Wilder aus der Cbromk voit St. Gotward. (Von Matthäus Schauer, reg. Chorherr und Kooperator in St. Peter am Wimberge.) Einleitung. St. Gotthard, im Volksmunde allgemein „Gad Gebal" i) genannt, auf einem hohen Berge gelegen, bietet gegen Süd und Ost eine prächtige Fernficht. Während der Westen den Ameisberg mit seiner Warte und andere Berge der „buckligen Welt", wie man oft das Mühlviertel zu nennen pflegt, unseren Augen zeigt. Gegen Norden ist allerdings die Aussicht etwas verdeckt durch die höheren Berge von St. Johann und Grammastetten, zwischen denen die kleine Rottes) rauschend über Steinmassen dahinstürzt. Ein wunderschönes, lauschiges Plätzchen, das unansehnliche Pfarrdorf St. Gotthard mit seinen wenigen Häusern und dem Kirchlein, nett und klein, das so einsam thront in jungfräulicher Stille hoch droben auf dem Berge, den tief drunten im Tale rauschend die Rottet bespült. Doch wozu St. Gotthards ganz eigenartige Vorzüge noch länger in gebundener Rede preisen, wenn selbst ein Dichter nicht Worte genug findet, die Schönheit dieses Plätzchens zu verherrlichen ? Hochwürden Herr Pfarrer Hofmaninger hat im Jahre 1900 eine nette Dichtung geschaffen, die mit Fug und Recht die Oeffentlichkeit nicht zu scheuen braucht, dem Dichter aber zur Ehre gereicht; sie führt den Titel: 8t. «ottdara. Willst du ein schönes Land erfragen? Den Hochschwab und den großen Oetscher; Wohl jedes Kind vermags zu sagen: Den Dachstein mit dem Karlseis-Gletscher; Das Land heißt Oberösterreich, . Vom Gosautale die Bischofmützen Auf Erden kommt ihm keines gleich. Sieht man ein wenig herüberblitzen. So manche Höhe wird erklommen, Des Höllengebirges steile Fluchten Daß sie als „Lug ins Land" mag frommen,' Voll öder Felder und wilder Schluchten. Und mancher steigt auf hohe Warten, Der Schafberg, das Gebirg der Tennen. Daß er den weiten Gottesgarten Auch Göll und Watzmann läßt sich kennen. Mit seinen Zierden, seinen Prachten Dem Untersberg mit seinen Zwergen Mit frohem Sinne mag betrachten. Gelingt es nicht, sich zu verbergen. Willst Du ein schönes Plätzchen kennen? Hochkönig mit übergoß'ner Alme, Ich will Dir's im Vertrauen nennen: Dir sei geweiht die Siegespalme; Es ist St. Gotthard, wohl zu loben, Doch sehnst du dich noch mehr nach Blicken, Auf steilem Berge liegt es droben; Die Herz und Auge Dir erquicken. Als Aussichtswarte mag es gelten, Warum denn in die Ferne schweifen? Doch soll man's nicht „Gad Gebal" schelten. Das Schöne liegt so nah — zum Greifen: Ich darf mich nur zum Fenster stellen Die Mühlviertlerberge, die sanften Hügel, Seh' ich den Traunstein, den alten Gesellen, Das fruchtbare Tal, der Donauspiegel; Des Totengebirges steile Hänge Stift Wilhering, so reich an Segen, Und seiner Schroffen und Spitzen Menge. So friedlich, still am Strom gelegen. Den kleinen und den großen Priel, Man sieht am Kürnberg mehr zur Linken Der Bergtouristen hohes Ziel. St. Florians Türme herüberwinken, Den Pyrgaß mit dem Warschenecke Auch Goldwörth, das oft flutbedrängte, Und Sengsenberg auf gleicher Strecke. Markt Ottensheim, der reichbeschenkte, Man sieht recht wohl, doch niemand glaube, Aus Schutt und Asche neu erbautes, Daß ich zu scherzen mir erlaube, > Schloß Eschelberg, das altergraute, *) Gab Gebal oder Geweg; Pritz bemerkt hiezu: „Ob nicht Gad ein altslawisches Wort ist, welches eigentlich Hütte oder Kirche von Holz, und Gad Geweg öffentlichen Versammlung^ ort bedeutet?" Siehe Geschichte des Landes ob der Enns. 1. Bd., S. 367, Anm. 7. 2) Die kleine Rottel (Rodel) ein Waldbach, oft sehr reißend und wild, nordöstlich von St. Veit entspringend, durchrauscht einen Teil der Pfarre, vereinigt sich bei Rottenegg mit der großen Rottel, welche sich bei Ottensheim in die Donau ergießt. " 3) Am 7. Juni 1899 um 2 Uhr nachmittags entstand im Markte Ottensheim ein Feuer, dem von den 170 Häusern des Ortes 126 gänzlich, 12 teilweise zum Opfer fielen. Dieser Brand war vielleicht der größte seit Menschengedenken im Lande ob der Enns,