Volltext: Siebentes Bändchen (7. 1921)

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Bilder aus der Cbronik von St. Gotthard. 
(Von Matthäus Schauer, reg. Chorherr und Kooperator in St. Peter am Wimberge.) 
Einleitung. 
St. Gotthard, im Volksmunde allgemein „Gad Gebal" 1) genannt, auf einem 
hohen Berge gelegen, bietet gegen Süd und Ost eine prächtige Fernficht. Während 
der Westen den Ameisberg mit seiner Warte und andere Berge der „buckligen Welt", 
wie man oft das Mühlviertel zu nennen pflegt, unseren Augen zeigt. Gegen Norden 
ist allerdings die Aussicht etwas verdeckt durch die höheren Berge von St. Johann 
und Grammastetten, zwischen denen die kleine Rottel2) rauschend über Steinmassen 
dahinstürzt. Ein wunderschönes, lauschiges Plätzchen, das unansehnliche Pfarrdorf 
St. Gotthard mit seinen wenigen Häusern und dem Kirchlein, nett und klein, das 
so einsam thront in jungfräulicher Stille hoch droben auf dem Berge, den tief 
drunten im Tale rauschend die Rottet bespült. Doch wozu St. Gotthards ganz 
eigenartige Vorzüge noch länger in gebundener Rede preisen, wenn selbst ein Dichter 
nicht Worte genug findet, die Schönheit dieses Plätzchens zu verherrlichen ? Hochwürden 
Herr Pfarrer Hofmaninger hat im Jahre 1900 eine nette Dichtung geschaffen, die 
mit Fug und Recht die Oeffentlichkeit nicht zu scheuen braucht, dem Dichter aber 
zur Ehre gereicht; sie führt den Titel: 
 
St. Gotthard. 
Willst du ein schönes Land erfragen?  Den Hochschwab und den großen Oetscher; 
Wohl jedes Kind vermags zu sagen:  Den Dachstein mit dem Karlseis-Gletscher; 
Das Land heißt Oberösterreich,   . Vom Gosautale   die Bischofmützen 
Auf Erden kommt ihm keines gleich.  Sieht man ein wenig herüberblitzen. 
So manche Höhe wird erklommen,  Des Höllengebirges steile Fluchten 
Daß sie als „Lug ins Land" mag frommen,'  Voll öder Felder und wilder Schluchten. 
Und mancher steigt auf hohe Warten,  Der Schafberg, das Gebirg der Tennen. 
Daß er den weiten Gottesgarten  Auch Göll und Watzmann läßt sich kennen. 
Mit seinen Zierden, seinen Prachten Dem Untersberg mit seinen Zwergen 
Mit frohem Sinne mag betrachten.  Gelingt es nicht, sich zu verbergen. 
Willst Du ein schönes Plätzchen kennen?  Hochkönig mit übergoß'ner Alme, 
Ich will Dir's im Vertrauen nennen:  Dir sei geweiht die Siegespalme; 
Es ist St. Gotthard, wohl zu loben,  Doch sehnst du dich noch mehr nach Blicken, 
Auf steilem Berge liegt es droben;  Die Herz und Auge Dir erquicken. 
Als Aussichtswarte mag es gelten,  Warum denn in die Ferne schweifen? 
Doch soll man's nicht „Gad Gebal" schelten.  Das Schöne liegt so nah — zum Greifen: 
Ich darf mich nur zum Fenster stellen  Die Mühlviertlerberge, die sanften Hügel, 
Seh' ich den Traunstein, den alten Gesellen,  Das fruchtbare Tal, der Donauspiegel; 
Des Totengebirges steile Hänge Stift Wilhering, so reich an Segen, 
Und seiner Schroffen und Spitzen Menge.  So friedlich, still am Strom gelegen. 
Den kleinen und den großen Priel,  Man sieht am Kürnberg mehr zur Linken 
Der Bergtouristen hohes Ziel. St. Florians Türme herüberwinken, 
Den Pyrgaß mit dem Warschenecke  Auch Goldwörth, das oft flutbedrängte, 
Und Sengsenberg auf gleicher Strecke.  Markt Ottensheim, der reichbeschenkte, 
Man sieht recht wohl, doch niemand glaube,  Aus Schutt und Asche neu erbautes, 
Daß ich zu scherzen mir erlaube,  Schloß Eschelberg, das altergraute, 
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1) Gad Gebal oder Geweg; Pritz bemerkt hiezu: „Ob nicht Gad ein altslawisches Wort 
ist, welches eigentlich Hütte oder Kirche von Holz, und Gad Geweg öffentlichen Versammlungs- 
ort bedeutet?" Siehe Geschichte des Landes ob der Enns. 1. Bd., S. 367, Anm. 7. 
2) Die kleine Rottel (Rodel) ein Waldbach, oft sehr reißend und wild, nordöstlich von 
St. Veit entspringend, durchrauscht einen Teil der Pfarre, vereinigt sich bei Rottenegg mit 
der großen Rottel, welche sich bei Ottensheim in die Donau ergießt. 
3) Am 7. Juni 1899 um 2 Uhr nachmittags entstand im Markte Ottensheim ein 
Feuer, dem von den 170 Häusern des Ortes 126 gänzlich, 12 teilweise zum Opfer fielen. 
Dieser Brand war vielleicht der größte seit Menschengedenken im Lande ob der Enns,
	        
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