch reichten die materiellen Boraussetzungen hier wie in allen 
anderen Belangen bei weitem nicht an die früherer Offensiven heran. Ihre wesentlichste Trieb¬ 
feder war denn auch die lockende Aussicht, durch Beute der würgenden Not in der Front und 
im Hinterlands wieder einmal ein wenig abzuhelfen. 
Bor dem Abmarsch auf die Hochfläche wurden alle nur halbwegs entbehrlichen Bagagen, 
die Fahrküchen und der größte Teil der Fuhrwerke in den Rücklaßdepots in Trient, Borgo 
und Grigno deponiert, die freigewordenen kleineren Pferde dem Gebirgstrain zugewiesen, der 
mit den Bataillonen marschierte, während der sehr reduzierte fahrende Train die nahe an der 
Front vorbeiführende Straße Primolano—Enego in zwei Nachtmärfchen benützen mußte. 
Dank strengster Marschdisziplin kam er unbemerkt durch. 
Beim Beziehen der Stellung nahmen die Kochkisten-, Munitions- und Wassertragtiere in 
der Frenzela-Schlucht möglichst gedeckte Aufstellung. Der übrige Train blieb bei Marcesina, 
wo ein mitgebrachtes großes Berpflegszelt zur Aufbewahrung und bei der Berteilung der Ber- 
pflegsartikel namentlich während der häufigen Regengüsse sehr gute Dienste leistete. Bor¬ 
sorglich hatte der Regiments-Proviantoffizier die Fuhrwerke bis zur äußersten Grenze der 
Ladefähigkeit ausgenützt, so daß sich die häufigen Störungen der Seilbahn, von welcher der 
Nachschub abhing, nicht allzusehr fühlbar machten. Irgend eine Beschaffungsmöglichkeit gab 
es in dieser wasserarmen Gegend nicht. Die Schlächterei wurde in eigener Regie geführt. Ein 
kleines Übergewicht bei der Fleifchausbeute einzelner Tiere vermochte jedoch keinesfalls eine 
fühlbare Verbesserung der Fleischversorgung herbeizuführen. 
Der nächtliche Zufchub von Marcesina in die Frenzela-Schlucht auf der mit Fuhrwerken, 
Autos und Tragtieren überlasteten, größtenteils unter schwerem Artilleriefeuer liegenden 
Straße bedeutete für die oft nicht als vollwertig angesehenen Fahrsoldaten und Tragtierführer 
eine der größten Nervenbelastungen. Ohne ausweichen oder sich decken zu können, mußten 
sie ihren Weg zurücklegen und oft hörte man einen oder den anderen äußern, daß sie viel 
lieber in der Front stünden, als wochenlang diesen „Tschach" mitmachen und um sein Leben 
traben und rennen zu müssen. Gefallene Soldaten und tote Pferde säumten die Zufahrts¬ 
straße neben zerschossenen Fuhrwerken und verstreuter Munition. Im Höllenkessel der gas¬ 
verseuchten, mit Leichen bedeckten Frenzela-Schlucht mußte man sich damit begnügen, die 
bei der Tränke gefallenen Tiere aus dem dürftigen Wasserlauf der Torrente herauszuziehen, 
um das zum Trinken und Kochen benützte Wasser nicht durch verwesende Kadaverkeile noch 
mehr zu verunreinigen. 
Daß die an sich unzureichende Verpflegung durch die ungünstigen Zuschubsverhälinisse 
ungemein schwer behindert wurde, ist einleuchtend. So mußten sich die Reihen der Kämpfer 
nicht nur durch die großen Berluste, sondern auch durch Entbehrung und Krankheit rasch 
bedenklich lichten. 
Die Hoffnung, in der folgenden Retablierung eine bessere Befriedigung des Magens zu 
finden, erfüllte sich nicht. Bon Woche zu Woche wurde die Berpflegung schlechter) die un¬ 
zureichenden Rationen sanken auch in der Qualität immer mehr herab. Bald war die Fleisch¬ 
ration mit 150 Gramm wesentlich kleiner als die Friedensgebühr (190 Gramm). Zeitweise 
konnte Pferdefleisch für ein Gulasch am Abend ausgegeben werden, doch fehlte es an Fett 
zur schmackhaften Zubereitung. Die Klippfische, die manchmal statt Rindfleisch kamen, waren 
766
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.